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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Pfahlzauns lebten die Siedler, die den Schutz der Garnison genossen. Von Anfang an fühlte Sarah sich heimisch und gewann den tröstlichen Eindruck, sie würde hierher gehören. Gerührt dankte sie ihren Begleitern für die angenehme Reise - ein wundervolles Abenteuer, das sie niemals vergessen würde. Die vier Tage seien ihr wie im Flug vergangen, verkündete sie. Da lachten alle, sogar Singing Wind, dem die Reise wegen der Anwesenheit einer Frau schrecklich lange vorgekommen war.
    Johnny steuerte den Wagen in einen großen Stall, um die Pferde zu versorgen, die beiden Führer gesellten sich zu ihren Freunden, und Sarah wurde von einem Soldaten in Empfang genommen, der sie bereits erwartete. Vor zwei Tagen war der Colonel eingetroffen und hatte ihn angewiesen, Mrs. Ferguson zu einer der Frauen zu bringen, die hier wohnten. Als der Mann an eine Hüttentür klopfte, erschien eine junge Frau auf der Schwelle, in einem alten Morgenmantel aus Flanell, um den sie eine Decke gewickelt hatte. Hinter ihr sah Sarah zwei hölzerne Wiegen.
    Der Soldat erklärte der verschlafenen Mutter, wer Sarah sei. Da lächelte die Frau freundlich, bat Sarah ins Haus und erklärte, sie würde Rebecca heißen. Sarah bedankte sich bei ihrem Begleiter und trug ihre Reisetasche in einen kleinen Raum. Neugierig schaute sie sich im Licht der Kerze um, die Rebecca in der Hand hielt. Sie bemerkte die fortgeschrittene Schwangerschaft der jungen Frau und beneidete sie um das schlichte Leben in dieser Hütte, mit ihrer Familie. Zweifellos war das ein erfreulicheres Schicksal, als in einem Schloss zu hausen und von einem Earl verprügelt zu werden. Nun, das alles gehörte der Vergangenheit an, und sie fühlte sich so wie Tom Singing Wind mit dem Universum vereint, beschützt vom guten Gott Kiehtan, der ihr geholfen hatte, in die Freiheit zu fliehen. Mehr wünschte sie sich nicht.
    Rebecca führte sie in ein winziges Schlafzimmer mit einem schmalen Bett, kaum groß genug für zwei Personen. Dieses Bett teilte sie normalerweise mit ihrem Ehemann. Aber jetzt bot sie es Sarah an und fügte hinzu, sie selbst würde im vorderen Zimmer bei den Kindern auf einer Decke schlafen. Ihr Mann sei mit anderen Soldaten in die Wälder geritten, um zu jagen, und würde erst in ein paar Tagen zurückkommen.
    »O nein!«, protestierte Sarah, fast zu Tränen gerührt über die Gastfreundschaft dieser jungen Frau, die einer Fremden ihr Bett zur Verfügung stellen wollte.
»Ich
werde auf dem Boden schlafen, es macht mir wirklich nichts aus. Vier Tage lang habe ich in einem Wagen übernachtet. Und das hat mich auch nicht gestört.«
    »Kommt gar nicht in Frage!«, entschied Rebecca. Letzten Endes beschlossen sie, sich das Bett zu teilen. Hastig zog sich Sarah im Dunkel aus, und wenig später lagen die beiden Frauen, die sich eben erst kennen gelernt hatten, wie Schwestern nebeneinander.
    »Warum sind Sie hierher gekommen?«, fragte Rebecca im Flüsterton, um die Babys nicht zu wecken. Sie glaubte, die schöne Engländerin hätte die beschwerliche Reise wegen eines Mannes auf sich genommen. Deshalb verblüffte sie die Antwort total.
    »Weil ich die Garnison sehen wollte. Vor zwei Monaten fuhr ich von England nach Boston, um ein neues Leben zu beginnen …« Sie dachte, es wäre am besten, bei der Lüge zu bleiben, die sie von Anfang an erzählt hatte. Und so fügte sie hinzu: »Ich bin Witwe.«
    »Wie traurig!«, meinte Rebecca mitfühlend. Sie war erst zwanzig und ihr Mann Andrew einundzwanzig. Seit der Kindheit kannten und liebten sie sich, und sie konnte sich nicht vorstellen, ihn jemals zu verlieren. »Tut mir Leid.«
    »Schon gut …« Und dann beschloss Sarah, wenigstens in einem Punkt ehrlich zu sein. »Ich habe ihn nie geliebt.«
    »Oh, das ist schrecklich!«, flüsterte Rebecca bestürzt. »Werden Sie lange in der Garnison bleiben?« Sie gähnte verhalten und spürte, wie sich das Baby in ihrem Bauch bewegte. Bald würde sie aufstehen müssen, um die beiden anderen Kinder zu versorgen. In Andrews Abwesenheit lag ein langer, harter Arbeitstag vor ihr. Und niemand stand ihr bei. Ihre Familie lebte in North Carolina.
    »Das weiß ich noch nicht.« Sarah ließ sich von Rebeccas Gähnen anstecken. »Am liebsten für immer …« Rebecca lächelte, schlummerte ein, und wenig später versank auch Sarah in einem tiefen Schlaf.
    Vor Tagesanbruch stand Rebecca auf, als sie hörte, dass sich ihr jüngstes Kind bewegte. Wie ihr die schweren Brüste verrieten, war es an der Zeit,

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