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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Gästen, die sich zurückzuziehen begannen, die Hand. Es war elf Uhr.
    Der Abbé wurde sehr ärgerlich, als er bemerkte, daß der ehrenwerte Bourrette die Musik benutzt hatte, um zu verschwinden. Er rechnete darauf, mit ihm zu gehen, was ihm einen anständigen Abgang verschaffen sollte. Wenn er jetzt allein aufbräche, wäre das eine völlige Niederlage; man würde am nächsten Tag in der Stadt erzählen, daß man ihn hinausgeworfen habe. Er flüchtete sich wieder in eine Fensternische, spähte nach einer Gelegenheit aus, suchte eine Möglichkeit, einen ehrenhaften Rückzug anzutreten.
    Indessen leerte sich der Salon, es waren nur noch einige Damen dort. Da bemerkte er eine ganz schlicht gekleidete Frau. Es war Frau Mouret, die durch leicht gewelltes gescheiteltes Haar jünger wirkte. Sie überraschte ihn sehr durch ihr ruhiges Gesicht, in dem zwei große schwarze Augen zu schlafen schienen. Er hatte sie den Abend über nicht erblickt. Sie war zweifellos in ihrer Ecke geblieben, ohne sich zu rühren, weil sie darüber verärgert war, untätig so die Zeit zu verlieren und die Hände in den Schoß zu legen. Als er sie musterte, stand sie auf, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden.
    Diese genoß eine ihrer stärksten Freuden, nämlich zu sehen, wie die vornehme Gesellschaft von Plassans unter Verbeugungen abzog, sich bei ihr bedankte für ihren Punsch, ihren grünen Salon, die angenehmen Stunden, die man soeben bei ihr verbracht hatte; und sie dachte daran, wie die vornehme Gesellschaft ihr einst auf dem Leib herumgetrampelt hatte, wie sie es derb ausdrückte, während zur Stunde die Reichsten kein Lächeln fanden, das für diese liebe Frau Rougon zärtlich genug war.
    »Ah! Madame«, murmelte der Friedensrichter Maffre, »hier vergißt man den Lauf der Stunden.«
    »Sie allein verstehen einen Empfang zu geben in dieser Gegend, wo die Füchse einander gute Nacht sagen«, flüsterte die hübsche Frau de Condamin.
    »Wir erwarten Sie morgen zum Abendessen«, sagte Herr Delangre. »Es gibt, was gerade auf den Tisch kommt, wir machen keine Umstände wie Sie.«
    Marthe mußte durch diese Huldigungsszene hindurchgehen, um zu ihrer Mutter zu gelangen. Sie küßte sie und wollte sich zurückziehen; da hielt Félicité sie zurück, wobei sie sich suchend nach jemandem umsah. Als sie Abbé Faujas gewahrte, sagte sie lachend:
    »Herr Abbé, sind Sie ein galanter Mann?«
    Der Abbé verneigte sich.
    »Dann tun Sie mir doch bitte einen Gefallen und begleiten Sie meine Tochter. Sie, der Sie im selben Hause wohnen, wird das nicht stören; es gibt da ein Stückchen finstere Gasse, die wahrhaftig nicht beruhigend ist.«
    Marthe versicherte mit ihrer friedfertigen Miene, sie sei kein kleines Mädchen, sie habe keine Angst; aber da ihre Mutter darauf bestand und sagte, sie sei dann ruhiger, nahm sie die guten Dienste des Abbé an. Und als dieser mit ihr wegging, flüsterte Félicité, die sie bis auf den Treppenabsatz begleitet hatte, lächelnd dem Priester mehrmals ins Ohr.
    »Erinnern Sie sich an das, was ich gesagt habe … Gefallen Sie den Frauen, wenn Sie wollen, daß Plassans Ihnen gehört.«
     

Kapitel VII
    Mouret, der nicht schlief, bestürmte Marthe noch am selben Abend mit Fragen, wollte wissen, was bei der Gesellschaft vorgefallen sei.
    Sie antwortete, alles sei wie üblich verlaufen, sie habe nichts Ungewöhnliches bemerkt. Sie fügte lediglich hinzu, daß Abbé Faujas sie begleitet und dabei mit ihr über unbedeutende Dinge geplaudert habe.
    Mouret war über das, was er »die Indolenz« seiner Frau nannte, sehr verärgert.
    »Man könnte sich bei deiner Mutter ruhig gegenseitig umbringen«, sagte er und vergrub den Kopf mit wütender Miene im Kissen, »du würdest mir die Nachricht davon gewiß nicht bringen.«
    Als er am nächsten Tag zum Essen nach Hause kam, rief er Marthe zu, sobald er sie von weitem erblickte:
    »Ich wußte ja genau, du hast Augen, um nichts zu sehen, meine Gute … Ah! Wie ich dich da wiedererkenne! Den ganzen Abend lang in einem Salon zu bleiben, ohne auch nur zu ahnen, was man um dich her gesagt und getan hat! – Aber die ganze Stadt redet darüber, hörst du! Ich habe keinen Schritt tun können, ohne jemanden zu treffen, der zu mir davon sprach.«
    »Wovon denn, mein Freund?« fragte Marthe erstaunt.
    »Na, von Abbé Faujas˜ schönem Erfolg! Man hat ihn aus dem grünen Salon hinausgeworfen.«
    »Aber nein, ich versichere dir, ich habe nichts Derartiges gesehen.«
    »Ach! Ich habe dir ja

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