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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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geht’s?«
    »Ganz gut. Und dir?«, fragte Hassan, während Colin darüber nachdachte, ob ihm irgendeine interessante Person der Menschheitsgeschichte einfiel, die jemals Celebrity Living gelesen hatte. 16
    »Ganz gut«, sagte das Mädchen.
    Eine Weile schlenderten sie über die staubigen Dielen des Ladens und taten so, als würden sie sich für verschiedene Snacks, Getränke und die Köderfische interessieren, die in einem Fass herumschwammen. Halb hinter ein brusthohes Kartoffelchipsregal geduckt, zog Colin Hassan am T-Shirt und flüsterte ihm ins Ohr: »Frag sie.« Nur dass Colin nicht wirklich flüsterte, denn die hohe Kunst des Flüsterns hatte er nie gelernt – er sprach mit nur leicht gedämpfter Stimme direkt in Hassans Trommelfell hinein.
    Hassan zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. »Wie groß ist die Fläche des Staates Kansas, in Quadratkilometern?«
    »Knapp 213300, wieso?«
    »Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass du dich mit jedem Mist auskennst, nur wie man ohne Stimmbänder spricht, hast du immer noch nicht begriffen.« Colin wollte widersprechen, dass selbst beim Flüstern die Stimmbänder zum Einsatz kamen, aber Hassan rollte nur mit den Augen. Also begann Colin an der Innenseite seines Daumens zu nagen, während er Hassan hoffnungsvoll ansah, doch der hatte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kartoffelchips gerichtet, und am Ende blieb es an Colin hängen. Widerwillig ging er an die Kasse und sagte: »Hallo. Wir würden gern was über den Erzherzog wissen.«
    Die Celebrity-Living -Leserin lächelte Colin an, und mit einem Mal waren ihre Pausbacken und die zu lange Nase verschwunden. Es war ein Lächeln, das einen sofort in den Bann schlug – man wollte alles tun, um sie glücklich zu machen, nur damit man ihr Lächeln anschauen durfte. Aber es dauerte nur eine Sekunde. »Die Besichtigung ist jede Stunde, zur vollen Stunde, elf Dollar Eintritt, und ehrlich gesagt, ist es das nicht wert«, sagte sie leidenschaftslos.
    »Wir zahlen«, sagte Hassan, der plötzlich hinter Colin stand. »Der Knabe hier muss unbedingt den Erzherzog sehen.« Dann beugte er sich vor und flüsterte ihr theatralisch zu: »Er hatte einen Nervenzusammenbruch.« Hassan legte zweiundzwanzig Dollar auf die Theke, die das Mädchen prompt in die Hosentasche steckte, ohne die Kasse auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Dann blies sie sich eine goldbraune Strähne aus dem Gesicht und seufzte. »Ganz schön heiß draußen«, bemerkte sie.
    »Ist die Besichtigung mit Führung?«, fragte Colin.
    »Ja. Und zu meinem herzlichen Bedauern bin ich eure Führerin.« Dann trat sie hinter der Theke hervor. Klein. Dünn. Das Gesicht nicht direkt hübsch, aber interessant.
    »Ich bin Colin Singleton«, stellte sich Colin vor.
    »Lindsey Lee Wells«, antwortete die Fremdenführerin/Ladenhüterin und streckte ihm ihre kleine Hand entgegen. Ihre Fingernägel waren metallic pink lackiert, der Nagellack war stellenweise abgeblättert. Er schüttelte ihr die Hand, und dann wandte sie sich Hassan zu.
    »Hassan Harbish. Sunnitischer Moslem. Kein Terrorist.«
    »Lindsey Lee Wells. Methodistin. Auch keine Terroristin.« Sie lächelte wieder. Obwohl Colins Gedanken sich ausschließlich um ihn selbst und K-19 und das Loch in seinem Bauch drehten, wo ihm ein Teil fehlte, konnte er nicht leugnen, dass an diesem Lächeln etwas dran war. So ein Lächeln konnte Krebs heilen und Kriege beenden.
     
    Eine Zeit lang stapften sie schweigend über ein Feld, das direkt hinter dem Laden begann. Das kniehohe Gras reizte die empfindliche Haut an Colins nackten Unterschenkeln, und er überlegte kurz, ob er etwas sagen sollte – vielleicht gab es in der Nähe ein kürzlich gemähtes Stück Wiese, durch das sie stattdessen gehen könnten, aber er wusste, Hassan würde ihn als Sitzpinkler bezeichnen, und so hielt er die Klappe und ließ sich tapfer von den Grashalmen in den Kniekehlen kitzeln. Er dachte an Chicago, wo man tagelang laufen konnte, ohne auf das kleinste Stück Erde zu treten. Er mochte die asphaltierte Welt, und er vermisste sie, als er über die klumpigen Buckel der rissigen Erde stolperte, wo man sich jederzeit den Fuß brechen konnte.
    Während Lindsey Lee Wells ein paar Meter vorausging (typisch Celebrity-Living -Leserin, wie sie es vermied, mit ihnen zu reden), trotteten Hassan und Colin nebeneinander her, und obwohl Hassan nicht ausgesprochen hatte, dass Colin wegen seiner Grasallergie ein Sitzpinkler war, wusste Colin, dass er es sagen

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