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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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haben den Verstand verloren.«
    »Wenn sie jeden Sonntag Rinderbraten und das ganze Jahr über Fish and Chips essen, ist das unvermeidlich«, antwortete ich mit Galgenhumor.
    »Das ist nicht lustig, Adrian, was soll jetzt aus Ihnen werden?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Martyn, ich habe zwar keinen Job in Aussicht und fast kein Geld mehr, aber ich wache
morgens neben der Frau auf, die ich liebe. Sie überrascht mich immer wieder, bringt mich zum Lachen, verunsichert und begeistert mich. Ihr Enthusiasmus fasziniert mich den ganzen Tag, und wenn sie sich abends auszieht, bin ich - wie soll ich sagen - sehr bewegt. Wie Sie sehen, bin ich nicht zu bedauern, ich will nicht übertreiben, aber ich sage Ihnen ehrlich, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so glücklich war.«
    »Das freut mich für Sie, lieber Adrian. Ich bin Ihr Freund und habe ein schlechtes Gewissen, dem Druck nachgegeben und den Kontakt zu Ihnen abgebrochen zu haben. Aber Sie müssen mich verstehen, ich kann es mir nicht leisten, meine Stelle zu verlieren. Ich habe abends niemanden in meinem Bett, und die einzige Leidenschaft in meinem Leben ist mein Beruf. Wenn Sie mich sprechen wollen, hinterlassen Sie mir unter dem Namen Gilligan eine Nachricht im Büro. Ich rufe Sie dann zurück, sobald ich kann.«
    »Wer ist Gilligan?«
    »Mein Hund, ein wunderbarer Basset Artesien, ich musste ihn letztes Jahr einschläfern lassen. Bis bald, Adrian.«
    Nachdenklich steckte ich mein Handy wieder ein, als ich hinter mir eine Stimme hörte, die mich zusammenzucken ließ.
    »Denkst du wirklich all das über mich?«
    Ich drehte mich um und sah Keira, die schon wieder einen meiner Pullover trug und meinen Mantel um die Schultern gelegt hatte.
    »Ich habe deine Nachricht in der Küche gefunden und hatte Lust, dir ins Reisebüro zu folgen, damit du mich hinterher zum Frühstück einlädst. Im Kühlschrank ist nur Gemüse. Und Zucchini am frühen Morgen … Du schienst so in dein Gespräch vertieft, da habe ich mich leise herangeschlichen, um dich bei deinem Plausch mit deiner Geliebten zu überraschen.«

    Ich führte sie zu einem Café, das bekannt für seine köstlichen Croissants war. Die Pässe konnten warten.
    »Wenn ich mich also abends ausziehe, erregt dich das?«
    »Hast du keine eigenen Klamotten oder haben meine was Besonderes, dem du nicht widerstehen kannst?«
    »Mit wem hast du so ausführlich über mich gesprochen?«
    »Mit einem alten Freund. Ich weiß, du wirst das seltsam finden, doch eigentlich ging es darum, dass er besorgt war, weil ich meinen Job verloren habe.«
     
    Wir betraten das Café, und während Keira das zweite Mandelhörnchen verputzte, fragte ich mich, ob es sinnvoll wäre, ihr meine Sorgen mitzuteilen, die so gar nichts mit meiner beruflichen Situation zu tun hatten.
    Übermorgen säßen wir im Flugzeug nach Moskau, und die Vorstellung, mich von London zu entfernen, missfiel mir nicht im Geringsten.

Amsterdam
    An diesem Morgen war fast niemand auf dem Friedhof. Nur ein Mann und eine Frau folgten dem Leichenwagen mit dem langen lackierten Sarg. Kein Priester las die Totenmesse, vier städtische Bedienstete ließen den Sarg an Seilen in das Grab hinab. Als er den Boden berührte, warf die Frau eine weiße Rose und eine Schaufel Erde darauf, der Mann, der sie begleitete, tat es ihr gleich. Dann verabschiedeten sich die beiden und entfernten sich, jeder in eine andere Richtung.

London
    Sir Ashton sammelte die Fotos ein, die auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lagen und schob sie in eine Hülle, die er dann verschloss.
    »Sie sind sehr hübsch auf den Bildern, Isabel. Die Trauer steht Ihnen ausgezeichnet.«
    »Ivory wird die Sache durchschauen.«
    »Das hoffe ich, die Botschaft war schließlich an ihn gerichtet.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie …«
    »Ich hatte Sie gebeten, zwischen Vackeers und den beiden jungen Wissenschaftlern zu wählen. Sie haben sich für den Greis entschieden! Jetzt machen Sie mir keine Vorwürfe.«
    »War das wirklich nötig?«
    »Wie können Sie überhaupt so eine Frage stellen! Bin ich der Einzige, der die Folgen von Ivorys Handeln richtig einzuschätzen weiß? Ist Ihnen klar, was geschehen würde, sollten seine beiden Schützlinge ihr Ziel erreichen? Reicht dieses Risiko nicht als Rechtfertigung für ein solches Opfer? Schließlich handelt es sich nur um die letzten Lebensjahre eines alten Mannes.«
    »Ich weiß, Ashton, das haben Sie mir schon gesagt.«
    »Isabel, ich bin kein blutrünstiger Irrer, aber wenn

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