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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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als die anderen.
    »Warum kannst du schon Latein?«, fragte Katherine.
    »Ich lerne viel«, antwortete er.
    »Warum?«, fragte sie und setzte sich zu seinen Füßen aufs Sofa.
    »Es macht mir Spaß.«
    »Warum?«, fragte sie.
    Colin hielt einen Moment inne. Er kannte das Warum-Spiel nicht, und so nahm er jede ihrer Fragen ernst. »Es macht mir Spaß, weil es mich von den anderen unterscheidet und ich immer besser werde. Und weil ich es ganz gut kann.«
    »Warum?«, sang sie die beiden Silben und lächelte beinahe.
    »Dein Dad sagt, ich kann mich deshalb besser an Sachen erinnern als andere Leute, weil ich so gut aufpasse und weil mir die Sachen wichtig sind.«
    »Warum?«
    »Weil Wissen wichtig ist. Zum Beispiel habe ich vor Kurzem gelernt, dass der römische Kaiser Vitellius an einem Tag tausend Austern gegessen hat, was ein ziemlich tolles Beispiel für abliguritio 21 ist«, sagte er, um ein Wort zu verwenden, das Katherine seiner Meinung nach unmöglich kennen konnte. »Und Wissen ist wichtig, weil man dadurch zu etwas Besonderem wird und Bücher lesen kann, die sonst kein Mensch versteht, zum Beispiel Ovids Metamorphosen , die er auf Latein geschrieben hat.«
    »Warum?«
    »Weil Ovid aus Rom war, und da haben alle Leute Latein gesprochen und geschrieben.«
    »Warum?«
    Und hier stolperte er. Warum hatte Ovid im Jahr 20 v.u.Z. 22 im alten Rom gelebt und nicht im Jahr 2006 u.Z. in Chicago? Wäre Ovid immer noch Ovid, wenn er in Amerika gelebt hätte? Nein, wäre er nicht, denn dann wäre er ein Indianer gewesen oder ein amerikanischer Ureinwohner oder Native American , und die hatten damals kein Latein und auch sonst keine Schriftsprache. War Ovid wichtig, weil er Ovid war oder weil er im alten Rom gelebt hatte? »Gute Frage«, sagte Colin. »Ich werde versuchen, für dich eine Antwort zu finden«, sagte Colin, weil das Krazy Keith immer sagte, wenn Krazy Keith nicht weiterwusste.
    »Willst du mit mir gehen?«, fragte Katherine.
    Colin setzte sich ruckartig auf und starrte sie an, während sie ihre leuchtend blauen Augen niederschlug. Irgendwann später würde er sie Katherine die Große nennen. Katherine die Erste. Katherine die Unglaubliche. Selbst im Sitzen war sie kleiner als er, und sie sah ziemlich ernst und nervös aus, wie sie mit eingezogenen Lippen den Boden anstarrte. In diesem Moment wallte etwas in ihm auf. Die Enden seiner Nerven schickten Schauer über seine Haut. Sein Zwerchfell flatterte. Natürlich konnte es damals nicht Lust gewesen sein oder Liebe, doch es fühlte sich anders an als mögen , also musste es das sein, was die Jungs in der Schule verknallt sein nannten. Und er sagte: »Ja, ja. Ich will.« Da drehte sie sich um, das Gesicht rund und pausbäckig und sommersprossig, und dann lehnte sie sich zu ihm, mit gespitzten Lippen, und küsste ihn auf die Wange. Es war sein erster Kuss, und ihre Lippen fühlten sich an wie der Winter – kühl und trocken und rau –, und Colin schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sich der Kuss nicht halb so gut anfühlte wie der Klang der Frage, ob er mit ihr gehen wolle.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
     
     
    [7]    Als sie die Kuppe eines kleinen Hügels erreichten, tauchte mitten auf dem grasbewachsenen Feld völlig unvermittelt ein Friedhof auf. Er war von einem kniehohen bemoosten Mäuerchen umgeben, innerhalb dessen etwa vierzig Grabsteine standen.
    »Hier wäre also die letzte Ruhestätte des Erzherzogs Franz Ferdinand«, sagte Lindsey Lee Wells, die jetzt einen anderen Ton anschlug – den der gelangweilten Fremdenführerin, die ihren Vortrag seit langer Zeit auswendig konnte. Colin und Hassan folgten ihr zu einem zwei Meter hohen Obelisk, der aussah wie das Washington-Monument in klein und vor dem eine Fülle angeschmuddelter rosa Seidenrosen lag. Auch wenn es eindeutig künstliche Blumen waren, wirkten sie ziemlich welk.
    Lindsey setzte sich auf die Mauer. »Ach, scheiß auf den Vortrag. Wahrscheinlich wisst ihr eh schon alles«, sagte sie und nickte in Richtung Colin. »Aber ich erzähle euch die Geschichte: Der Erzherzog wurde im Dezember 1863 in Österreich geboren. Sein Onkel war der Kaiser Franz Joseph, aber als Neffe des österreichisch-ungarischen Kaisers war man eigentlich nicht besonders wichtig. Es sei denn , der einzige Sohn des Kaisers, Rudolph, schießt sich zufällig in den Kopf – und genau das geschah im Jahr 1889. Plötzlich war Franz Ferdinand der Nächste in der

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