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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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Daneben steht ein Kübel mit silbernen Fragezeichen. Ich lasse eins davon um meinen Finger wirbeln und schiebe es mir in die hintere Hosentasche.
    Das Sattler-Ei macht keinen besonders eifrigen Eindruck. Er verschwindet in einem Hinterzimmer und kommt mit einem Karton zurück. Ich schätze, sagt er (und starrt auf meinen Pony), einundfünfzig/zweiundfünfzig. Ja, das müsste ungefähr hinkommen.
    Wenn Larry mich für so alt hält, irrt sich das Sattler-Ei aber gewaltig.
    Larry macht sich an dem Karton zu schaffen. Fünf von Larrys eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn Fingern haben lila blaue Flecken, weil sie unter den Hammer oder in eine Autotür geraten sind.
    Auf dem Karton ist ein Bild von einem Mädchen auf einem weißen Pferd, das über ein Hindernis springt. Sie hat einen schwarzen Samthelm auf, und ihre braunen Haare fallen ihr auf den Rücken wie ein Biberschwanz. Sie wendet den Kopf und starrt gebannt auf das nächste Hindernis. Das nächste Hindernis ist rot-weiß gestreift wie eine quergelegte Zuckerstange.
    Larry holt einen schwarzen Samthelm aus dem Karton und reicht ihn Verlaine, die ihn wie eine Krone über meinen Kopf hält.
    Nimm mal den Pferdeschwanz herunter, befiehlt er.
    Ich nehme.
    Und sehe nach oben. Der Helm ist mit rotem Samt ausgeschlagen. Auf dem Schweißband steht in goldenen Ziffern 51/52.
    Der Helm passt wie angegossen. Verlaine zurrt den Kinnriemen fest. Dann haut sie mit zwei Fingern auf den Schirm. Er gibt nicht nach.
    Merci , Larry, sagt sie.
    Der neue Helm drückt mir die Haare platt. Mit dem Helm fühle ich mich gleich ganz anders. Älter. Ich betrachte mein Spiegelbild im Autofenster. Bevor ich einsteige, wende ich den Kopf und sehe nach, ob Passanten in der Nähe sind. Nein. Gut.
    Wie ich gerade den Kopf gewendet habe. Genau wie das Mädchen auf dem Karton.
    Ich zwänge mich ins Auto. Ich habe einen Hufkratzer geklaut. Hoppla.
    Verlaine fragt, ob ich den Helm im Wagen anbehalten möchte, und ich sage Ja.
    Die Straße rast unter dem Bodenloch dahin. Die Stadt sieht anders aus, seit ich einen Reithelm habe. Seit ich weiß, dass es in der Stadt ein Sattler-Ei mit schwarzem Zopf gibt. Seit ein Pferd ganz in der Nähe ist, zu dem man fahren kann. Mit Helm könnte ich den Lada wahrscheinlich sogar selber fahren.
    Ich betrachte den Karton auf meinem Schoß von allen Seiten und frage Verlaine, wie es das Mädchen schafft, dass ihre Haare wie ein Biberschwanz aussehen.
    Mit einem Haarnetz, sagt sie. Kurze Haare sind viel praktischer.
    Verlaines Haare stehen ab, als ob sie einen Stromschlag bekommen hätte. Nein danke.
    Kann ich ein Haarnetz haben.
    Also halten wir auf dem Weg zum Stall bei einem Drugstore. Ich wusste gar nicht, dass es dort auch Haarnetze gibt. Alles, was ich brauche, ist überall da, wo ich es brauche.
     
    Die Stadt ist neu und anders. Ich habe einen Reithelm mit schwarzem Schirm und blinzele nicht mehr in die Sonne. Mein Dad ist nicht in der neuen Stadt. Und ich rechne nicht damit, ihn dort zu finden. Darum fehlt er mir auch nicht. Ich weiß, das ist der Zweck der Übung. Aber nachts. Nachts, wenn mein Kopf splitterfasernackt auf meinem Charlie-Brown-Kissen liegt, fehlt mein Dad mir immer noch ganz schrecklich.
    Ich mache mich, wenn auch eher lustlos, an meine Jim-Ryan-Biografie. Ich habe ein Heft, auf dem steht: Leben und Abenteuer des Jim Ryan, aber bisher habe ich weiter nichts geschrieben als: Jim Ryan ist mutig. Jim Ryan ist doof.
    Neulich ist er auf eine Leiter gestiegen und hat mit einem Besen auf ein Wespennest eingedroschen. Die Wespen haben sich natürlich auf ihn gestürzt, und er musste die Flucht ergreifen. Später, als sich die Aufregung gelegt hatte, ist Mrs. Ryan in einem geblümten Kleid mit langen Ärmeln und einer Dose Dingsbums auf die Leiter gestiegen. Und weg waren sie, die Wespen.
    Zum Glück sieht man vom meinem Zimmerfenster aus direkt auf das Haus meines Forschungsgegenstandes. Die meisten Biografen würden für so eine Gelegenheit ihre Großmutter verkaufen. Verlaine schlägt vor, ich solle nach draußen gehen und den Mann interviewen. Ihm beichten, dass ich seine Biografin bin.
    Also. Ich war schon mal mit der Kamera draußen und habe ein paar Fotos für den Umschlag gemacht.
    Den Umschlag der Biografie, von der er nicht weiß, dass du sie schreibst.
    Genau.
     
    Jim Ryan wendet den Kopf und sagt: Schöner Helm.
    Danke.
    Soll ich mich in Pose werfen.
    Nein. Lassen Sie sich nicht stören.
    Mögliche

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