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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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durch Les Tulettes kam, wo sich eine Poststation befand, fuhr um drei Uhr von Plassans ab. Marthe, die der Peitschenschlag einer fixen Idee hochjagte, wollte keinen Augenblick verlieren; sie nahm den Schal wieder um, setzte den Hut wieder auf und befahl Rose, sich sofort anzuziehen.
    »Ich weiß nicht, was Madame haben mag«, sagte die Köchin zu Olympe. »Ich glaube, wir verreisen für ein paar Tage.«
    Marthe ließ die Schlüssel stecken. Sie hatte Eile, auf die Straße zu kommen.
    Olympe, die sie begleitete, versuchte vergebens herauszubekommen, wohin sie fahre und wie viele Tage sie fort bleiben würde.
    »Kurzum, seien Sie unbesorgt«, sagte sie mit ihrer liebenswürdigen Stimme auf der Schwelle zu ihr. »Ich werde alles wohl versorgen, Sie werden alles in Ordnung wieder vorfinden … Lassen Sie sich Zeit, erledigen Sie Ihre Angelegenheiten. Wenn Sie nach Marseille fahren, bringen Sie uns frische Seemuscheln mit.«
    Und Marthe war noch nicht um die Ecke der Rue Balande gebogen, als Olympe bereits vom ganzen Haus Besitz ergriff. Als Trouche nach Hause kam, traf er seine Frau dabei an, wie sie die Türen knallte, die Möbel durchwühlte, herumschnüffelte, vor sich hin trällerte und die Räume mit dem Wedeln ihrer Röcke erfüllte.
    »Sie ist weg, und ihre Wirtschafterin, dieses Rindvieh, mit ihr«, rief sie ihm zu und streckte sich in einem Sessel aus. »He? Das wäre ein tolles Glück, wenn sie beide in einem Chausseegraben liegenblieben! – Wie dem auch sei, wir werden eine Zeitlang hübsch nach unserem Belieben leben. Uff! Das tut gut, allein zu sein, nicht wahr, Honoré? Komm, küsse mich für die Mühe! Wir sind zu Hause, wir können im Hemd herumlaufen, wenn wir wollen.«
    Unterdessen kamen Marthe und Rose auf dem Cours Sauvaire gerade an, als der Wagen nach Toulon abfahren wollte. Das Coupé war frei.
    Als die Wirtschafterin hörte, wie ihre Herrin zu dem Postillon sagte, er solle in Les Tulettes anhalten, ließ sie sich nur widerwillig in der Postkutsche nieder. Der Wagen hatte die Stadt noch nicht verlassen, als sie schon brummte und mit ihrer sauren Miene immer wieder sagte:
    »Ich glaubte, Sie seien endlich vernünftig geworden! Ich bildete mir ein, wir reisen nach Marseille, um Herrn Octave zu besuchen. Da hätten wir eine Languste und Seemuscheln mitgebracht … Na ja, ich habe es zu eilig gehabt. Sie sind immer noch dieselbe, Sie suchen sich immer noch Kummer, Sie verstehen bloß, was auszudenken, das Ihnen den Kopf verdreht.«
    Marthe, die halb ohnmächtig in der Ecke des Coupes saß, war völlig apathisch. Eine tödliche Schwäche bemächtigte sich ihrer jetzt, da sie sich nicht mehr gegen den Schmerz sperrte, der ihr die Brust zerriß.
    Aber die Köchin sah sie nicht einmal an.
    »Wenn das kein verschrobener Einfall ist, Herrn Mouret zu besuchen!« begann sie wieder. »Ein hübscher Anblick, der Sie aufheitern wird! Wir werden acht Tage lang deswegen nicht schlafen. Sie können nachts ruhig Angst haben; der Teufel soll mich holen, wenn ich aufstehe, um unter die Möbel zu gucken! – Wenn Ihr Besuch Herrn Mouret wenigstens noch guttun würde; aber er ist imstande, Ihnen das Gesicht zu zerkratzen und selber daran zu krepieren. Ich hoffe sehr, daß man Sie nicht hinein läßt. Es ist von vornherein verboten … Na ja, ich hätte nicht in den Wagen steigen sollen, als Sie von Les Tulettes gesprochen haben; ganz allein hätten Sie die Dummheit vielleicht nicht gewagt.« Ein Seufzer Marthes unterbrach sie. Sie wandte sich um, sah, daß Marthe ganz bleich war, nach Atem rang, und ärgerte sich noch mehr, während sie ein Fenster herunterließ, um Luft hereinzulassen.
    »Jetzt brauchen Sie mir bloß unter den Händen zu sterben; das fehlte gerade noch. Wären Sie nicht besser in Ihrem Bett aufgehoben und ließen sich pflegen? Wenn man bedenkt, daß Sie das Glück gehabt haben, in Ihrer Umgebung nur ganz zuverlässige Leute anzutreffen, ohne daß Sie dem lieben Gott auch nur Dankeschön sagen! Sie wissen sehr wohl, daß das die Wahrheit ist. Der Herr Pfarrer, seine Mutter, seine Schwester, sogar Herr Trouche sind sehr aufmerksam gegen Sie; sie würden sich ins Feuer stürzen, sie sind zu jeder Tages und Nachtzeit auf den Beinen. Als Sie das letzte Mal krank waren, habe ich Madame Olympe weinen, sehen, jawohl weinen. Na ja! Wie lohnen Sie ihre Güte? Sie bringen sie in Unruhe, Sie reisen wie eine Duckmäuserin ab, um Herrn Mouret zu besuchen, wobei Sie genau wissen, daß ihnen das viel Kummer bereiten

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