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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Fremden, der in den späten Abendstunden anruft und behauptet, Captain der New Yorker Polizei zu sein, keinerlei Auskünfte über ihren Mann geben. Doch das hatte ihr ihr Mann bestimmt schon hundertmal eingeschärft. Sie schien wirklich nicht besonders intelligent zu sein.
    Er bekam die Nummer und dankte ihr. Es ging inzwischen auf elf, und er überlegte, ob er es noch versuchen oder bis morgen warten sollte. Er wählte die Nummer. Blankenship sei im Moment nicht in der Unterkunft, hieß es. Delaney hinterließ nur seine Nummer und bat den Telefonisten, Blankenship zu bestellen, er möge ihn anrufen.

    „Bitte, sagen Sie ihm, daß es wichtig ist", sagte er.
    Er legte einen neuen Aktendeckel an: BLANK, Daniel G., und da hinein kamen die Berichte von Blankenship, seine eigenen Notizen über die Geschwindigkeitsübertretungen, die Automarke und die Wagennummer. Dann nahm er das Telefonbuch von Manhattan zur Hand und sah unter Blank, Daniel G. nach. Unter diesem Namen war nur eine Eintragung: Der Mann wohnte East 83rd Street. Delaney schrieb die Telefonnummer auf und legte den Zettel zu den Unterlagen.
    Er wollte sich gerade einen neuen Whijsky-Soda zurechtmachen - den zweiten oder schon den dritten? - , da klingelte das Telefon. Er stellte Glas und Flasche sorgsam hin, lief zum Telefon und ergriff den Hörer mitten beim dritten Klingeln.
    „Hallo?"
    „Hier Blankenship. Wer spricht dort?"
    „Captain Edward X. Delaney. Ich wollte..."
    „Captain! Wie schön, von Ihnen zu hören. Wie geht es Ihnen, Sir?"
    „Gut, Ronnie. Und Ihnen?" Delaney hatte den Mann nie zuvor mit Vornamen angeredet, ja, er hatte sich nicht einmal an ihn erinnert, ehe er Fernandez angerufen hatte, und konnte sich nicht besinnen, jemals ein Wort mit Blankenship gesprochen zu haben; aber jetzt kam es ihm darauf an, einen vertrauenerweckenden Ton anzuschlagen.
    „Danke, Captain. Es geht so."
    „Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Posten? Meinen Sie, die Neuorganisation bewährt sich?"
    „Oh, es ist phantastisch!" sagte Blankenship begeistert. „Das hätte man vor Jahren schon machen sollen. Jetzt kann ich mich den größten Teil meiner Zeit mit wirklich wichtigen Dingen beschäftigen und den Kleinkram vergessen. Die Zahl der Festnahmen steigt, und das Arbeitsklima hier ist wirklich gut."
    Was er sagte, klang intelligent. Er hatte eine angenehm tiefe, volltönende Stimme. Delaney erinnerte sich an seinen großen, hervorstehenden Adamsapfel.
    „Das freut mich", sagte er. „Hören Sie, ich habe mich zwar vorübergehend beurlauben lassen, aber da gibt es eine Sache, wo ich mich bereit erklärt habe mitzuhelfen."
    Er beließ es absichtlich im Unbestimmten und wartete ab, ob Blankenship irgendwelche Fragen stellen würde. Doch der Beamte zögerte nur einen Augenblick und sagte dann:
    „Klar, Captain."
    „Es geht um einen Mann namens Daniel Blank, im 251. Revier. Der Mann war letztes Jahr in zwei kleinere Zwischenfälle verwickelt, die beide Sie bearbeitet haben. Ich habe Ihre Berichte vor mir. Gute Berichte. Sehr umfassend."
    „Wie war der Name noch?"
    „Blank. B-l-a-n-k, Daniel G.. Wohnt in der East 83rd Street. Im ersten Fall ging es um eine tätliche Auseinandersetzung mit einem Mann, der nach Zeugenaussagen seinen Hund mißhandelte. Beim zweiten..."

    „Ach ja", fiel Blankenship ihm ins Wort,„ich erinnere mich. Wahrscheinlich, weil er Blank heißt und ich Blankenship. Ich fand es damals komisch, daß ausgerechnet ich den Fall bearbeiten mußte. Zwei Vorfälle innerhalb von sechs Monaten. Beim zweiten hat er einem Schwulen die Gedärme aus dem Leib getreten. Stimmt's?"
    „Stimmt."
    „Aber das Opfer wollte keinen Antrag auf Strafverfolgung stellen. Was möchten Sie wissen, Captain?"
    „Es geht um Blank. Haben Sie ihn gesehen?"
    „Klar. Zweimal."
    „An was erinnern Sie sich?"
    Blankenship rasselte die Worte nur so herunter. „Blank, Daniel G., Weißer, ungefähr einsachtzig, vielleicht sogar etwas darüber, etwa..."
    „Moment! Nicht so schnell", sagte Delaney. „Ich mache mir Notizen."
    „Okay, Captain. Haben Sie die Größe?"
    „Einsachtzig oder etwas darüber."
    „Richtig. Gewicht etwa fünfundsiebzig Kilo. Schlank, aber breite Schultern. In guter körperlicher Verfassung, soweit ich das beurteilen konnte. Keine besonderen Merkmale. Dunkler Teint. Sonnengebräunt, würde ich sagen. Längliches Gesicht. Sieht irgendwie chinesisch aus. Sonst noch was?"
    „Wie war er angezogen?" fragte Delaney voller Bewunderung für die Beobachtungsgabe

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