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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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fast dreihundert Verletzte zurückließen. Nie zuvor hatte die Army ein schlimmeres Desaster erlitten. Die Schuld daran musste St. Clair auf sich nehmen, dem man eine miserable Strategie vorwarf. Über einen Monat lang wusste Sarah nicht, ob François die Tragödie überlebt hatte, und ihre Angst wuchs mit jedem Tag. Nach dem Erntedankfest hörte sie endlich, er sei auf dem Heimweg. Ein Trupp, der vor ihm in der Deerfield-Garnison eintraf, versicherte ihr, er sei unverletzt und würde zu Weihnachten in Sheffield eintreffen.
    Am Tag seiner Ankunft saß das Baby im Tragegestell an Sarahs Rücken, und als sie aus dem Räucherhaus trat, glich sie einer Squaw. Sie hatte die Hufschläge gehört. Noch bevor sie sich umdrehen konnte, war er vom Pferd gesprungen und riss sie in die Arme. Er sah müde und dünner als früher aus, aber er hatte die Kämpfe unbeschadet überstanden, aber grässliche Geschichten zu erzählen. Wie man die Indianer unter Kontrolle bekommen könnte, wusste er nicht. Um die Situation noch zu komplizieren, hatten die Briten einen neuen Stützpunkt unterhalb von Detroit am Maumee River gebaut, was gegen den Pariser Vertrag verstieß. Trotz allem war er glücklich, seine Frau und seinen Sohn wiederzusehen. Vorerst kümmerte er sich nicht um Blue Jackets Vergeltungsmaßnahmen.
    Am Weihnachtstag erzählte sie ihm, was er bereits vermutet hatte - im Juli würde sie wieder ein Kind zur Welt bringen. Vorher wollte er das Château bauen. An den Lagerfeuern hatte er stundenlang Pläne gezeichnet. Nun engagierte er mehrere Männer aus Shelburne. Sobald der Schnee schmolz, sollten sie mit den Bauarbeiten beginnen.
    Mittlerweile war der kleine Alexandre fast vier Monate alt, und Sarah genoss ihr Mutterglück in vollen Zügen. François liebte es, mit dem Kleinen zu spielen. Wenn er ausritt, setzte er das Baby manchmal ins Tragegestell und band es am Rücken fest. Einen Großteil seiner Zeit verbrachte er in Shelburne, hielt Besprechungen mit den Bauarbeitern ab und schrieb Briefe an Möbeltischler in Connecticut, Delaware und Boston, die ihm versprachen, die bestellte Einrichtung für das Haus möglichst bald zu liefern. Dieses Projekt nahm François sehr ernst, und im Frühling konnte er Sarah endlich veranlassen, sich ebenfalls zu freuen. Kurz nach der Grundsteinlegung kam ein Man nach Shelburne und suchte nach ihr. Als sie mit François und dem Baby von der Baustelle nach Hause ritt, sah sie den Fremden vor der Haustür warten. Er erschien ihr nicht besonders liebenswürdig und erinnerte sie vage an den Anwalt aus Boston. Und tatsächlich - er war Walker Johnstons Partner. Johnston hatte in ganz Boston erzählt, er sei mit knapper Not einem Indianerangriff entronnen und fast skalpiert worden.
    Diesen Mann fand sie noch unsympathischer. Er hieß Sebastian Mosley, und sie fragte sich, ob seine Ankunft irgendwie mit der Pockenepidemie in Boston zusammenhing. Zurzeit sollte man sich lieber nicht in der Stadt aufhalten. Aber Mosley besuchte sie aus anderen Gründen, und er legte ihr auch keine Papiere zur Unterschrift vor. Stattdessen verkündete er, ihr Mann, der Earl of Balfour, sei bei einem verhängnisvollen Jagdunfall gestorben. Obwohl er beabsichtigt habe, einen seiner - eh - illegitimen Söhne (nur ungern sprach der Anwalt diese Worte aus) anzuerkennen und die nötigen Schriftstücke bereitliegen würden, sei Seine Lordschaft nicht mehr dazu gekommen, sie zu unterzeichnen. Durch seinen unerwarteten Tod sei die juristische Situation kompliziert, da Sarah ihren Anspruch auf das Erbe aufgegeben habe. Doch der Earl sei ohne Testament gestorben, und so würde es außer ihr keine legalen Erben geben. Die vierzehn Bastarde erwähnte der Anwalt nicht. Stattdessen fragte er, ob sie das Dokument anfechten wolle, das sie vor anderthalb Jahren unterzeichnet habe.
    Für Sarah war die Situation ganz einfach. Viel besaß sie nicht, aber alles, was sie sich wünschte. »Am besten übergeben Sie das Vermögen der Schwägerin des Earls und seinen vier Nichten. Nach meiner Ansicht sind sie seine rechtmäßigen Erben.« Sie selbst wollte keinen Penny von Edward haben, nicht einmal ein Erinnerungsstück, was sie dem Anwalt unverblümt mitteilte.
    »Ich verstehe«, erwiderte er enttäuscht. Wäre sie bereit gewesen, jenes Dokument anzufechten, hätte er ein gutes Geschäft gemacht. Wie er von seinem Kollegen in England erfahren hatte, hinterließ der Earl ein enormes Vermögen. Aber Sarah interessierte sich nicht dafür, und so

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