Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
Vom Netzwerk:
Gedanken zu Sarah und François zurück. Was für ein beneidenswertes Paar - und welch ein Segen, dass der Zufall sie zusammengeführt hatte … Sicher waren sie ganz besondere Menschen gewesen und hatten dieses Himmelsgeschenk verdient. Im Bett dachte er immer noch an die beiden und wünschte irgendetwas zu hören, das ihre Nähe bekunden würde. Aber er lauschte vergeblich, und er spürte auch keine Anwesenheit von Geistern. Sarahs Tagebücher mussten wohl genügen.
    Schließlich schlummerte er ein. In seinem Traum beobachtete er, wie Sarah und François einander lachend durch den Wald jagten, und das Rauschen eines Wasserfalls drang zu ihm. Als er am Morgen erwachte, prasselten Regentropfen gegen die Fensterscheiben, und er überlegte, was er an diesem Tag unternehmen könnte.
    Letzten Endes tat er, was ihm am wichtigsten erschien - er kochte Kaffee und kehrte mit Sarahs Tagebüchern ins Bett zurück. Er sorgte sich ein wenig um sich selbst. Allmählich artete die Begeisterung für diese Lektüre zur Besessenheit aus. Aber er konnte nicht zu lesen aufhören, er musste wissen, was weiterhin geschehen war. Und so vertiefte er sich wieder in eine andere Welt.
    Sarahs Rückreise nach Boston verlief ereignislos. Als wollte Colonel Stockbridge sie bestrafen, weil sie ihm Kummer bereitet hatte, bestimmte er den immer noch verliebten Lieutenant Parker zu ihrem Begleiter. Doch der junge Mann benahm sich untadelig, und Sarah begegnete ihm etwas toleranter. Bevor sie die Garnison verließ, führte sie ein langes Gespräch mit dem Colonel und veranlasste ihn, ihre Wünsche zu erfüllen, obwohl er den Plan missbilligte.
    Gut gelaunt kehrte sie in Mrs. Ingersolls Pension zurück. Es dauerte einige Tage, bis sie erfuhr, ein Neuankömmling habe Gerüchte über sie verbreitet, die von vagen Andeutungen bis zu absurden Theorien reichten. Zum Beispiel wurde behauptet, sie sei eine enge Verwandte des englischen Königs George III. Und mittlerweile wusste ganz Boston, dass sie mit dem Earl of Balfour verheiratet gewesen war. Einige Leute hielten ihn für tot, manche verkündeten, er würde noch leben, andere munkelten, er sei von Straßenräubern ermordet worden oder dem Wahnsinn verfallen, und seine Gemahlin habe vor ihm in die Neue Welt fliehen müssen. Im Großen und Ganzen erzählte man sich sehr romantische Geschichten, die Sarah noch interessanter und begehrenswerter erscheinen ließen. Sie gab nichts zu, nannte sich nach wie vor Mrs. Ferguson und überließ alles Weitere der Fantasie der Stadtbewohner. Natürlich erkannte sie die Gefahr dieser Gerüchte. Wenn sich der Name ihres Ehemanns in Boston herumsprach, würde es nicht lange dauern, bis die Informationen über ihren derzeitigen Aufenthaltsort nach England und zu Edward drangen.
    Deshalb wollte sie ihre Absichten möglichst bald verwirklichen. Der Colonel hatte sie mit mehreren tüchtigen Männern bekannt gemacht, die im Frühling mit der Arbeit beginnen würden. Vor ihrer Abreise aus Deerfield war sie mit ihnen ausgeritten und hatte die Lichtung schnell gefunden. Diesmal kehrte sie auf kürzestem Weg und ohne aufregende Zwischenfälle ins Fort zurück. Dass François de Pellerin sie so niederträchtig getäuscht hatte, verzieh sie ihm noch immer nicht.
    Die Männer aus Shelburne, die Sarah unter Vertrag nahm, versprachen ihr, am Ende des Frühjahrs würde ihr Haus fertig sein - insbesondere, weil sie so schlichte Wünsche äußerte: ein lang gestrecktes Holzhaus mit einem Wohnraum, einem Schlafzimmer und einer Küche, in der ein Esstisch stand. Später wollte sie Nebengebäude und eine Hütte für zwei Angestellte bauen lassen. Vielleicht würde sie schon im Juni oder noch früher einziehen können, meinten die Männer. Sie würden Baumaterial verwenden, das sie an Ort und Stelle fanden. Nur die Fenster mussten in Boston hergestellt und in Ochsenkarren nach Shelburne befördert werden. In der Nachbarschaft standen einige hübsche Häuser, viel komfortabler als das einfache Domizil, das ihr vorschwebte.
    Während der nächsten Wochen kannte sie nur einen einzigen Gedanken - ihr neues Heim. Sie verbrachte einen beschaulichen Winter in Boston, las sehr viel, führte ihr Tagebuch und besuchte Freunde. Sobald sie erfuhr, Rebecca habe eine Tochter zur Welt gebracht, strickte sie ein Häubchen und eine winzige Jacke. Im Mai hielt sie es nicht mehr aus und nahm wieder die lange Reise nach Deerfield auf sich. Fast jeden Tag ritt sie zur Lichtung und beobachtete, wie ihr Haus

Weitere Kostenlose Bücher