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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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was er wollte. »Steh auf!«, drängte er. Sie starrte ihn an, als zweifelte sie an seinem Verstand. Aber die Indianerinnen behaupteten, wenn sich die werdende Mutter auf den Boden hockte, würde sie ihr Baby schneller gebären. Das leuchtete François ein. Alles würde er tun, um Sarah zu retten. Jetzt interessierte ihn nicht einmal mehr das Kind. Er wollte die geliebte Frau nicht verlieren.
    Er bedeutete ihr, sich auf den Boden zu kauern, und drückte ihre Knie gegen seine Brust. Tatsächlich - jetzt konnte sie besser pressen. Mit starken Armen hielt er sie fest. Wann immer sie sich verkrampfte, schrie sie gellend. Endlich spürte sie, wie sich die Geburt dem Ende näherte. Und dann mischte sich das Gebrüll des Babys in ihren Schrei. Hastig schob François eine indianische Decke unter ihren Körper. Wenige Sekunden später blickten beide hinab und schauten in die großen blauen Augen des Neugeborenen. Ein Junge … Triumphierend begann Sarah zu jubeln - bis das Baby die Augen schloss und zu atmen aufhörte. Da stöhnte sie in kaltem Entsetzen. Mit bebenden Händen ergriff sie ihren Sohn, der immer noch durch die Nabelschnur mit ihr verbunden war.
    Ebenso verzweifelt hob François seine Frau hoch, legte sie aufs Bett und entwand ihr das Baby. Was er tun sollte, wusste er nicht. Jedenfalls durfte sie dieses unerträgliche Leid nicht noch einmal erleben. Nicht jetzt - nach all der Mühe … Er umklammerte die Füße des Babys, sodass der Kopf hinabhing, und klopfte ihm auf den Rücken.
    Schluchzend schaute Sarah zu. »François - François …«, rief sie immer wieder, mit flehender Stimme. Sie hoffte, er würde irgendetwas unternehmen. Doch sie wusste, auch dieses Baby würde sterben, genau wie die andern. Aber nach einem besonders kräftigen Schlag auf den Rücken begann es zu husten, spuckte Schleim aus und rang nach Luft. »Oh, mein Gott …«, wisperte sie. Ungläubig und überglücklich betrachteten die Eltern ihren brüllenden Sohn. Wie schön er ist, dachte François voller Ehrfurcht und legte ihn an die Brust der Mutter. Die Augen von inniger Liebe erfüllt, sah sie zu ihm auf. »Du hast ihn gerettet - und ins Leben zurückgeholt.«
    »Das verdanken wir eher den guten Geistern der Irokesen«, erwiderte er tief bewegt. Beinahe hätten sie das Baby verloren. Jetzt erschien es ihm gesund und munter. Er vermochte das Wunder kaum zu fassen, das soeben geschehen war.
    Nachdem er die Nabelschnur mit seinem Jagdmesser durchtrennt und verknotet hatte, half er Sarah, das Baby und ihren eigenen Körper zu waschen. Dann verließ er die Hütte und begrub die Plazenta, die nach dem Glauben der Indianer heilig war. Während die Sonne aufging, dankte er allen Göttern für seinen Sohn. Ins Schlafzimmer zurückgekehrt, genoss er das wunderschöne Bild, das Mutter und Kind boten. Lächelnd streckte sie die Hände aus, und als er zu ihr eilte, küsste sie ihn.
    »Vielen Dank, François, ich liebe dich so sehr.« Das Baby im Arm, erschien sie ihm glücklich und blutjung. Endlich, nach so vielen leidvollen Jahren, meinte es das Schicksal gut mit ihr.
    »Hat die Schwester des Medizinmanns nicht erklärt, diesmal würdest du den Fluss wohlbehalten überqueren?«, erinnerte er sie - ohne zu vergessen, dass sein Sohn dem Tod nur um Haaresbreite entronnen war. »Und ich dachte schon, ich würde ertrinken, bevor du das andere Ufer erreichst«, fügte er scherzhaft hinzu, und sie lachte leise. Es war eine lange, qualvolle Nacht gewesen. Doch sie freute sich viel zu sehr, um zu klagen.
    Nach einer Weile brachte er ihr etwas zu essen. Während sie mit ihrem Baby schlief, ritt er nach Deerfield, um dringende Papiere abzuholen. Bei seiner Rückkehr betrat er das Schlafzimmer. Im selben Moment erwachte Sarah. »Wo warst du?«, fragte sie besorgt.
    Voller Genugtuung erwiderte er ihren Blick. »Ich musste einige Dokumente holen.«
    »Welche denn?« Sie hatte das Baby an ihre Brust gelegt, und es begann zu saugen. Darin besaß sie keine Erfahrung, stellte sich etwas ungeschickt an, und François half ihr. Damit sie das Kind besser festhalten konnte, schob er ein Kissen unter ihren Arm, und sie dankte ihm. »Nun, welche Papiere?« Lächelnd reichte er ihr ein zusammengerolltes, von einem Lederband umwundenes Pergament, das sie vorsichtig öffnete. »Oh, du hast das Stück Land gekauft.«
    »Ein Geschenk für dich, Sarah. Dort werden wir unser Château bauen.«
    »Hier bin ich restlos zufrieden.«
    »Aber du verdienst etwas Besseres.«
    Darauf

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