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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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heute morgen ist er ruhiger; man hat ihm die Zwangsjacke ausziehen können … Wenn er böse wird, gehen Sie rückwärts hinaus und lassen mich mit ihm allein, nicht wahr?«
    Zitternd und mit trockener Kehle ging Marthe hinein. Zuerst sah sie in einem Winkel nur eine dicht an der Wand zusammengekauerte Masse. Der Tag ging zur Neige, die Zelle wurde wie ein Keller nur durch einen Lichtschimmer erleuchtet, der durch ein vergittertes, mit einem Bretterverschlag versehenes Fenster fiel.
    »Na, mein Lieber«, rief Alexandre vertraulich und klopfte Mouret auf die Schulter, »ich bringe Ihnen Besuch … Ich hoffe, Sie werden artig sein.« Er ging zurück, lehnte sich mit herabhängenden Armen gegen die Tür und ließ den Irren nicht aus den Augen.
    Mouret hatte sich langsam erhoben. Er schien überhaupt nicht erstaunt zu sein.
    »Du bist es, meine Gute?« sagte er mit seiner friedlichen Stimme. »Ich habe auf dich gewartet, ich habe mir Sorgen gemacht wegen der Kinder.«
    Marthe, deren Knie einknickten und der dieser gerührte Empfang die Sprache verschlug, sah ihn ängstlich an.
    Übrigens hatte er sich gar nicht verändert; es ging ihm sogar besser, er war dick und fett, sein Bart war gepflegt, seine Augen klar. Seine wunderlichen Gewohnheiten eines zufriedenen Bürgers waren wieder zum Vorschein gekommen; er rieb sich die Hände, zwinkerte mit dem rechten Augenlid, trat von einem Fuß auf den anderen und schwatzte mit der spöttischen Miene seiner guten Tage.
    »Ich fühle mich ganz wohl, meine Gute. Wir können nach Hause zurückkehren … Du kommst mich holen, nicht wahr? – Hat man sich um meinen Salat gekümmert? Die Nacktschnecken haben den Lattich verteufelt gern, der Garten war von ihnen zerfressen; aber ich kenne ein Mittel, um sie zu vertilgen … Ich habe Pläne, du wirst sehen. Wir sind reich genug, wir können uns unsere Liebhabereien leisten … Sag mal, hast du während meiner Abwesenheit nicht Vater Gautier aus SaintEutrope gesehen? Ich hatte ihm dreißig Krüge starken Wein zum Verschneiden abgekauft. Ich muß ihn aufsuchen … Du hast nicht für zwei Sous Gedächtnis.« Er machte sich lustig, drohte ihr freundschaftlich mit dem Finger. »Ich wette, daß ich alles in Unordnung vorfinden werde«, fuhr er fort. »Ihr gebt auf nichts acht; die Werkzeuge liegen herum, die Schränke bleiben offen, Rose macht die Zimmer mit ihrem Besen schmutzig … Und Rose, warum ist sie denn nicht gekommen? Ach! Was für ein Dickkopf! Das ist mir eine, aus der wir nie etwas machen werden! Du weißt es nicht, eines Tages hat sie mich vor die Tür setzen wollen. Jawohl … Das Haus gehört ihr, das ist zum Totlachen … Aber du erzählst mir ja nichts von den Kindern? Désirée ist noch immer bei ihrer Amme, nicht wahr? Wir werden sie besuchen, wir werden sie fragen, ob sie sich langweilt. Ich will auch nach Marseille fahren, denn Octave macht mir Sorgen; als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, habe ich ihn recht vergnügungssüchtig gefunden. Ich spreche nicht von Serge. Der ist zu brav, er wird die ganze Familie heiligmachen … Sieh mal, es macht mir Spaß, von zu Hause zu reden.« Und er redete, redete immerzu, erkundigte sich nach jedem Baum seines Gartens, verweilte bei den kleinsten Einzelheiten des Haushalts, zeigte über eine Menge kleiner Dinge ein ungewöhnliches Gedächtnis.
    Marthe, die von dieser mit Kleinigkeiten erfüllten Zuneigung, die er ihr bezeigte, tief gerührt war, glaubte ein äußerstes Zartgefühl darin zu sehen, daß er Sorge trug, keinerlei Vorwurf an sie zu richten, nicht einmal die geringste Anspielung auf seine Leiden zu machen. Sie hatte Verzeihung gefunden, sie schwur, ihr Verbrechen wiedergutzumachen, indem sie die unterwürfige Magd dieses Mannes werde, der in seiner Gutmütigkeit so groß war; und schwere, stumme Tränen liefen über ihre Wangen, während sie ihre Knie beugte, um ihn um Gnade anzuflehen.
    »Nehmen Sie sich in acht!« flüsterte ihr der Wärter ins Ohr. »Er macht Augen, die mich beunruhigen.«
    »Aber er ist nicht verrückt!« stammelte sie. »Ich schwöre Ihnen, daß er nicht verrückt ist! Ich muß mit dem Direktor sprechen. Ich will ihn sofort mitnehmen.«
    »Nehmen Sie sich in acht!« wiederholte der Wärter barsch und zog sie am Arm.
    Mouret hatte sich mitten in seinem Schwatzen um sich selber gedreht, wie ein zu Tode getroffenes Tier. Er legte sich platt auf den Boden; dann lief er auf allen vieren hurtig an der Wand entlang.
    »Hu! Hu!« heulte er mit rauher und

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