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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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einen Karren voll Holz zu kaufen! – Nein, siehst du, diese Dinge empören mich. Ich, zum Teufel, kann für ihn bürgen. Ich weiß, was er macht; ich weiß, wie er ist, weil er ja bei mir wohnt. Daher halte ich ihnen gegenüber mit der Wahrheit nicht hinterm Berge; ich behandele sie, wie sie es verdienen, wenn ich ihnen begegne … Und ich werde es nicht dabei bewenden lassen. Ich will, daß der Abbé mein Freund wird. Ich will ihn an meinem Arm über den Cours Sauvair spazierenführen, um zu zeigen, daß ich nicht fürchte, mit ihm gesehen zu werden, ein so ehrbarer und reicher Mann ich auch bin … Zuerst empfehle ich dir, sehr liebenswürdig zu diesen armen Leuten zu sein.«
    Marthe lächelte verschwiegen. Sie war glücklich, daß ihr Mann über ihren Mieter so gut gestimmt war.
    Rose erhielt Anweisung, entgegenkommend zu sein. Wenn es morgens regnete, sollte sie sich erbieten, Frau Faujas˜ Besorgungen zu erledigen. Aber diese lehnte die Hilfe der Köchin stets ab. Allerdings legte sie nicht mehr die stumme Strenge der ersten Zeit an den Tag. Als sie eines Morgens Marthe begegnete, die vom Boden herunterkam, wo das Obst aufbewahrt wurde, plauderte sie einen Augenblick, ließ sich sogar dazu herab, zwei prächtige Birnen anzunehmen. Diese beiden Birnen wurden der Anlaß zu einer engeren Verbindung.
    Abbé Faujas seinerseits eilte nicht mehr so schnell am Treppengeländer entlang. Das Rascheln seiner Soutane gab Mouret Bescheid, der sich jetzt fast täglich am Fuß der Treppe einfand und glücklich war, wie er sagte, ein Stück Weg mit ihm zu gehen. Er hatte ihm für den kleinen, seiner Frau erwiesenen Dienst gedankt, wobei er ihn geschickt ausfragte, um zu erfahren, ob er wieder zu den Rougons gehen würde.
    Der Abbé hatte angefangen zu lächeln. Er gestand ohne Verlegenheit ein, daß er nicht für die Gesellschaft geschaffen sei.
    Mouret war bezaubert, bildete sich ein, an dem Entschluß seines Mieters etwas teilzuhaben. Jetzt träumte er davon, ihn gänzlich aus dem grünen Salon zu entführen, ihn für sich zu behalten. Als ihm Marthe am Abend erzählte, daß Frau Faujas zwei Birnen angenommen habe, sah er deshalb hierin einen glücklichen Umstand, der seine Pläne erleichterte.
    »Machen die bei der herrschenden Kälte wirklich kein Feuer im zweiten Stock?« fragte er im Beisein von Rose.
    »Freilich nicht, Herr Mouret!« antwortete die Köchin, die begriff, daß sich die Frage an sie richtete. »Das wäre schwierig, denn ich habe nie gesehen, daß man das geringste Reisigbündel gebracht hätte. Es sei denn, sie verbrennen ihre vier Stühle oder Madame Faujas schafft Holz in ihrem Korb hinauf.«
    »Es ist nicht recht von Ihnen zu lachen, Rose«, sagte Marthe. »Diese Unglücklichen müssen in diesen großen Zimmern ja vor Kälte bibbern.«
    »Das glaub ich schon«, erwiderte Mouret. »Letzte Nacht sind zehn Grad gewesen, und man fürchtet für die Olivenbäume. Unsere Wasserkanne oben war gefroren … Das Zimmer hier ist klein; man hat es sofort warm.«
    Das Wohnzimmer war tatsächlich sorgfältig mit Filzstreifen abgedichtet, so daß kein Luftzug durch die Spalten der Holzverkleidung drang. Ein großer Fayenceofen sorgte hier für eine Badestubenhitze. Im Winter lasen oder spielten die Kinder rings um den großen Tisch, während Mouret bis zur Schlafenszeit seine Frau zwang, Pikett mit ihm zu spielen, was für sie eine wahre Qual war. Lange Zeit hatte sie sich geweigert, die Karten anzurühren, und gesagt, sie könne kein einziges Spiel; aber er hatte ihr Pikett beigebracht, und seitdem hatte sie sich darein gefügt.
    »Weißt du«, fuhr er fort, »man muß die Faujas einladen, den Abend hier zu verbringen. Auf diese Weise werden sie sich wenigstens für zwei oder drei Stunden aufwärmen. Außerdem haben wir dadurch Gesellschaft, wir langweilen uns weniger … Lade du sie ein, sie werden nicht wagen abzulehnen.«
    Als Marthe Frau Faujas anderntags in der Diele traf, sprach sie die Einladung aus. Die alte Dame nahm im Namen ihres Sohnes sofort ohne die geringste Verlegenheit an.
    »Das ist sehr verwunderlich, daß sie sich nicht geziert hat«, sagte Mouret. »Ich glaubte, man hätte sie mehr bitten müssen. Der Abbé beginnt einzusehen, daß es nicht recht von ihm ist, einsam wie ein alter Wolf zu leben.«
    Am Abend wünschte Mouret, daß der Tisch zeitig abgedeckt wurde. Er hatte eine Flasche selbstgezogenen Wein hervorgeholt und einen Teller Gebäck kaufen lassen. Obwohl er nicht freigebig war, legte er

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