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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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Thronfolge.«
    »Sie nannten Franz Ferdinand ›den einsamsten Mann von Wien‹«, sagte Colin zu Hassan.
    »Na ja, keiner mochte ihn, weil er ein kompletter Spinner war«, sagte Lindsey. »Und leider war er die Sorte Spinner, die nicht mal was im Kopf hat. Er war ein typischer durch Inzucht degenerierter, vierzig Kilo leichter Hänfling. Seine Familie hielt ihn für einen liberalen Schlappschwanz. Die Wiener Gesellschaft hielt ihn für einen Idioten. Und dann hat er alles noch schlimmer gemacht, indem er aus Liebe heiratete. Im Jahr 1900 nahm er ein Mädchen namens Sophie zur Frau, und alle hielten auch sie für eine totale Niete. Aber zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass er sie wirklich liebte. Das kommt in meinem normalen Vortrag nicht vor, aber ich habe gelesen, dass Franzi und Sophie so etwa die glücklichste Ehe in der Geschichte aller Königshäuser führten. Irgendwie süß, außer dass sie an ihrem vierzehnten Hochzeitstag – am 26. Juni 1914 – beide in Sarajevo erschossen wurden. Der Kaiser ließ sie irgendwo vor den Toren Wiens beerdigen. Er ging nicht mal zur Beerdigung. Andererseits fand er seinen Neffen wichtig genug, um seinetwegen den Ersten Weltkrieg anzufangen, indem er einen Monat später Serbien den Krieg erklärte.« Lindsey stand auf. »Damit endet die Führung.« Sie grinste. »Trinkgeld wird gerne angenommen.«
    Colin und Hassan klatschten höflich, dann ging Colin zu dem Obelisk, auf dem nur stand: ERZHERZOG FRANZ FERDINAND. 1863–1914. MÖGE DIE ERDE LEICHT AUF DIR RUHEN, WENNGLEICH ER / DIR EINE SCHWERE LAST ZU TRAGEN GAB. Eine schwere Last, in der Tat – Millionen von Leichen. Colin berührte den Granit, der sich kühl anfühlte, trotz der heißen Sonne. Was hatte Erzherzog Franz Ferdinand getan, das er vielleicht anders hätte machen können? Wenn er vielleicht nicht so mit der Liebe beschäftigt gewesen wäre, nicht so taktlos, so selbstmitleidig, so versponnen – vielleicht, dachte Colin, wenn er nicht genau so gewesen wäre wie ich …
    Am Ende hatte der Erzherzog zwei Probleme: Keiner scherte sich einen Dreck um ihn (zumindest nicht, bis seine Leiche einen Weltkrieg auslöste), und eines schönes Tages hatte er plötzlich ein Loch im Bauch.
    Aber Colin würde sein Loch kitten und die Leute dazu bringen, ihn wahrzunehmen. Er würde weiterhin etwas Besonderes sein und seine Begabung für eine Aufgabe einsetzen, die wichtiger und interessanter war, als Anagramme zu bilden und Latein zu übersetzen. Und, ja, plötzlich hatte er wieder ein Heureka-Erlebnis, das von einem mächtigen Schauer begleitet wurde. Er würde die Vergangenheit nutzen – seine Vergangenheit und die des Erzherzogs und die ganze unendliche Menschheitsgeschichte –, um die Zukunft zu informieren. Er würde Katherine XIX. beeindrucken – sie hatte immer gewollt, dass ein Genie aus ihm würde, und er würde die Welt zu einem sichereren Ort machen, jedenfalls für die, die eine Anlage zum Sitzen-gelassen-Werden hatten. Er würde einen wichtigen Beitrag leisten.
    Hassan weckte ihn aus seinem Tagtraum. »Und wie zum Henker landet ein völlig salonfähiger österreichischer Erzherzog hier am Arsch der Welt in Tennessee?«
    »Wir haben ihn gekauft«, erklärte Lindsey Lee Wells. »Im Jahr 1921. Der Besitzer des Schlosses brauchte Geld und hat ihn zum Verkauf angeboten. Und wir haben zugeschlagen.«
    »Wie viel hat so ein toter Erzherzog damals gekostet?«, fragte Hassan.
    »Um die dreitausendfünfhundert Dollar, wird gemunkelt.«
    »Ein Haufen Geld«, sagte Colin, dessen Hand immer noch den kühlen Granit berührte. »Zwischen 1920 und heute ist der Dollar um mehr als das Zehnfache gestiegen, das wären dann also mehr als 35000 Piepen. Eine Menge Führungen zu elf Dollar.«
    Lindsey Lee Wells rollte die Augen. »Okay, okay, ich bin beeindruckt. Du kannst aufhören. Außerdem haben wir hier draußen solche Dinger – ich weiß nicht, ob’s die auch da gibt, wo ihr herkommt. Wir nennen sie Taschenrechner, und sie sparen uns eine Menge Arbeit.«
    »Das war kein Versuch, dich zu beeindrucken«, verteidigte sich Colin.
    In diesem Moment leuchteten Lindseys Augen auf, und sie legte die Hände um den Mund und schrie: »Hey!« Drei Jungs und ein Mädchen kamen auf der anderen Seite den Hügel heraufmarschiert, von denen bis jetzt nur die Köpfe zu sehen waren. »Meine Kumpel«, erklärte Lindsey. »Und mein Freund.«
    Lindsey Lee Wells lief los. Hassan und Colin blieben, wo sie waren, und fingen hastig zu diskutieren

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