Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman
Aufnahmegerät auf einen Couchtisch. Das Mobiliar sah aus, als stammte es vom Sperrmüll: ein gallengelbes Cordsofa, ein paar schwarze Kunstledersessel mit unzähligen Rissen, aus denen der Schaumstoff quoll, und ein Esstisch aus Resopal mit sechs passenden Stühlen. Über zwei Snackautomaten hing ein Porträt von Elvis Presley, auf Samt gemalt. Colin, Lindsey und Hassan setzten sich auf die Couch. Zeke ließ sich in einem der Ledersessel nieder. Bevor sie Hollis’ Fragen stellen konnten, fing Zeke zu reden an.
»Hezekiah Wilson Jones, 42 Jahre alt, geschieden, zwei Söhne im Alter von elf und neun, Cody und Cobi, beides gute Schüler. Bin in Bradford geboren und mit dreizehn hergezogen, weil mein Dad beim Pokern die Tankstelle verloren hat – solche bescheuerten Sachen passierten meinem alten Herrn am laufenden Band. Er hat eine Stelle im Werk angenommen. Und ich hab in den Ferien hier gejobbt, bis zu dem Tag, als ich das letzte Zeugnis in der Tasche hatte, da hab ich die volle Stelle angetreten. Seitdem bin ich hier. Erst am Fließband; dann bei der Qualitätskontrolle; und jetzt Werksleiter, Tagesschicht. Die Sache sieht so aus, Jungs. Wir nehmen die Baumwolle – gewöhnlich aus Alabama oder Tennessee –« Er unterbrach sich, um ein rechteckiges Aluminiumpäckchen aus der Hosentasche zu ziehen. Dann wickelte er einen quadratischen Kaugummi heraus, steckte ihn in den Mund und redete weiter. »Hab vor elf Jahren mit dem Rauchen aufgehört und kaue immer noch Nicoretten. Schmeckt nicht und ist auch nicht billiger. Aber wenigstens rauche ich nicht mehr. Aber zurück zum Werk.« Während der nächsten zwanzig Minuten beschrieb Zeke ausführlich den Prozess, wie aus Baumwollrohfaser Schnüre gedreht wurden, wie die Schnüre von einer Maschine auf die Länge von exakt 5,4 cm gekappt wurden und wie die Fäden am Ende verpackt und verschifft wurden. Ein Viertel, sagte er, ging direkt an den größten Kunden, StaSure-Tampons, und der Rest in ein Lager in Memphis und von dort aus hinaus in die Tamponwelt.
So, jetzt muss ich wieder an die Arbeit, aber ich schick euch die Leute jeweils für zwanzig Minuten rein, wenn sie Pause haben, dann könnt ihr mit ihnen euer Interview machen. Habt ihr noch irgendwelche Fragen an mich?«
»Ja«, sagte Hassan. »Wo würden Sie leben wollen, wenn Sie irgendwo anders leben könnten; was würden Sie arbeiten, wenn Sie nicht im Werk arbeiten würden; wann ist Ihre Familie hierher gekommen – nein, warten Sie, das haben Sie schon beantwortet; und was macht Ihrer Meinung nach Gutshot zu einem besonderen Ort?«
Zeke zog die Unterlippe ein und kaute auf seiner Nicorette. »Ich würde hier leben wollen«, sagte er dann. »Wenn ich nicht in diesem Werk arbeiten würde, würde ich wahrscheinlich in einem anderen arbeiten. Oder ich würde ein Geschäft aufziehen, Bäume beschneiden. Und was den Ort zu was Besonderem macht? Ach du Scheiße. Für den Anfang, dass bei uns die Colamaschine umsonst ist. Du drückst einfach auf den Knopf, und es kommt Cola raus. Das gibt’s sonst nirgends. Außerdem haben wir unsere reizende Miss Lindsey Lee, die gibt es auch sonst nirgends. So, das reicht, Jungs. Ich muss zurück an die Arbeit.«
Kaum war Zeke gegangen, stand Lindsey auf. »Hat echt Spaß gemacht, Leute, aber ich gehe rüber in den Laden und himmele meinen Freund an. Holt mich um halb sechs ab, okay?« Und schon war sie fort. Für jemanden, der ein ziemliches Problem hätte, falls Colin oder Hassan petzten, war Lindsey erstaunlich unverblümt. Und das , schoss es Colin durch den Kopf, kann nur bedeuten, dass wir Freunde sind. Und so hatte Colin ganz nebenbei in nur zwei Tagen die zweite Freundschaft seines Lebens geschlossen.
Im Lauf der nächsten sieben Stunden interviewten Colin und Hassan sechsundzwanzig Angestellte, denen sie allen dieselben Fragen stellten. Colin hörte nur halb zu, während Hollis’ Mitarbeiter erzählten, wie sie mit Kettensägenskulpturen oder als Grundschullehrer ihr Geld verdienen wollten. Halbwegs interessant fand er, dass fast alle der Befragten von allen Orten der Welt am liebsten in Gutshot leben wollten – genau wie Lindsey. Doch da Hassan die meisten Fragen stellte, hatte Colin Zeit, sich auf sein Theorem zu konzentrieren.
Er war immer noch überzeugt davon, dass romantische Verhaltensweisen im Grunde monoton und vorhersehbar waren und dass er daher eine einigermaßen einfache Formel entwickeln könnte, mit der sich der Kollisionskurs zweier Menschen
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