Die Erscheinung
blieb Mosley nichts weiter übrig, als sich zu verabschieden. Sie sah ihn davonreiten, dachte ein paar Minuten lang an Edward und empfand gar nichts. Zu lange war es her - und zu schrecklich gewesen. Sie hatte wahrlich keinen Grund, dem Earl auch nur eine einzige Träne nachzuweinen. Endlich war alles vorbei.
Für François fing es erst an. Kaum war er wieder mit Sarah allein, fragte er prompt: »Willst du mich heiraten, Sarah Ferguson?«
Ohne auch nur eine Sekunde lang zu zögern, nickte sie lächelnd. Am 1. April wurden sie in der kleinen Holzkirche von Shelburne getraut. Außer Patrick, John und dem sieben Monate alten Alexandre erschienen keine Hochzeitsgäste. In knapp drei Monaten sollte das nächste Baby zur Welt kommen.
Als sie wieder einmal in die Garnison ritten, verneigte sich François förmlich vor dem Colonel und präsentierte ihm seine Frau. »Darf ich Ihnen die Comtesse de Pellerin vorstellen? Ich glaube, Sie sind ihr noch nie begegnet.«
»Bestätigt das meine Vermutung?«, fragte Stockbridge erfreut. Er hatte die beiden immer gemocht und wegen ihrer schwierigen Situation bedauert, die seine Frau so heftig schockierte. Seit Alexandres Geburt schrieb sie Sarah nicht mehr. Andere Offiziersgattinnen hatten sich ähnlich verhalten. Jetzt kannten sie Sarah plötzlich wieder, und sie wurde überall eingeladen. Eine Zeit lang blieben die de Pellerins im Fort, und Sarah besuchte Rebecca, die inzwischen vier Kinder hatte. Nun erwartete sie das fünfte, das ebenfalls im Sommer zu Welt kommen sollte.
Allzu lange blieb François nicht in Deerfield, weil er sehen wollte, wie die Bauarbeiten am Château vorangingen. Wieder in Shelburne, legte er geschickt selber mit Hand an. Bald ließ sich erkennen, wie schön das Haus im Pariser Stil aussehen würde, und Sarah strahlte vor Freude. Sie liebte es, die Männer bei der Arbeit zu beobachten, und plante bereits, wie sie den Garten anlegen würde. Im August sollte der Rohbau fertig sein, und im Oktober, vor den ersten Schneefällen, wollten sie einziehen. Dann konnten sie sich den ganzen Winter mit der Innenausstattung befassen.
Trotz ihres Zustands arbeitete Sarah unermüdlich im Garten. Diesmal jagte ihr die Schwangerschaft keine Angst ein. So wie es die Irokesinnen empfohlen hatten, ging sie oft spazieren. Sie fühlte sich großartig, und außerdem hatte ihr der kleine Alexandre bewiesen, dass auf dieser Welt tatsächlich Wunder geschahen.
Aber Anfang Juli meldete sich der Neuankömmling noch nicht an, und Sarah wurde unruhig. Sie sehnte die Geburt herbei, weil sie sich endlich wieder frei bewegen wollte. Sie gewann den Eindruck, sie wäre schon seit einer Ewigkeit schwanger. Das gestand sie François.
»Sei nicht so ungeduldig!«, mahnte er. »Gut Ding braucht Weile.« Diesmal war er nervöser als sie, denn er befürchtete eine weitere schwierige Niederkunft. Dass er seinen Sohn gerettet hatte, war reines Glück gewesen. Er wollte den Arzt aus Shelburne holen, doch Sarah erklärte auch diesmal, sie wünsche bei der Geburt nur die Anwesenheit ihres Mannes. In der ersten Juliwoche war sie lebhaft und bestens gelaunt, was die Vermutung nahe legte, das Baby würde sich noch Zeit lassen. Letztes Mal war sie kurz vor der Niederkunft erschöpft und kraftlos gewesen. Diesmal schleppte sie ihren runden Bauch mühelos mit sich herum. Ständig musste François sie gewaltsam daran hindern, zur Baustelle zu reiten. »Das ist zu gefährlich«, schimpfte er, als sie sich eines Nachmittags seinem Gebot widersetzt hatte. »Stell dir vor, du bekommst das Baby am Straßenrand!«
Aber sie lachte nur. Bei Alexandres Geburt hatten die Wehen, nach einer dramatischen Vorwarnung, zwölf Stunden gedauert.
»Niemals würde ich mich so unschicklich benehmen«, erwiderte sie in gespielter Entrüstung, eine Comtesse vom Scheitel bis zur Sohle.
»Hoffentlich nicht!«, warnte er und drohte ihr mit dem Finger, bevor sie in die Küche eilte und das Dinner vorbereitete.
Die ganze Nachbarschaft sprach über das wunderschöne Haus, das an dem eindrucksvollen Aussichtspunkt entstand. Für Shelburne wirkte es ein bisschen zu vornehm, doch das schien niemanden zu stören. Im Gegenteil, es verlieh der kleinen Gemeinde eine besondere Bedeutung.
Während sie an diesem Abend die Küche sauber machte, breitete François weitere Pläne auf dem Tisch im Wohnzimmer aus. Sie spülte das Geschirr, und da es noch taghell war, versuchte sie ihren Mann zu einem Spaziergang zu überreden. »Die ganze
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