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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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recht."
    „Wo war es doch noch?"
    „In der 85th Street, zwischen Ist und York Avenue."
    „Vielen Dank. Auf Wiedersehen."
    Er warf einen Blick auf den Kalender. Seit der Ermordung von Detective Kope waren elf Tage vergangen. Seine Vermutungen bestätigten sich: Die Abstände zwischen den Morden wurden immer kürzer.
    Er holte den Revierplan herbei, kennzeichnete mit einem roten Wachsstift sorgsam den Tatort und schrieb den Namen des Opfers sowie das Datum daneben. Die Stellen, an denen die vier Morde stattgefunden hatten, bildeten auf dem Plan eine Art Viereck. Einer Augenblickseingebung folgend, verband er mit Hilfe eines Lineals und des roten Wachsmalstiftes die einander gegenüberliegenden Punkte, so daß ein X entstand, dessen Schnittpunkt genau auf der Kreuzung 84th Street/2nd Avenue lag. Er sah Daniel Blanks Adresse nach: 83rd Street, also ungefähr anderthalb Blocks weiter.
    Unverwandt hielt er den Blick auf den Plan geheftet. Sein Kopf sackte herab, und erschrocken wachte er eine Viertelstunde später auf. Er hatte fest geschlafen. Er stand auf, goß den wässerigen Rest seines letzten Whiskys aus, machte seine übliche Runde durchs Haus und kontrollierte, ob Fenster und Türen auch geschlossen waren.
    Stöhnend vor Müdigkeit warf er sich ins Bett. Was er am liebsten täte... was er gern täte... völlig töricht... war, einfach zu Daniel Blank zu gehen... auf der Stelle zu ihm zu gehen... sich vorzustellen und zu sagen: „Jetzt erzählen Sie mir mal alles..."
    Ja, völlig töricht, völlig idiotisch geradezu... aber es war seine Chance, und zwar die beste... und kurz bevor er einschlief, mußte er mit traurigem Lächeln noch zugeben, daß all sein Nachdenken über Verhaltensmuster und Wahrscheinlichkeiten und psychologische Charakterporträts nichts anderes waren als blanker Unsinn. Er war nur deshalb hinter Daniel Blank her, weil er keine anderen Anhaltspunkte hatte. So einfach und so offenkundig war das. Damit schlief er ein.

40
    Sein Wecker klingelte um acht. Mit einem Druck auf den Knopf brachte er ihn zum Schweigen. Er setzte sich auf die Bettkante, setzte die Brille auf und nahm den Zettel zur Hand, den er unters Telefon gesteckt hatte. Er rief bei Thomas Handry an: Er ließ es mehrere Male klingeln und war schon im Begriff aufzulegen, als Handry sich meldete. „Hallo?" fragte er verschlafen.
    „Hier Captain Edward X. Delaney. Habe ich Sie geweckt?" „Was dachten Sie?" Handry gähnte. „Also, Captain, was haben Sie auf dem Herzen?"
    „Ich wollte Sie bitten, in Ihrem Archiv über jemand etwas nachzusehen."
    „Um wen geht's denn?"
    „Um Blank, Daniel G. Der Nachname ist Blank, B-l-a-n-k."
    „Wie kommen Sie denn darauf, daß wir in unserem Archiv etwas über ihn haben könnten?"
    „Weiß ich auch nicht. Ist bloß ein Schuß ins Dunkel."
    „Hm, was hat er getan? Ich meine, ist aus irgendeinem Grund mal in den Zeitungen über ihn berichtet worden?"
    „Nicht, daß ich wüßte."
    „Warum zum Teufel sollten wir denn etwas über ihn haben?"
    „Ich sagte Ihnen doch schon, es ist nur ein Schuß ins Dunkel", erklärte Delaney geduldig. „Aber ich muß jeder Möglichkeit nachgehen."
    „Na gut. Ich werd's versuchen. Ich rufe Sie gegen zehn an, ob ich was gefunden habe oder nicht."
    „Nein, bitte nicht", sagte der Captain rasch. „Könnte sein, daß ich nicht zu Hause bin. Ich rufe von mir aus an."
    Handry brummte und legte auf.
    Nach dem Frühstück ging Delaney in sein Arbeitszimmer. Er wollte noch einmal die Daten der vier Morde überprüfen und sehen, wieviel Zeit jeweils dazwischen lag. Von Lombard bis Gilbert: zweiundzwanzig Tage. Von Gilbert bis Kope: siebzehn Tage. Von Kope bis Feinberg: elf Tage. Legte man dieses Schema zugrunde, mußte der nächste Mord in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr passieren, vermutlich kurz nach Weihnachten! O Gott!
    Er rief sofort Barbara an. Sie sagte, sie fühle sich wohl, habe gut geschlafen und ihr ganzes Frühstück aufgegessen. Das behauptete sie immer.
    „Du", sagte er atemlos, „es ist wegen Weihnachten... Ich habe ganz vergessen, Geschenke zu kaufen und Karten zu schreiben. Was machen wir bloß? Es tut mir so leid, Liebes."
    Sie lachte. „Das hab ich alles schon erledigt. Ich wußte doch, daß du soviel zu tun hast."
    „Du bist wunderbar", versicherte er ihr.
    „Das sagst du immer", zog sie ihn auf. „Doch ob du das auch ernst meinst?"
    „Was hättest du übrigens gern zu Weihnachten, Liebling?"
    „Habe ich denn eine Wahl?" Sie

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