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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ihren
Vater bloßzustellen«, wiederholte ich langsam. »Inwiefern konnte sie ihn
bloßstellen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte
sie. »Sie hat Harold nie genau gesagt, worum es sich handelt, nur daß Clay
Rawlings dann für alle Zeiten ruiniert sei.«
    »Ich brauche eine Stärkung«,
wimmerte ich beinahe. »Alles, was ich darauf sagen kann, ist, daß es schon
dreier Irrer wie Sie, Lisa und Marvin bedarf, um eine solch idiotische
Geschichte zu glauben! Ich nehme an, Sie haben sie nur geglaubt, weil ein
weiterer Irrer — Harold — sie Ihnen aufgebunden hat, was?«
    Ich ging zur Bar hinüber und
goß zwei überdimensionale Gläser ein — Grundlage Bourbon — und nahm sie mit mir
zurück zur Couch. Polly ergriff ihr Glas und blickte mich mißtrauisch an. »Ist
es auch ganz bestimmt nicht mit
irgendeinem Mittel versetzt?«
    »Ihnen einen mit einer Droge
versetzten Drink zu geben, hieße Eisschränke an Eskimos verkaufen«, knurrte ich. »Trinken Sie, und dann erzählen Sie mir
noch etwas über die anderen Irren.«
    Sie nippte ein paarmal zaghaft
am Glas, während ich zwei Drittel des meinen leerte. Dann lächelte sie mir
nervös zu.
    »Nun, wir sind alle Maler,
deshalb sind wir wohl in erster Linie zusammengekommen — abgesehen von Marvin.«
    »Sie haben mir besser gefallen,
als Sie Müllzubereitungsmaschinen verkauften«, erklärte ich ihr. »Da haben Sie
sich wenigstens deutlich ausgedrückt. Wie war’s, wenn wir am Anfang beginnen
würden, und zwar langsam? Sie, Lisa und Harold sind alle Maler, ja?«
    »Ja!« In ihren salzwasserblauen
Augen funkelte es. »Vielleicht erinnern Sie sich daran, daß Sie es waren, der
mich bewußtlos geschlagen hat, ja? Vielleicht könnte ich klar denken — und mich
auch klar ausdrücken — wenn das nicht passiert wäre!«
    »Bleiben wir doch mal besser
beim Thema, ja?« flehte ich. »Marvin ist also kein Maler?«
    »Nein.«
    »Was ist er dann, abgesehen von
seiner paranoidsadistischen Veranlagung?«
    »Das weiß ich eigentlich gar
nicht, wenn ich mir’s recht überlege.« Sie blickte
mich an, und auf ihrem Gesicht erschien plötzlich ein Ausdruck warmen
Interesses. »Ich bin froh, daß Sie gefragt haben, Rick. Es ist eine
interessante Situation, nicht wahr?«
    Ich schloß flüchtig die Augen
und trank dann schnell den restlichen Inhalt meines Glases, wobei ich mir
überlegte, daß das einzige, worauf ich im Augenblick achten müsse, meine
geistige Gesundheit war.
    »Er hat sich doch wohl kaum heute abend einfach in Ihrer Küche materialisiert?« sagte
ich entschlossen. »Er muß doch von irgendwoher gekommen sein?«
    »Lisa hat ihn vor zwei Monaten
am Strand der starken Männer aufgetrieben«, sagte Polly. »Seither treibt er
sich die meiste Zeit bei uns herum.«
    »Wohnt er in Ihrem Haus?«
    »In Lisas Wohnung«, sagte sie.
»Lisa ist heute abend zu mir gekommen, weil ihr der
Gedanke, in dem Haus zu bleiben, in dem Angie umgebracht wurde, nicht angenehm
war. Und sie wollte, daß ich ihr helfe, ein Geständnis aus Ihnen
herauszupressen, und das war natürlich auch der Grund, weshalb sie Marvin
mitbrachte.«
    »Wie hat Harold überhaupt Angie
kennengelernt?« fragte ich.
    Sie zuckte leicht die
Schultern. »Ich weiß es nicht. Eines Tages besuchte ich ihn — und da war sie
und stand für ihn Modell. Sie hatte eine wirklich hübsche Figur.« Polly holte
tief Luft, was ihr Baumwolloberteil so ausdehnte, daß es fast platzte. »Ein
bißchen dünn, allerdings.« Anscheinend hatte sie die Nipp-Phase hinter sich
gebracht, denn sie nahm drei schnelle Schlucke und reichte mir das leere Glas.
»Ich hätte gerne noch mal so was, bitte.«
    Ich füllte unsere Gläser erneut
und schlenderte zur Couch zurück. »Danke.« Sie nahm sacht ihr Glas aus meiner
Hand entgegen, trank, ohne Zeit zu verschwenden, einen weiteren Schluck und
seufzte dann tief. »Das ist die reine Therapie — ich wundere mich, warum
Doktoren nicht öfters Alkohol verschreiben. Ich meine, ich spüre jetzt den
Schmerz in meinem Nacken gar nicht mehr.«
    »Treten Sie besser ein bißchen
kurz mit dieser Therapie«, warnte ich sie. »Sie müssen mit Ihrer Wanze noch
nach Hause fahren, vergessen Sie das nicht!«
    Sie rümpfte die Nase und
schüttelte dann vorsichtig den Kopf. » Heute nacht nicht mehr, vielleicht morgen?«
    »Was soll das heißen — nicht heute nacht ?« grollte ich.
    »Es wird dort heute ziemlich trübselig zugehen«, sagte sie gelassen. »Ich meine, ganz sicher liegen sich Lisa und Marvin mit

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