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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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außer seinem Dad.
    Mein Dad versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, dabei hätte er wegen so einer Kleinigkeit normalerweise nicht Scheiße gesagt. Jetzt kannst du dein Zimmer wiederhaben, sagte er.
    Aber wozu. Damit Toff in Onkel Thobys neue Kellerwohnung ziehen und die grünen Wände verstinken konnte.
    Oben ging eine Toilettenspülung. Scheiße, sagte ich und sah meinen Dad verstohlen an.
    Gut jetzt, sagte er. Soll heißen: Es reicht.
    Aber besonders logisch konnte ich das nicht finden. Wenn es einzig und allein um die Zimmerverteilung ging, wieso war Onkel Thoby dann mitten in der Nacht verschwunden, als ich im Bett, pardon, auf meiner Liege lag. Warum die Eile.
     
    Vielleicht ist das der Schlüssel zu des Rätsels Lösung. Großmutters /Toffs Reaktion auf die Nachricht, dass Onkel Thoby heute und auch an allen anderen Tagen nicht mit uns frühstücken werde, weil er ins Civil Manor gezogen sei: Sie zogen die Augenbrauen hoch. Zwei Sekunden lang. Dann ließen sie sie wieder sinken.
    Hoppla. Macht doch nicht so ein trauriges Gesicht, sagte ich.
    Das war der Tropfen, der das Fass von meinem Dad zum Überlaufen brachte. Auf dein Zimmer, sagte er.
    Ich habe aber gar kein Zimmer, sagte ich und schlürfte meinen fünffach gefilterten Kaffee.
    Dann hilf mir, Audrey.
    Toff stand auf und sagte, er werde seine Sachen nach unten schaffen. Zugegeben, er sah vielleicht doch ein bisschen traurig aus, als er sich durch den Bart strich und aus dem Zimmer ging.
     
    Mir wurde gesagt, das Civil Manor sei dans les environs . Und ich dürfe Onkel Thoby jederzeit besuchen. Ja, gut, dann jetzt gleich. Ich dürfe sogar die Heliumballons mitnehmen, um ihn aufzumuntern.
    Dann muss er also aufgemuntert werden!
    Das habe ich nicht gesagt.
    Hast du wohl.
    Hol die Ballons und komm.
    Was sind eigentlich environs , und gefällt es Onkel Thoby da. Meine Güte. Darf ich Wedge mitnehmen.
    Nein.
    Bitte.
    Zieh deinen Regenmantel an.
    Wedge und die Heliumballons gingen offenbar als Schwertransport durch, denn wir fuhren mit dem Auto. Die Ballons wippten auf dem Rücksitz. Endlich rauchfrei, wippten sie. Endlich rauchfrei. Wedge sah leicht benommen aus. Er war die ganze Nacht aktiv gewesen, und jetzt hatten wir ihn geweckt, damit er auch tagsüber herumturnte. Er drückte seine kleinen Händchen gegen das Plastik. Was ist denn hier los.
    Ich zeigte auf ein paar Barthaare, die sich im Gurt verfangen hatten. Igitt, sagte ich.
    Damit eins klar ist, Audrey. Ich möchte weder über Toffs Bart noch über Großmutters Augenbrauen sprechen.
    Du hast es also auch gemerkt!
    Nein, du.
    Nein, du .
    Mein Dad hatte heute keine Lust auf das Nein-du-Spiel.
    Wie dem auch sei, sagte er nach einer Weile. Meinst du, du könntest dich zur Abwechslung einmal wie ein zivilisierter Mensch benehmen.
    Ha! Ich hab’s kapiert. Ich hab den Witz kapiert.
    Das Civil Manor sah aus wie eine umgekippte Piety-Pie-Fabrik. Die Fabrik war ein liegendes Rechteck. Das Civil Manor war ein stehendes Rechteck. Beide waren weiß und um die Augen rostig.
    Natürlich gab es ein paar himmelweite Unterschiede:
    Die Piety-Pie-Fabrik hatte fünf Schornsteine, die Kuchenduft in die Luft pusteten. Dieser Duft war köstlich, und wenn der Wind richtig stand, konnte man ihn bis zum Wednesday Place riechen. Das Civil Manor hatte keine Schornsteine. Die Piety-Pie-Fabrik hatte fünf rosa Leuchtbuchstaben auf dem Dach, die das Wort PIETY bildeten. Am Civil Manor hing nur ein kleines Schild mit einem Butler drauf. Der Butler hielt ein Tablett in Händen, und auf dem Tablett stand ZIMMER FREI.
    Als ich ausstieg, hatte ich das Gefühl, die Piety-Pie-Fabrik und das Civil Manor sind verliebt. Leider lag zwischen ihnen eine stark befahrene Straße.
     
    Mein Dad trug die Ballons. Ich trug Wedge. Es war niemand an der Rezeption. Die Lobby war klein und muffig. Hallo, Doreen, sagte mein Dad. Wer. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. In dem Zimmer hinter der Rezeption saß eine Frau und guckte Seifenopern. Dass es Seifenopern waren, erkannte ich an der Musik. Gehen Sie ruhig rauf, sagte sie. In ihrem Ohrensessel saß sie anscheinend sehr bequem.
    Hä. Wer ist Doreen.
    Psst. Na, sie.
    Das machte mich nervös. Woher kannte mein Dad jemanden, den ich nicht kannte.
    Hinter der Rezeption hing außerdem ein Brett mit Haken dran. An allen außer einem Haken hingen Schlüssel. Zimmer 203. Das war Onkel Thobys Zimmer. Dann war er also der einzige Gast im Civil Manor. Es zerriss mir fast das Herz. Doreen hingegen trug

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