Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
Vom Netzwerk:
Onkel Thoby). Und einen tiefen Teller mit einer sehr realistisch gemalten Fliege auf dem Rand für Onkel Thoby (von meinem Dad). Und eine Flasche Sherry für Onkel Thoby (von meinem Dad).
    Schenkt ein den Piratensherry, sang Onkel Thoby in der Küche. Seine Piratenhaare fielen ihm in die Stirn.
    Er vertauschte seinen Kaffeebecher mit einem kleinen roten Glas.
     
    Zum Abendessen gab es Hühnchenlasagne. Ich stand auf und brachte einen Trinkspruch auf Andrew Toti auf, den Erfinder der Hühnchenrupfmaschine.
    Großmutter und Toff zogen die Augenbrauen hoch.
    Und der Schwimmweste, setzte ich hinzu.
    Amen, sagte mein Dad.
    Die Lasagne hatte drei Stockwerke, und man konnte jedes Stockwerk in zwölf Parkplätze zerschneiden und jeden Parkplatz einzeln essen. Ab und zu machte ich eine Pause und spielte mit dem Korkenzieher.
    Mal hat er Haare unter den Armen, sagte ich, und hob seine Arme.
    Und mal auf den Schultern.

     
    Du sollst doch nicht dazwischenreden, sagte mein Dad.
    Was wäre euch lieber, fragte ich in die Runde.
    Schweigen. Dann sagte Onkel Thoby: Ich habe beides.
    Ich tastete seinen Arm ab. Du hast aber doch gar keine Haare auf den Schultern, sagte ich.
    Doch, ein paar, sagte er.
    Ich widmete mich wieder meiner Lasagne.
    Jetzt hatte ich Toff bei seiner Geschichte über seine Jugendjahre als Chorknabe unterbrochen (wofür sie mir eigentlich hätten dankbar sein müssen). Ich blickte verstohlen auf und sah, wie über meinen Kopf hinweg Blickkontakte geknüpft wurden. Außer mir aß niemand mehr.
    Was ist, sagte ich.
    Lass dir ruhig Zeit, Liebes, sagte Onkel Thoby.
    Vor dem Essen war ich in mein Zimmer geschickt worden, um den Korkenzieher zu suchen, den ich in meiner untersten Schublade versteckt hatte. Ich fand den Korkenzieher toll, weil er halb Ballerina und halb Waffe war.
    Wo ist der verfluchte Korkenzieher. Audrey!
    Oui . Ich tänzelte in die Küche.
    Der Korkenzieher hängt nicht am Brett.
    Non .
    Wo ist er.
    Nimm doch den an Onkel Thobys Messer.
    Ich will aber den richtigen.
    Darf ich in mein Zimmer.
    Ja, natürlich.
    Also trampelte ich die Treppe hoch. Ich war seit zwei Tagen nicht mehr in meinem Zimmer gewesen. Denn darin hauste ja jetzt Toff. Und wie. Böses Erwachen. Erstens stank es wie die Pest. Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher (voll), und auf meiner Kommode lag eine Bürste mit Barthaaren darin. Und der gemalte Baum an meiner Wand schien zu verdorren. Armer Baum, flüsterte ich und berührte ein Blatt. Dann sagte ich es noch einmal, laut. Armer Baum, jammerte ich.
    Onkel Thoby steckte den Kopf zur Tür herein. Was ist denn los.
    Mein Baum stirbt.
    Der kann doch gar nicht sterben. Er ist nicht echt.
    Nein, aber sterben tut er trotzdem.
    Der Baum war das Werk von Onkel Thoby. Die Äste waren lang und erstreckten sich über die beiden benachbarten Wände und die Decke, sodass sie das Bett, das darunter stand, förmlich zu umarmen schienen. An den Ästen waren kleine braune Klettknospen. Da wir Sommer hatten, war an jeder Knospe ein grünes Blatt aus Filz befestigt. Im Herbst würden sie durch rote und gelbe Blätter ersetzt werden. Pünktlich zur Winter- und Sommersonnenwende feierten Onkel Thoby und ich eine Zeremonie, die wir Bäumchen-wechsle-dich nannten.
    Ich löste ein Blatt von einem Ast und roch daran. Stinkt, sagte ich.
    Er verzog das Gesicht. So schlimm ist es nun auch wieder nicht.
    Nein, aber stinken tut es trotzdem.
    Ich weiß. Aber das lässt sich vorerst leider nicht ändern. Und jetzt komm. Was willst du überhaupt hier drin.
    Den Korkenzieher holen.
    Er wunderte sich kein bisschen. Na, dann mach voran und komm.
     
    Nach dem Essen gingen Onkel Thoby und ich nach draußen und banden die Ballons los. Ich stampfte auf die Dielen und sagte: Toff will meinen Dad zum Rauchen verführen.
    Onkel Thoby seufzte. Unsinn.
    Trotzdem will er meinen Dad umbringen. Er ist wie der Mann in dem Buch, aus dem mein Dad uns nach dem Essen nicht mehr vorliest, weil wir Gäste haben.
    Wie wer.
    Ich stampfte auf und ab. Na, wie der Mann aus Russland, der auch einen Bart hatte, der bis unter den Tisch ging. Rumpels toff zchen.
    Rasputin.
    Ich nickte. Rasputin hatte (bislang) nichts und niemand etwas anhaben können. Weder Gift noch Pistolenkugeln. Wollen wir Toffs Kaffee vergiften, sagte ich.
    Lieber nicht, sagte er. Er beugte sich über das Geländer und band eine Ballonschnur los. Möchtest du mir nicht helfen.
    Ich legte ihm die Hand auf den Arm.
    Ha.
    Die Ballons zerrten an ihren Schnüren und wehten in

Weitere Kostenlose Bücher