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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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starren
Ausdruck auf dem Gesicht auf mich zugestürzt, das Schustermesser in der Hand,
bereit, es mir in die Brust zu stoßen. Ich griff zu, erwischte das Gelenk ihrer
freien Hand, wirbelte sie herum, so daß sie sich von mir wegdrehte, und
verabreichte ihr ebenfalls einen Nackenschlag. Es kostete mich Mühe, genügend
Platz für meine Opfer zu finden. Ich legte Lisa schließlich, das Gesicht nach
unten, über den Tisch, so daß Arme und Beine jeweils hinabhingen, und ließ mir
dann die Zeit, eine Zigarette anzuzünden. Dann hob ich Pollys schlaffen Körper
vom Boden auf, legte ihn über meine Schulter und trug sie zu ihrem Wagen. Der
Zündschlüssel steckte noch, und so ließ ich sie auf den Mitfahrersitz gleiten,
schob mich hinter das Lenkrad und fuhr den Weg durch die Stadt nach Beverly
Hills langsam mit dem unter meiner ungeschickten Hand Jammerlaute von sich
gebenden Wagen zurück.
    Einen Trost gab es in meiner
Branche, so überlegte ich hoffnungsvoll: Man brauchte niemals zu befürchten,
schizophren zu werden — angesichts dessen, was einem die Wirklichkeit die
meiste Zeit über bescherte.
     
     
     

SECHSTES KAPITEL
     
    A ls ich nach Hause zurückgekehrt
war, war Polly bei Bewußtsein, aber sie hatte leichte Schwierigkeiten, einen
Fuß vor den anderen zu setzen, als ich sie ins Haus schob. Als wir im
Wohnzimmer angelangt waren, gab ich ihr einen Schubs, der sie der Länge nach
auf die Couch fallen ließ. Sie setzte sich langsam auf und blickte mich mit
leerem Ausdruck in den Augen an, »Was ist passiert?« murmelte sie. »Ich
erinnere mich, daß Sie mich packten und dann —«, ihre Augen weiteten sich
plötzlich, »-Sie haben mich geschlagen?«
    »Ganz recht, und die Vorstellung
kann jederzeit wiederholt werden«, knurrte ich. »Was für eine Art Irre sind Sie
eigentlich? Wenn ich es mir recht überlege, wieso trifft man überhaupt drei
solche Irre wie Sie, Lisa und Marvin außerhalb eines billigen Gruselkinos an?
Wie ist es möglich, daß ihr alle drei noch nicht amtlich für geisteskrank
erklärt und in eine Gummizelle gesperrt worden seid?«
    Sie nagte ein paar Sekunden
lang an ihrer Unterlippe. »Ich hätte nicht gedacht, daß Marvin derartig brutal
sein würde«, gab sie schließlich offenherzig zu. »Es war beabsichtigt, Sie so
einzuschüchtern, daß Sie zugeben würden, Angie umgebracht zu haben und daß Clay
Rawlings Sie dazu angeheuert hat.«
    »Das ist eine völlig
blödsinnige Theorie«, sagte ich scharf. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Es war doch offensichtlich«,
sagte sie kalt. »Sie haben sie am Morgen unter einem Vorwand besucht, um sich
mit der Umgebung vertraut zu machen. Dann reizten Sie Harold absichtlich so,
daß er wütend auf Sie wurde und Sie angriff — kamen heute
abend zurück, brachten Angie um und sorgten dafür, daß das Ganze ein
genaues Abbild dessen war, wie Harold sie die ganze Zeit über gemalt hat. Auf
diese Weise konnten Sie sicher sein, daß die Polizei nicht weiter nachforschen
und Harold für den Mörder halten würde.«
    »Irgendwie habe ich den
Eindruck, als ob das nicht auf Ihrem eigenen Mist gewachsen ist«, sagte ich, im
Augenblick fasziniert. »Wer ist das Genie, das sich das ausgedacht hat?
Harold?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Aber
wahr ist es trotzdem.«
    »Wie hat Harold es geschafft,
Ihnen das alles nach dem Mord zu erzählen?«
    »Nicht er hat es mir erzählt,
sondern Lisa«, antwortete sie sofort. »Lisa wohnt in der Wohnung unter ihm, und
als er die Leiche der armen Angie gefunden und die Polizei benachrichtigt
hatte, stürzte er zu ihr hinunter. Dabei hat er ihr auch Ihre Geschäftskarte
gegeben.«
    »Aber Sie haben mir doch die
Karte gebracht und nicht Lisa!«
    »Lisa kann nicht fahren«, sagte
sie leichthin, »und außerdem kann man nie wissen, auf was für abwegige Gedanken
sie kommt, wenn sie einen neuen Mann kennenlernt.«
    »Wenn Harold überzeugt ist, daß
Clay Rawlings mich angeheuert hat, damit ich Angie umbringe«, sagte ich
geduldig, »dann muß er doch irgendeine Vorstellung von dem Motiv haben, das
dahintersteht, oder nicht? Oder glaubt er, daß Clay herumwandert und einfach
spaßeshalber Leute anstellt, die verschiedene Mitglieder seiner Familie um die
Ecke bringen?«
    »Angie war mit ihrem Vater
fertig, hat Harold gesagt. Sie war im Begriff, ihn bloßzustellen, alles an die
Zeitungen weiterzugeben.« Sie warf mir eine Art triumphierenden Blick zu.
»Deshalb mußte Rawlings sie schnellstens loswerden.«
    »Sie war im Begriff,

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