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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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sie sich irgend etwas gebrochen haben, wenn wir sie im Garten finden … Über Octave und Serge will ich nicht erst mit dir reden, obwohl es mir lieber wäre, ich wüßte, du bist zu Hause, wenn sie vom Gymnasium heimkommen. Sie hecken teuflische Dinge aus. Gestern haben sie Knallfrösche losgelassen und dabei zwei Fliesen von der Terrasse zerspalten … Ich sage dir, daß wir das Haus nächstens dem Erdboden gleichgemacht vorfinden werden, wenn du nicht zu Hause bleibst.«
    Marthe entschuldigte sich mit ein paar Worten. Sie habe fortgehen müssen.
    Mouret mit seinem zanksüchtigen, aber gesunden Menschenverstand sagte die Wahrheit: mit dem Haus nahm es eine Wendung zum Schlimmen. Dieser ruhige Winkel, in dem die Sonne so glücklich unterzugehen pflegte, wurde schreiend laut, wurde vernachlässigt und vom heillosen Durcheinander der Kinder, von der schlechten Laune des Vaters, dem gleichgültigen Überdruß der Mutter erfüllt. Abends bei Tisch aßen alle schlecht und stritten sich. Rose handelte nur nach ihrem Kopf. Im übrigen gab die Köchin Frau Mouret recht.
    Die Dinge gingen so weit, daß sich Mouret, als er seine Schwiegermutter traf, bitter über Marthe beklagte, obwohl er das Vergnügen spürte, daß er der alten Dame damit bereitete, daß er ihr von den Mißhelligkeiten seiner Ehe erzählte.
    »Sie setzen mich sehr in Erstaunen«, sagte Félicité mit einem Lächeln. »Marthe schien Sie zu fürchten; ich fand, sie war sogar zu schwach, zu gehorsam. Eine Frau soll vor ihrem Mann nicht zittern.«
    »Na ja!« rief Mouret verzweifelt. »Um Streit zu vermeiden, hätte sie sich in die Erde verkrochen. Ein einziger Blick genügte; sie machte alles, was ich wollte … Jetzt überhaupt nicht mehr; ich kann noch soviel schreien, sie handelt doch, wie es ihr behagt. Sie widerspricht nicht, das stimmt; sie trotzt mir nicht, aber das wird schon noch kommen …«
    Félicité antwortete heuchlerisch:
    »Wenn Sie wollen, werde ich mit Marthe sprechen. Nur könnte sie das verletzen. Solche Sachen müssen zwischen Mann und Frau bleiben … Ich bin unbesorgt: Sie werden jenen Frieden, auf den Sie so stolz waren, schon wiederzufinden wissen.«
    Mouret schüttelte mit zur Erde gewandtem Blick den Kopf. Er erwiderte:
    »Nein, nein, ich kenne mich; ich schreie, aber das führt zu nichts. Im Grunde bin ich schwach wie ein Kind … Man hat unrecht, wenn man glaubt, ich hätte meine Frau ständig streng gegängelt. Wenn sie oft getan hat, was ich gewollt habe, so deshalb, weil sie sich darüber lustig machte, weil es ihr gleichgültig war, dieses oder jenes zu tun. Mit ihrer sanften Miene ist sie sehr starrköpfig. Kurzum, ich werde versuchen, sie richtig zu nehmen.« Den Kopf wieder hebend, sagte er dann: »Ich hätte besser getan, Ihnen all das nicht zu erzählen; sprechen Sie zu niemanden davon, nicht wahr?«
    Als Marthe am nächsten Tag ihre Mutter besuchte, setzte diese eine pikierte Miene auf und sagte zu ihr:
    »Es ist nicht recht von dir, meine Tochter, dich deinem Mann gegenüber schlecht zu betragen … Ich habe ihn gestern gesehen, er ist im höchsten Grade erbittert. Ich weiß wohl, daß er viel Lächerliches an sich hat; aber das ist kein Grund, deinen Haushalt im Stich zu lassen.«
    Marthe starrte ihre Mutter an.
    »Ah! Er beklagt sich über mich«, sagte sie kurz. »Er sollte wenigstens schweigen; ich beklage mich ja auch nicht über ihn.«
    Und sie sprach von etwas anderem; aber Frau Rougon brachte sie wieder auf ihren Mann zurück, indem sie sich nach Abbé Faujas erkundigte.
    »Sag mir, vielleicht mag dein Mann den Abbé nicht gerade gern und mault seinetwegen mit dir?«
    Marthe war völlig überrascht.
    »Was für ein Gedanke!« flüsterte sie. »Warum soll denn mein Mann den Abbé Faujas nicht mögen? Zumindest hat er mir nie etwas gesagt, was mich das vermuten lassen könnte. Ihnen hat er auch nichts gesagt, nicht wahr? – Nein, Sie täuschen sich. Er würde die beiden aus ihren Zimmern holen, wenn die Mutter nicht herunterkäme, um ihr Spielchen zu machen.«
    Tatsächlich ließ Mouret über Abbé Faujas kein Wort verlauten. Er scherzte manchmal ein bißchen derb über ihn. Er zog ihn in die Hänseleien über die Religion hinein, mit denen er seine Frau quälte. Aber das war alles.
    Eines Morgens rief er beim Rasieren Marthe zu:
    »Sag mal, meine Gute, wenn du jemals zur Beichte gehst, nimm doch den Abbé zum Beichtvater. Deine Sünden bleiben dann wenigstens unter uns.«
    Abbé Faujas nahm dienstags und

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