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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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genauso nervig (eklig).
    6. Während ihres Besuchs durfte Wedge nicht auf den Tisch. Nicht mal, um eine Glühbirne zum Glühen zu bringen.
    7. Als ich Toff nach seinem Lieblingsspiel fragte, sagte er Katz und Maus. Was ist denn das, fragte ich. Ein Kartenspiel. Und dann zeigte er mir, wie es geht. Man muss die Karten in der richtigen Reihenfolge übereinanderstapeln, Bube, Dame, König undsoweiter undsofort. Das fand ich total doof. Dann fragte ich Großmutter nach ihrem Lieblingsspiel. Solitaire, sagte sie. Was ist denn das. Ein Kartenspiel. Und dann zeigte sie mir, wie es geht. Man muss die Karten in der richtigen Reihenfolge übereinanderstapeln, Bube, Dame, König undsoweiter undsofort.
    8. Meine Güte, spielt denn keiner gern Cluedo.
    Mein Dad machte die Tür auf und sagte: Na, noch wach, alte Zimtzicke.
    Verdammt noch mal.
    Et cetera.
    Und als meine Augen sich endlich an das grelle Licht gewöhnt hatten und ich hellwach war und ihm mein Herz ausschütten und meinen Kummer beichten wollte, da legte er sich ins Bett und machte das Licht aus. Ich konnte seine Füße zwar noch nicht sehen, aber wenn es so weit war, hatte er hoffentlich entweder Socken an oder die Füße unter der Decke.
    Mein Dad arbeitete sich normalerweise von über der Decke unter die Decke vor. Er sagte immer, er wüsste auch nicht, wie er das macht. Jetzt kannte ich des Rätsels Lösung, denn ich hatte gesehen , wie er mitten in der Nacht unter die Decke schlüpfte. Mit Zauberei hatte das jedenfalls nichts zu tun.
    Ich bin blind, sagte ich.
    Lass ihnen einen Augenblick Zeit, sagte er und meinte meine Pupillen.
    Ich drehte mich um. Meine Liege quietschte.
    Erzähl mir die Geschichte von den beiden Männern und dem Löwen.
    Warum. Hast du schlecht geträumt.
    Ja.
    Und das fällt dir jetzt ein.
    Nein, es ist mir gerade eben eingefallen, als ich mich wieder genau so hingelegt habe wie vorhin.
    Audrey, ich bin hundemüde.
    Ach, sagte ich.
    Was ach.
    Ich nicht.
    Wenn ich schlecht träumte, durfte ich meinen Dad nachts wecken, um ihm meine Albmontage – ganz kurz, ohne alle überflüssigen Details – zu schildern, und dann erzählte mein Dad mir die Geschichte von den beiden Männern und dem Löwen.
    Darf ich dir meinen Traum jetzt erzählen oder nicht.
    Wovon handelte er denn. Von einem Flugzeug.
    Nein. Von Gästen.
    Wieso. Was war denn gestern.
    Nicht gestern. Gästen .
    Schlaf weiter.
    Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Ich konnte seinen Fuß erkennen. Ich stupste ihn ganz leicht. Er hatte einen Socken an. Ich stupste ihn noch mal.
    Schluss jetzt.
     
    Ich hatte schon Cluedo spielen wollen, seit Toff und Großmutter bei uns waren, und am nächsten Abend wurde mein Wunsch endlich erhört. Wir versammelten uns um den Tisch. Ich war Fräulein Ming. Das machte ich von Anfang an klar. Mein Dad war Professor Bloom, und Onkel Thoby war Direktor Grün. Alles comme d’habitude . Nur dass jetzt noch zwei Figuren mehr mitspielten. Baronin von Porz und Oberst von Gatow. Es waren also alle Cluedo-Figuren vergeben. Bis auf Frau Weiß.
    Die Lage spitzt sich zu, sagte ich und nickte.
    Welche Lage, sagte Toff.
    Ihr habt dieselbe Farbe wie eure Figuren, sagte ich. Und in der Tat. Er war ganz gelb, besonders die Finger, zwischen denen seine Zigarette klemmte.
    Willst du dich denn nicht setzen, sagte Großmutter.
    Nein. Ich spiele immer im Stehen.
    Seit wann, sagte mein Dad.
    Seit heute.
    Da hat doch nicht etwa jemand C-A-F-F-E-E, begann Onkel Thoby.
    Das gehört sich nicht, sagte ich und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    Mit dem Finger zeigen gehört sich nicht, sagte er.
    Ich klappte das Spielbrett auseinander. Das sieht aus wie Großmutters Haus, sagte ich, bloß plattgewalzt. Schweigend sannen sie über meine Worte nach.
    Eigentlich nicht, sagte Toff.
    Wohl, sagte ich. Immer wenn ich mir Großmutters Haus ins Gedächtnis rufen wollte, hatte ich das Cluedo-Spielbrett vor Augen.
    Der Kerzenleuchter fehlte, und wir nahmen stattdessen den Korkenzieher. Meine Idee.
    Gut, sagte Toff.
    Und los ging’s.
    Toff und Großmutter benutzten die Wörter anklagen und verdächtigen synonym, was ich etwas verwirrend fand.
    Ich lief hektisch auf und ab, mit meinen Karten in der einen und dem Revolver in der anderen Hand. Ich sagte: Sehr interessant, auch wenn es das eigentlich gar nicht war. Nachdem ich gewürfelt hatte, rannte ich ein paarmal wegen dringender Geschäfte aus dem Zimmer.
    Audrey, komm sofort zurück. Ich dachte, du wolltest spielen.
    Will ich ja

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