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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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hier, und ich bin jederzeit gern bereit, Ihnen zu helfen. Genieren Sie sich nicht, mich zu fragen. Es gilt eine Menge zu lernen."
    „Ich weiß, Captain, und ich bin Ihnen dankbar für jede Hilfe. Sie haben ja schon so viel getan, indem Sie mich vorschlugen."
    Delaney faßte ihn genau ins Auge. Schon war er wieder dabei: Menschen zu benutzen. Er zwang sich, es hinter sich zu bringen.
    „Es war mir ein Vergnügen", sagte er. „Dafür könnten Sie mir jetzt auch einen Gefallen tun."
    „Aber gern, Captain."
    „Genaugenommen handelt es sich um zwei Gefallen. Vielleicht werden es in der Zukunft noch mehr sein. Ich schwöre, daß ich Sie um nichts bitten werde, was Ihrem Ruf oder Ihrer Karriere schaden könnte. Wenn Sie meinen, mein Wort genüge Ihnen nicht -und glauben Sie mir, ich würde Ihnen keinen Vorwurf daraus machen, wenn Sie das meinten -, dann bestehe ich auch nicht darauf. Einverstanden?"
    Dorfman reckte sich auf seinem Stuhl, anfangs malte sich Verwunderung in seinem Gesicht, dann wurde er ernst. Lange sah er Delaney an; keiner wich dem Blick des anderen aus.
    „Captain, wir haben lange zusammengearbeitet."
    „Ja, das haben wir."
    „Ich kann nicht glauben, daß Sie irgend etwas von mir verlangen würden, was ich nicht tun sollte."
    „Vielen Dank."
    „Um was geht es?"
    „Als erstes möchte ich, daß Sie beim Verkehrsamt Meldung über einen vermißten Führerschein erstatten. Aus der Meldung soll deutlich hervorgehen, daß ich es war, der die Sache zu Ihrer Kenntnis gebracht hat. Ehe Sie sie abschicken, rufen Sie bitte Deputy Inspector Thorsen an. Er wird Ihnen sagen, an wen im Verkehrsamt Sie die Meldung schicken sollen. Er hat mir versichert, daß sie wie üblich an die Zentralstelle für Kraftfahrzeuge des Staates New York weitergeleitet wird."
    Dorfman war verblüfft. „Kein großer Gefallen, Captain. Eine reine Routinesache. Geht es um Ihren Führerschein?"
    „Nein. Um den von Frank Lombard."
    Wieder sah Dorfman ihn an. Langsam knöpfte er sich die Uniformbluse zu.
    „Von Lombard?"
    „Ja, Lieutenant. Falls Sie irgendwelche Fragen haben, will ich versuchen, Ihnen darauf zu antworten. Aber seien Sie bitte nicht gekränkt, wenn ich Ihnen sage: Je weniger Sie in dieser Sache wissen, desto besser für Sie."
    Der kräftige rothaarige Mann stand auf. Mit großen Schritten, die Hände in den Hosentaschen, ging er in der Küche auf und ab. Er zählte die Wände, sah Delaney nicht an.
    „Ich hab so einiges läuten hören", sagte er.
    „Das kann ich mir vorstellen." Delaney nickte; er wußte, daß es bis hinunter zu den erst probeweise eingestellten Streifenpolizisten kaum einen Polizeibeamten gab, der sich nicht mehr oder weniger deutlich der Ränke und Cliquenwirtschaft in den höheren Rängen der Polizei bewußt gewesen wäre. „Sie möchten da nicht hineingezogen werden, oder?"
    Dorfman sah jetzt Delaney direkt an.
    „Nein, Captain, da möchte ich um alles in der Welt nicht hineingezogen werden."
    „Worum ich Sie bisher gebeten habe, das war reine Routine, nicht wahr? Ich bitte Sie nur darum, Meldung über einen vermißten Führerschein zu erstatten. Das ist alles."
    „Einverstanden. Ich werde Thorsen anrufen, mir den Namen des Mannes beim Verkehrsamt nennen lassen und die Meldung erstatten. Wissen Sie die Nummer des Führerscheins?"
    „Nein."
    „Was ist der zweite Gefallen, um den Sie mich bitten wollen, Captain?"
    Es lag etwas in seiner Stimme, etwas Trauriges. Der Captain wußte, daß Dorfman tun würde, worum er, Defaney, ihn bat, doch irgendwie, fast unmerklich, hatte sich ihre Beziehung verändert. Dorfman würde seine Schuld abtragen, solange er nicht kompromittiert wurde. Doch sobald er glaubte, er hätte genug gezahlt, würden sie nicht mehr Lehrer und Schüler sein, nicht mehr Captain und Lieutenant. Sie würden dann keine Freunde mehr sein, sondern Rivalen.
    Delaney hatte, darüber machte er sich nichts vor, ein herzliches Verhältnis zerstört, hatte in gewisser Weise Glauben und Vertrauen eines Menschen mißbraucht. Ab jetzt war er für Dorfman nichts weiter als noch jemand, der einen Gefallen getan haben wollte. Doch was half es: Er konnte nicht mehr zurück.

    „Der zweite Gefallen", sagte Delaney und betonte das Wort „Gefallen" etwas ironisch, „besteht darin, daß ich es sehr schätzen würde, Lieutenant — " und diesmal betonte er besonders das Wort „Lieutenant" - „wenn Sie mich über jeden Überfall oder Mord im Revier, bei dem die Umstände, vor allem die Wunde,

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