Die erste Todsuende
in den Nacken und starrte mit offenem Mund an die Decke. Dann holte er nochmals tief Luft.
„Captain? Sind Sie noch dran?"
„Ja. Wo ist es passiert?"
„In der 75th Street. Zwischen der Ist und der 2nd Avenue."
„Tot?"
„Ja."
„Schon identifiziert?"
„Ja. Die Dienstmarke fehlt, aber nicht sein Dienstrevolver."
„Wie bitte?"
„Es ist einer von Broughtons Lockvögeln."
SECHSTER TEIL
30
„Ich wollte nicht, daß er litt", sagte er ernst, als er ihr Bernard Gilberts Ausweis zeigte. „Wirklich, das wollte ich nicht."
„Er hat nicht gelitten, Lieber", murmelte sie und streichelte ihm die Wange. „Er war ja bewußtlos, lag im Koma."
„Aber ich wollte doch, daß er glücklich wäre!" schrie Daniel Blank.
„Natürlich", beschwichtigte sie ihn. „Ich versteh doch."
Er hatte auf Gilberts Tod gewartet, ehe er zu Celia geeilt war, genauso wie er nach Lombards Tod zu ihr gelaufen war. Aber diesmal war es anders. Er spürte eine gewisse Entfremdung, fühlte, daß er sich zurückgezogen hatte. Es war ihm, als brauche er sie nicht mehr, als sei er nicht mehr auf ihren Rat und ihre Belehrungen angewiesen. Ganz für sich allein wollte er auskosten, was er getan hatte. Sie sagte, sie verstehe das, aber das tat sie natürlich nicht. Wie sollte sie auch?
Sie waren nackt in dem abscheulichen Zimmer. Überall lag Staub, und das schweigende Haus lauerte um sie herum. Er glaubte, er würde diesmal potent bei ihr sein, war sich nicht ganz sicher, doch es war ihm egal. Es war nicht wichtig.
„Der Fehler war, daß ich es von vorn tat", sagte er nachdenklich. „Vielleicht ist der Schädel vorn kräftiger. Jedenfalls ist er auf den Rücken gefallen und hat noch vier Tage gelebt. Das werde ich nicht wieder tun. Ich will nicht, daß irgend jemand leidet."
„Hast du seine Augen gesehen?" fragte sie leise.
„Ja."
„Und was hast du gesehen?"
„Überraschung. Schrecken. Begreifen. Erkennen. Und dann, im allerletzten Augenblick, noch so etwas, wie..."
„Was?"
„Ich weiß es nicht. Ich bin mir nicht sicher. Hinnahme, glaube ich. Und eine Art wissender Ruhe. Es ist schwer zu erklären."
„Ja", sagte sie. „O ja! Finalität. Das ist es doch, wonach wir alle suchen, nicht wahr? Das letzte Wort. Vollendung. Katholizismus oder Zen oder Kommunismus oder Bedeutungslosigkeit. Was auch immer. Aber brauchen wir das nicht alle, Dan? Wir alle brauchen es, erniedrigen uns oder machen andere zu unseren Sklaven, um es zu finden. Aber gilt das eine für uns alle, oder gilt für jeden einzelnen von uns das Seine? Ist das nicht die Frage? Ich glaube, es gibt ein Absolutes für alle, nur meine ich, es führen verschiedene Wege dahin, und jeder muß seinen eigenen Weg finden. Habe ich dir je gesagt, was für einen wunderschönen Körper du hast, Liebling?"
Während sie sprach, hatte sie ihn behutsam angefaßt und ihn allmählich erregt.
„Hier bist du ganz seidig - gesalbte Seide. Ich liebe es, wie deine Rippen hervortreten und deine Hüftknochen, die tiefe Mulde zwischen Brustkorb und Taille, und die Wölbung der Hüften. Du bist stark und hart, und gleichzeitig so weich und biegsam. Sieh, wie lang deine Arme sind, Liebling, und wie breit deine Schultern. Und dann hier deine Brustwarzen, wie Knospen, und dein süßer, glatter Hintern. Wie ich deinen Körper liebe! Ach!"
Sie murmelte unverständliche Koseworte und berührte ihn noch immer, und fast wider seinen Willen reagierte er darauf und drängte sich an sie. Dann lag er auf dem Rücken, riß sie über sich, spreizte die Beine und zog die Knie an.
„Wie herrlich das wäre, wenn du in mich hineinkommen könntest", flüsterte er, und sie wußte, was er wollte, und bewegte sich entsprechend. „Wenn auch du einen Penis hättest... Oder noch besser, wenn jeder von uns Penis und Vagina hätte! Was für eine Verbesserung von Gottes ursprünglichem Plan das wäre! Dann könnten wir beide gleichzeitig einer im anderen sein, ihn durchdringen. Wäre das nicht herrlich?"
„Ja", hauchte sie. „Herrlich!"
Er hielt ihr Gewicht auf sich nieder, nannte sie „Liebling" und „mein Herz" und sagte: „Ach, mein Herz, du fühlst dich so gut an", und ihm war, als ob das Gewebe seines Lebens gleich einem allzuoft gewaschenen Taschentuch einfach zerfiele. Nicht zerriß, sondern sich in seine einzelnen Fäden auflöste; das Licht schien hindurch.
Sie verausgabte sich, und Schweiß tropfte aus ihren unrasierten Achselhöhlen auf seine Schultern. Er wandte den Kopf und glitt mit der
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