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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gewaltigem
Krach in den Haaren, weil sie Sie vom Stuhl losgebunden hat, und außerdem
möchte ich mich in die Sache nicht hineinziehen lassen.«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Sie können die Couch haben.«
    Sie warf mir das zu, was die
Schnulzenzeitschriften
    einen »neckischen Blick«
nennen. »Sie machen wohl Spaß?«
    »Ich bin geschlagen und
verprügelt worden«, sagte ich. »Was ich brauche, ist eine Dusche und Schlaf. Ich
brauche den Trost und die Zurückgezogenheit meines eigenen Schlafzimmers. Sie
können die Couch haben oder in Ihrer Wanze schlafen — wie Sie wollen.«
    Ich stand auf, nahm meinen
Drink und ging die drei Stufen hinunter, die zu meinem Schlaf- und Badezimmer
führen. Etwa zwanzig Minuten später fühlte ich mich besser; eine lange heiße
Dusche hatte meine Schmerzen erheblich gedämpft, und eine Lippensalbe kühlte
meinen geschwollenen Mund. Ich zog einen Pyjama an und schlenderte gemächlich
ins Schlafzimmer zurück, während ich spürte, wie mich ein Gefühl herrlicher
Schläfrigkeit überkam. Es gibt Zeiten, in denen Schlaf besser ist als selbst
ein eigener Harem auf Kredit. Und jetzt war einer dieser Augenblicke.
    Das Schlafzimmer war besetzt,
als ich eintraf. Eine schamlose blonde Halluzination, das honigfarbene Haar zu
einer ziemlich zerzausten Napoleonshut -Frisur
aufgetürmt, hatte den Nerv, auf meinem Bett zu sitzen, als ob sie dort
hingehöre. Ich vermutete scharfsinnig, daß der kleine unordentliche Haufen
karierter Baumwolle auf dem Stuhl die Tatsache erklärte, warum sie lediglich
mit einem weißen, trägerlosen Büstenhalter und einem dazu passenden Höschen
dasaß. In ihren hellblauen Augen lag ein entschuldigender Ausdruck, und ihr
Mund bebte wie ein unausgesprochenes Versprechen, bevor sie etwas sagte.
    »Die Couch hat Beulen«, sagte
sie mit mitleiderregendem Flüstern.
    »Genau das werden Sie auch
gleich haben, wenn Sie sich jetzt nicht zum Teufel scheren«, fuhr ich sie an.
    »Sie meinen, Sie wollen nicht,
daß ich die Nacht hier drinnen zubringe?«
    »Sie haben verdammt recht, das
will ich nicht — hinaus mit Ihnen!«
    Die normalerweise schräg
verlaufenden spöttischen Brauen bekamen einen Stich ins Vertikale, als sie mich
zwei Sekunden lang anstarrte. Dann trat ein Ausdruck finsterer Kampfeslust in
ihre Augen. Sie stand vom Bett auf und blieb, mich düster betrachtend, vor mir
stehen.
    »Sagen Sie das noch mal!«
befahl sie mit kalter Stimme.
    »Raus!« sagte ich in scharfem
Ton.
    »Nicht jetzt«, knurrte sie.
»Warten Sie eine Sekunde.«
    Sie bückte sich ein wenig,
griff mit beiden Händen hinter ihren Rücken und richtete sich dann langsam
wieder auf. Dabei flatterte der trägerlose Büstenhalter sacht auf den Boden,
und die cremeweiße Brandung ihrer Brüste flutete mir entgegen. Während ich noch
mühsam atmend dastand, schob sie die Daumen in das Gummiband ihres Höschens und
streifte es ab wie das Einwickelpapier eines Bonbons. Als es an ihren Knöcheln
angelangt war, richtete sie sich auf, strampelte den einen Fuß los und warf das
Höschen in einem flatternden Bogen durchs Zimmer.
    »Nun«, befahl sie mit heiserer
Stimme, »sagen Sie’s noch mal!«
    Das Wunderbarste an Adrenalin
ist, daß es immer da ist, wenn man es braucht. Es kreist durch die Venen,
erfüllt seine belebende Funktion, verjagt Müdigkeit und Mattigkeit — und im
Augenblick stand mir beinahe mehr Adrenalin zur Verfügung, als ich brauchte.
    »Die Couch hat Beulen«,
murmelte ich fieberhaft. »Also steigen Sie ruhig wieder in dieses Bett und
machen Sie sich keine weiteren Sorgen. Legen Sie sich einfach hin, und ruhen
Sie sich aus, Süße, ich kümmere mich um das Licht.«
    Ich kümmerte mich so schnell um
das Licht, daß es zu einem schmerzhaften Zusammenstoß kam, als wir beide
gleichzeitig versuchten, ins Bett zu steigen. Polly gab ein schrilles Quieken
von sich und stieß mich heftig weg.
    »Was sind Sie eigentlich, ein
Kannibale?« stöhnte sie.
    »Es war ein Unfall«, sagte ich
mit zitternder Stimme. »Ich habe gelächelt, deshalb war mein Mund offen. Ich
wollte wirklich nicht beißen — ehrlich nicht.«
    »Haha!« Der Hohn in ihrer
Stimme ließ mir fast die Haare zu Berge stehen.
    Ich dachte, es sei vielleicht
ein wenig voreilig von mir gewesen, das Licht so schnell zu löschen, denn es
war stockdunkel im Zimmer, und ich konnte noch nicht einmal die nackte Blonde
vor meiner Nase erkennen. Dann drang ein schwacher Laut vom Bett herüber, und
ich vermutete, daß sie sich nun

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