Die Erscheinung
planen, Mrs. Ferguson -es wird Ihnen missfallen.« Er fühlte sich verpflichtet, Sarah zu entmutigen. Doch sie ließ sich nicht von ihrem Entschluss abbringen. »Haben Sie Freunde da draußen?«, fragte er. Er konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, warum sie Boston verlassen wollte. Hier war sie gut aufgehoben, und sie erschien ihm viel zu zart und zerbrechlich für eine so beschwerliche Reise. Andererseits wusste er, dass sie ohne Begleitung auf einer kleinen, nicht besonders widerstandsfähigen Brigg nach Amerika gesegelt war. Also ist Sarah Ferguson viel stärker, als sie aussieht, dachte er. Das musste er wohl oder übel respektieren. »Wenn Sie die Reise tatsächlich wagen wollen, werde ich zwei Führer für Sie auswählen. Auf keinen Fall dürfen Sie in die Hände von Schurken geraten, die unterwegs plötzlich verschwinden oder sich betrinken. Geben Sie mir Bescheid, bevor Sie aufbrechen möchten. Außer den Führern brauchen Sie eine stabile Kutsche und einen verlässlichen Fahrer. Dann werden Sie wenigstens wohlbehalten Ihr Ziel erreichen - selbst wenn Ihnen die Reise kein Vergnügen bereiten wird.«
Freudestrahlend bedankte sie sich, und da wusste er, dass es nichts gab, was sie von ihrem Entschluss abbringen könnte. Das versuchte er seiner Frau zu erklären, als er ihr von dem Gespräch erzählte, und sie überhäufte ihn mit Vorwürfen. »Wie kannst du der jungen Frau erlauben, nach Deerfield zu fahren? Das ist viel zu anstrengend, und sie hat keine Ahnung, worauf sie sich einlässt. Bedenk doch - sie könnte unterwegs verletzt werden oder erkranken …«
»Schließlich hat sie's geschafft, allein von England nach Boston zu reisen, auf einem elenden kleinen Kahn. Glaub mir, meine Liebe, Sarah Ferguson ist kein zartes Zimmerpflänzchen. Davon bin ich nach dem Gespräch heute Abend fest überzeugt.« Er war ein kluger Mann, und er hatte in Sarahs Augen eiserne Entschlossenheit gelesen. Was sich diese Frau in den Kopf setzte, würde sie zielstrebig verwirklichen, und nichts vermochte sie daran zu hindern. Zweifellos würde sie ihren Weg gehen, von der gleichen unbesiegbaren Energie angetrieben wie die Siedler, die nach Westen zogen, um neues Land zu erschließen, dem Unbekannten zu trotzen und sogar gegen die Indianer zu kämpfen. »Beruhige dich, Amelia. Sie hat mich von ihrer inneren Kraft überzeugt. Sonst hätte ich mich nicht bereit erklärt, ihr zu helfen.«
»Alter Narr!«, fauchte Amelia. Als sie später im Ehebett lagen, gab sie ihm einen versöhnlichen Gutenachtkuss. Aber sie fand immer noch, er müsste Sarah Ferguson davon abhalten, das Deerfield-Fort zu besuchen. Hoffentlich würde die junge Frau rechtzeitig einem netten Mann begegnen, ihre verrückte Idee vergessen und in Boston bleiben.
Aber am nächsten Tag suchte Sarah den Colonel auf und dankte ihm erneut für sein Angebot, ihr die Reise zu ermöglichen. Sie fragte, wann er nach Deerfield zurückkehren würde. Kurz nach Neujahr, antwortete er. Diesmal wollte er bis zum Frühling in der Garnison bleiben. Auch ohne ihn würde Amelia ausreichend beschäftigt sein, weil ihre älteste Tochter innerhalb der nächsten Tage ein Baby erwartete.
»Ich würde Sie gern eskortieren, Mrs. Ferguson«, fügte er nachdenklich hinzu. »Aber einige meiner Männer begleiten mich, und wir werden in zügigem Tempo reiten, um das Deerfield-Fort möglichst bald zu erreichen. Und da könnte Ihre Kutsche nicht mithalten. Wenn Sie wollen, stelle ich Ihnen Lieutenant Parker zur Verfügung.«
Hastig lehnte Sarah dieses Angebot ab. »Es wäre mir lieber, Sie würden zwei Führer für mich aussuchen, Sir.«
»Wie Sie wünschen. Möchten Sie nächsten Monat aufbrechen?«, fragte er und ging in Gedanken die Liste der Männer durch, denen er Sarah Ferguson bedenkenlos anvertrauen könnte.
»Oh, das wäre wundervoll!«
Gerührt schaute er in ihre leuchtenden Augen. Seine Töchter nahmen nur selten und widerstrebend die Mühe auf sich, ihn in der Garnison zu besuchen, und hielten die Reise für ein gefährliches Abenteuer. Diese junge Frau jedoch erweckte den Eindruck, sie würde die großartigste Chance ihres Lebens nutzen. Genau das hatte Sarah allerdings auch vor.
Der Colonel versprach, er würde sich in den nächsten Tagen bei ihr melden, und sie vereinbarten, seiner Frau keine Einzelheiten mitzuteilen. Nur zu gut wussten beide, was Amelia von Sarahs Plänen hielt.
Nachdem Sarah ihm noch einmal überschwänglich gedankt hatte, kehrte sie zu Fuß zur
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