Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
verbarg seinen Kummer.
    „Ich dachte, du würdest dich darüber freuen." Er lächelte. „Es sind genau die gleichen, die du Liza geschenkt hast."
    „Ach, was bist du doch für ein guter, lieber Kerl", sagte sie und hielt ihm ihre Wange zum Kuß hin.
    Er neigte sich eifrig über das Krankenbett und hoffte, ihre gute Stimmung möge der Vorbote baldiger Genesung sein.
    Er verbrachte seine Tage hauptsächlich damit, Pläne zu schmieden, sich mit dem oder jenem zu treffen, Gespräche zu führen, und wenn er Thorsen zweimal wöchentlich anrief, hatte er absolut keine Fortschritte zu melden. Ein um den anderen Tag rief er jeden von seinen freiwilligen Mitarbeitern an, nicht um Druck auf sie auszuüben, sondern um mit ihnen zu reden, ihnen zu versichern, wie wichtig ihre Arbeit war, um ihre Fragen zu beantworten und ihnen die Gewißheit zu geben, daß er da war, daß er wußte, alles brauche seine Zeit, und daß sie sich nicht entmutigen lassen sollten.
    Er holte seine Aufzeichnungen und Notizen hervor und sah sie sorgfältig durch. Er griff auch wieder nach der Liste „Der Tatverdächtige". Seit fast sechs Wochen hatte er sie nicht mehr ergänzt. Er sah auf die Uhr. Er war gerade von seinem allabendlichen Krankenhausbesuch zurückgekommen, es war gleich acht.
    Er rief Calvin Case an.
    „Hier Captain Edward X. Delaney. Wie geht es Ihnen?"
    „Ganz gut."
    „Und Ihrer Frau?"
    „Auch gut. Was gibt's?"
    „Ich möchte gern etwas mit Ihnen besprechen. Es geht nicht um die Kassenbelege, ich weiß, daß Sie daran sind. Es geht um etwas anderes. In einer halben Stunde, ja?"
    „Selbstverständlich, kommen Sie nur. Ich muß Ihnen was Phantastisches zeigen."
    Evelyn Case machte ihm auf. Sie wirkte glücklich und gelöst und sah in den ausgebleichten Jeans, den zerrissenen Leinenschuhen und einem Hemd ihres Mannes wie ein junges Mädchen von fünfzehn aus. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuß auf die Wange.
    „Oh", sagte er, „vielen Dank."
    In der Wohnung war es viel heller als früher, und auch der Geruch war jetzt einigermaßen erträglich. Im Schlafzimmer von Case waren die Fenster geputzt, neue Gardinen waren aufgesteckt, ein Topf mit Efeu stand auf dem Teewagen, und auf dem Teppich lag eine neue Brücke. Ihm fiel auf, daß das Zugrollo abmontiert worden war.
    „Hallo", begrüßte ihn Calvin Case und wies in die Runde. „Was sagen Sie dazu?"
    Worauf er deutete, war eine unglaubliche Erfindung: Ein Gestell von zwei Zoll dickem Eisenrohr lief um das ganze Bett herum und setzte sich oben wie das nackte Gerüst eines Betthimmels fort. Daran hingen Stahltrossen, Gewichte, Griffe, Zugvorrichtungen und anderes sinnreiches Gerät.

    Delaney konnte nur staunen. „Was ist denn das?" fragte er.
    Case lachte, sichtlich erfreut über sein Staunen.
    „Hat Sol Appel mir geschenkt. Er hat mich besucht, und schon am nächsten Tag kam jemand zum Vermessen, und wenige Tage später erschienen drei Mann mit diesem Ding und schraubten es zusammen. Es ist ein Turngerät. Passen Sie auf..."
    Er griff mit beiden Händen nach dem Trapez, das von Drahtseilen herunterhing, und zog seinen Körper vom Bett hoch. Der Oberkörper war noch immer schlaff, und die weichen Muskeln zitterten vor Anstrengung. Er ließ sich aufs Bett zurückfallen.
    „Das ist alles", sagte er keuchend. „Bis jetzt. Aber die Kraft kommt wieder. Die Muskelleistung bessert sich. Ich merke es. Sehen Sie dies hier..."
    Über seinem Kopf hingen zwei Griffe. Sie hingen an Drahtseilen, die über Rollen an einer Querstange über ihm liefen, von dort bis zu Rollen an der Querstange am Fußende des Bettes und dort straff herunter hingen. Am Ende waren rostfreie Stahlgewichte befestigt.
    „Sehen Sie?" fragte Case und machte ihm vor, wie er die Griffe abwechselnd bis zu seiner Brust herunterzog: rechts, links, rechts, links. „Bis jetzt schaffe ich nur die Ein-Pfund-Gewichte, aber man kann jeden Strang bis zu fünf Pfund belasten."
    „Als er anfing, konnte er nicht mal die Ein-Pfund-Gewichte hochkriegen", erklärte Evelyn Case eifrig. „Nächste Woche hängen wir Zwei-Pfund-Gewichte ein."
    „Und sehn Sie sich das hier an!" sagte Case und wies auf etwas, das von dem Rohrgerüst herunterhing und wie eine riesig stählerne Haarnadel aussah. „Das ist fürs Greifen. Für den Bizeps und die Brustmuskulatur."
    Er packte das Gerät mit beiden Händen und versuchte, die beiden „Arme" zusammenzudrücken. Er lief im Gesicht rot an und schaffte kaum ein paar

Weitere Kostenlose Bücher