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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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nur zu gut.
    »Ihr Auftraggeber ist ein Mörder, Sir«, informierte sie den Anwalt und legte den Brief auf den Küchentisch.
    »Dazu kann ich nichts sagen - ich bin ihm nie begegnet«, erwiderte Johnston, sichtlich verärgert, weil man ihn gezwungen hatte, stundenlang durch die unwegsame Wildnis zu reiten. Sobald er den Brief eingesteckt hatte, zog er einen zweiten hervor. »Das müssen Sie unterschreiben.« Geradezu drohend schwenkte er das Dokument durch die Luft, bevor er es Sarah überreichte. Sie brauchte nur einen kurzen Blick darauf zu werfen, um festzustellen, worum es ging. Mit ihrer Unterschrift sollte sie sich verpflichten, keinerlei Ansprüche an Edwards Erbe zu stellen und künftig auf den Titel der Countess of Balfour zu verzichten. Das alles interessierte sie ohnehin nicht, und die letzte Forderung amüsierte sie sogar. Seit ihrer Ankunft in Boston hatte sie sich niemals Countess genannt.
    »Da sehe ich keine Probleme.« Sie eilte zu ihrem Schreibtisch im Wohnzimmer, holte ihren Federkiel hervor, tauchte ihn ins Tintenfass und setzte ihren Namen unter das Schriftstück. Hastig streute sie Sand darauf, kehrte in die Küche zurück und übergab Mr. Johnston das unterschriebene Dokument. »Damit sind unsere Geschäfte vermutlich erledigt, Sir …« In diesem Augenblick sah sie eine blitzschnelle Bewegung am Fenster. Vorsichtshalber ergriff sie ihre Muskete, und der Anwalt zuckte entsetzt zusammen.
    »Bitte, Madam - es ist nicht meine Schuld … Offenbar haben Sie den Earl schrecklich verärgert…«, stammelte er, leichenblass vor Angst. Mit einer knappen Geste brachte sie ihn zum Schweigen und lauschte.
    Und dann zuckte auch sie zusammen, als François in die Küche stürmte. In seiner winterlichen Irokesenkleidung, einen Luchskopf auf jeder Schulter und Tierhäute über den Armen, sah er Furcht erregend aus. Auf seinem Kopf saß eine Pelzmütze, am Hals hing eine Kette aus Perlen und Gebeinen, die man ihm in Ohio geschenkt hatte. Mit alldem hatte er sich vor seinem Ritt zum Fluss nicht geschmückt, und Sarah erkannte, dass er mit dieser Maskerade den Fremden zu erschrecken suchte. Vielleicht hatte ihm der Nonotuck draußen auf der Lichtung von Johnstons Mission erzählt, falls der alte Führer Bescheid wusste. Oder François hatte, von dem Indianer über die Anwesenheit des weißen Anwalts informiert, zwei und zwei zusammengezählt. Jedenfalls spielte er seine Rolle großartig und bedeutete Sarah, an die Wand zu treten, als würde er sie nicht kennen. Zitternd hob der Anwalt die Arme über den Kopf. »Erschießen Sie ihn!«, forderte er Sarah auf.
    Nur mühsam bekämpfte sie ihren Lachreiz. »Das wage ich nicht!«, wisperte sie.
    »Raus!«, schrie François und zeigte auf die Tür.
    Widerstandslos ergriff Johnston seinen Mantel, flüchtete aus dem Haus und rannte zu dem grinsenden Nonotuck, der die beiden Pferde fest hielt. Wie alle Mitglieder seines Stammes wusste er, wer François war, und die Szene amüsierte ihn köstlich. Vorhin hatte er erzählt, der Weiße hege böse Absichten und habe ihm auf der langen Reise kaum Zeit für Mahlzeiten oder eine Rast gelassen.
    François rannte dem Anwalt nach und zeigte auf die Pferde. »Weg!«, brüllte er und spannte einen Pfeil auf seinen Bogen.
    »Um Himmels willen, Mann, haben Sie keine Muskete?«, herrschte Johnston den alten Führer an und kletterte hastig in den Sattel.
    Scheinbar hilflos stieg auch der Nonotuck auf, und Sarah sah ihn lachen. »Kann nicht schießen - indianischer Bruder«, erklärte er, während François zu seiner Stute stürmte. Da rammte der Anwalt die Fersen in die Flanken seines gemieteten Gauls und galoppierte in den Wald. Belustigt ritten François und der Nonotuck hinter ihm her.
    Erst nach fünf Minuten kehrte François zurück und schwang sich grinsend vom Rücken seines Pferdes.
    »Das war sehr dumm von dir!«, schimpfte Sarah. »Wäre der Mann bewaffnet gewesen, hätte er dich getötet.«
    »Nein, ich
ihn.
Sein Führer erzählte mir, der weiße Mann würde dir was antun, wusste aber nicht, was. Hoffentlich fand er keine Gelegenheit dazu«, fügte er besorgt hinzu. »Tut mir Leid, ich hätte früher heimkommen sollen.«
    »Nur gut, dass du erst jetzt aufgetaucht bist!«, meinte sie, immer noch belustigt über François' überzeugende Darbietung. »Nun wird der arme Narr erzählen, in Shelburne würden blutrünstige Krieger herumlaufen.«
    »Wunderbar! Dann bleibt er wenigstens in Boston. Warum war er hier?«
    »Um mich meines

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