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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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unverbindlich, findet ihr nicht auch? Ich meine, verglichen mit dem Tod und — nun ja, der Jungfräulichkeit. Ich meine, die sind so absolut, oder? Und Sex ist das nie. Da hängt immer noch was anderes dran. Aber beim Tod und bei der Jungfräulichkeit hat man es mit absoluten Größen zu tun.
    Celia, wie nanntest du es noch? Finalität. War es das? Was ihr vorhabt, ist falsch. Nicht im moralischen Sinne. Aber ihr geht im Kreis herum und geht und geht, bloß das Ziel, das seht ihr nicht, nicht mal flüchtig. Ob es was abwirft? Aber sicher. Für ein, zwei Jahre. Mal was anderes. Was Neues. Es wird 'in' sein. Aber dann wird es abflauen. Einfach eingehen. Weil ihr ihnen nicht die Antwort gebt, versteht ihr? Unter Wasser vögeln, oder in der Sauna. Und dann. Nein, nein! Es ist alles so... so oberflächlich. Ich habe es dir gesagt. Diese Leute heute abend. Siehst du, da hast du es. Was haben sie gelernt oder gewonnen? Vielleicht liegt die Antwort in der Masturbation. Habt ihr darüber nachgedacht? Ich weiß, es ist lächerlich. Bitte, entschuldigt, daß ich es gesagt habe. Aber immerhin... Denn seht ihr, in eurer Gesellschaft, in der alles erlaubt ist, sagen sie Porno und Sado-Maso. Daran erkennt man, wieviel es bedeutet - man kann es sogar abkürzen. Da habt ihr's. Und das beleidigt mich. Die Vulgarität. Weil es ein Pfad, ein Weg hätte sein können, es jetzt bloß nicht mehr ist. Sex? Nein. Wollen wir noch einen Martini trinken oder wollen wir ins Bett gehen? Das ist wichtig! Ich kannte mal eine Frau... Nun ja. Man muß darüber hinausgehen. Ich sage euch, es ist einfach nicht genug. Lassen wir den Sex also beiseite, und dann sagt, was dann kommt. Welcher Bus zum Absoluten fährt? Und daher..."
    Celia Montfort viel ihm rasch ins Wort.
    „Was Daniel versucht zu sagen", erklärte sie den verblüfften Mortons, „ist, daß in einer Gesellschaft, in der alles erlaubt ist, die Jungfräulichkeit zum non plus ultra der Perversion wird. Das wolltest du doch sagen, Lieber, nicht wahr?" <
    Er nickte benommen. Endlich konnten sie sich loseisen. Sie zitterte, er jedoch nicht.

35
    Er stützte sich auf den linken Ellbogen und glitt mit der rechten Hand leicht über den seidigen Rücken. „Bist du wach?" „Ja."
    „Erzähl mir von dieser Frau, Celia Montfort."
    Leises Lachen.
    „Was willst du über sie wissen, über 'diese Frau, Celia Montfort'?"
    „Wer ist sie? Was ist sie?"
    „Ich dachte, du weißt alles von ihr."
    „Ich weiß, daß sie schön ist und leidenschaftlich. Aber so geheimnisvoll und zurückgezogen. Sie ist so in sich verschlossen."
    „Ja, das ist sie, Liebster. Ein tiefes, tiefes Wasser, unsere Celia."
    „Wenn sie wegfährt, wohin geht sie dann?"
    „Ach... irgendwohin."
    „Zu anderen Männern?"
    „Manchmal. Manchmal auch zu anderen Frauen."
    „Ach."
    „Schockiert dich das, Liebling?"
    „Nein, eigentlich nicht. Ich hab wohl so etwas geahnt. Aber sie kommt immer so ausgepumpt zurück. Manchmal ist sie verletzt gewesen. Möchte sie das? Ich meine, sucht sie bewußt danach?"
    „Ich dachte, du wüßtest Bescheid. Du hast doch die Verbände an den Handgelenken gesehen. Ich habe gesehen, wie du sie angestarrt hast. Sie hat versucht, sich die Pulsadern zu öffnen."
    „Mein Gott."
    „Sie hat es schon früher versucht und wird es vermutlich auch wieder versuchen, mit Tabletten, oder durch zu schnelles Fahren, oder mit dem Rasiermesser."
    „Ach, mein Herz, warum tut sie das?"
    „Warum? Im Grunde weiß sie es nicht. Sie weiß nur, daß das Leben keinen Wert für sie besitzt. Keinen echten Wert. Das hat sie schon einmal gesagt."
    Er küßte diese weichen Lippen und berührte mit den Fingerspitzen zart die geschlossenen Augen. Der blasse Körper rückte näher, schmiegte sich sanft an ihn; köstlich duftete diese Haut, die so dünn war und so glatt wie geflammte Seide.
    „Ich dachte, ich machte sie glücklich."

    „Aber das tust du, Dan! Wie nur je ein Mann! Doch das ist nicht genug für sie.Sie hat alles gesehen, alles getan,und dennoch bedeutet ihr nichts etwas. Sie hat es mit einem Dutzend Religionen und Glauben probiert, mit Alkohol und allen möglichen Drogen, hat mit Männern, Frauen und Kindern unvorstellbare Dinge getan. Jetzt ist sie ausgebrannt. Liegt das nicht auf der Hand ? Celia Montfort, armer Spatz."
    „Ich liebe sie."
    „Wirklich? Ich glaube, es ist zu spät für sie, Dan. Sie ist... ist über die Liebe hinaus. Alles, was sie jetzt noch will, ist Erlösung."
    „Erlösung wovon?"
    „Vom

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