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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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bewegende Rede am Krankenbett gehalten.
    Er blickt von seinem Glas auf.
    Wusste mein Dad, dass ich nach Hause komme. Hast du es ihm gesagt.
    Ich habe es ihm gesagt.
    Und ist er aufgewacht.
    Nein, Liebes.
    Verstehe. Ich kaue. Die ganze Sache schlägt mir ziemlich auf den Magen. Aber jetzt bloß nicht übergeben. Wenn ich mich übergebe, muss sich auch Onkel Thoby übergeben. Er muss ja schon würgen, wenn man nur darüber spricht. In dieser Hinsicht ist er sehr sensibel.
    Ich kaue vorsichtig.
    Was das sympathische Erbrechen angeht, habe ich eine Theorie. Es ist ein natürlich selektiertes Merkmal. Wenn ein Angehöriger einer Gruppe sich erbricht, ist es sehr wahrscheinlich (oder doch zumindest denkbar), dass andere Gruppenmitglieder dieselbe giftige Substanz zu sich genommen haben wie der Erbrecher. Daher erbrechen sich die anderen prophylaktisch auch. Je schneller man das eingenommene Gift erbricht, desto größer ist die Überlebenschance.
    Ich schaue über seine Schultern auf den Teich. Denn genau das soll man tun, wenn einem übel wird. In die Ferne schauen. Die Schwäne schaukeln. Und wie sie schaukeln. Meine Herren.
    Mir geht’s nicht besonders.
    Willst du dich hinlegen.
    Ich schüttele den Kopf. Aber die ganze Schlossmauer krieg ich nicht runter.
    Dann lass sie stehen.
    Ich stütze die Wange in die Hand.
    Er bemerkt das CRYNOT-Armband. Ich habe dich telefonieren hören, sagt er.
    Ja.
    Doch nicht etwa schon wieder mit diesem Darren Lippfisch.
    Lipseed. Nein. Ich habe Winnifred angerufen.
    Winnifred. Onkel Thobys Augenbrauen schnellen himmelwärts. Winnifred hatte er ganz vergessen. Der hauchzarte Anflug eines Lächelns spielt um seine Lippen. Sie hat selbstredend ein eigenes Telefon, sagt er.
    Handy.
    Ah.
    Und einen Moment lang scheint es, als ob alles wieder lustig wird und gut. Aber dann macht er plötzlich ein langes Gesicht und sagt: Ach, Odd, ich kann mir lebhaft vorstellen, wie schwer es dir gefallen ist, alles stehen und liegen zu lassen und…
    Nein, es war nicht schwer. Im Gegenteil. Es war kinderleicht. Ein Klacks.
    Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie sehr es mich freut, dass du gekommen bist. Heute Morgen.
    Ich glaube schon.
    Ich kann mich nicht entsinnen. Ich kann nicht klar denken.
    Macht nichts.
    Wir waren bei Winnifred, sagt er nach einer Weile.
    Ich erzähle ihm, dass ich sie bei Linda und Chuck untergebracht habe. Und dass auch sie im Komma lag. Nur ist sie wieder aufgewacht.
     
    Dunkle Wolken ballen sich wie Fäuste über dem Teich. Guck mal, sage ich.
    Wir kriegen eine Wetterbombe, sagt er und dreht sich um.
    Eine was.
    Das ist ein neuer meteorologischer Begriff, erklärt er. Was er bedeutet, kannst du dir ja denken.
    Eine Wetterbombe. Hier bei uns. Das Wort hätte meinem Dad bestimmt gefallen.
    Oh ja. Er hat es ständig benutzt, bis zum Erbrechen.
    Ich nicke. Gleich kommt’s mir hoch.
    Pardon, sagt Onkel Thoby und schlägt sich die Hand vor den Mund.
    Macht nichts.
    Immer wenn der Wind hindurchpfiff, stellte mein Dad sich unter die Abzugshaube und sagte: Irre ich mich, oder ist das vielleicht ein b.
    Denn wenn der Wind ein b pfiff, kriegten wir schlechtes Wetter.
    Für mich klingt das eher nach einem ais, sagte Onkel Thoby dann.
    Worauf mein Dad sagte: You say potayto. I say potahto .
    Let’s call the whole thing off.
    Worauf ich sagte: Wie bitte.
    Psst, Audrey, sperr den Mund zu und die Ohren auf. Der Wind macht Musik.
     
    Onkel Thoby steht auf und räumt den Tisch ab. Apropos Wetter, sagt er. Ich hoffe, Toffs Flug hat keine Verspätung.
    Toff. Na, wenn das kein Schlag ins Schlosskontor ist. Was.
    Er sieht mich mit Unschuldsmiene an. Ich dachte, das hätte ich dir heute Morgen schon gesagt.
    Da muss ich kurz überlegen. Ähm, nein.
    Ich hatte wahrscheinlich eine Montage, in der du die Mitteilung wohlwollend aufgenommen hast.
    Nein.
    In meiner Montage habe ich dir mitgeteilt, dass Toff auf dem besten Weg aus London ist, und du hattest nichts dagegen.
    Du hast mir kein Wort davon gesagt!
    Schrei nicht so.
    Habe ich geschrien. Glaubt Onkel Thoby allen Ernstes, er könne mir Toff wie Falschgeld unterjubeln. Du kannst mich doch nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen.
    Von einfach kann überhaupt nicht die Rede sein. Ich habe mir immerhin die Mühe gemacht, mir eine Montage auszudenken.
    Scheiße.
    Er kommt in ein paar Stunden an.
    Warum. Warum .
    Weil ich ihn angerufen habe.
    Wann.
    Nach dem Unfall.
    Kollision, verbessere ich.
    Auf dem Weg zur Anrichte bleibt er stehen. Er ist

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