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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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aufgebaut, und im Schein der Jupiterlampen war es entsetzlich heiß. Captain Delaney trug seine beste Uniform und hielt eine kurze Ansprache, die er vorher auswendig gelernt hatte, eine knappe Verlautbarung, über der er am Vorabend lange gebrütet hatte.
    „Ich bin Captain Edward X. Delaney", begann er, stand aufrecht da, starrte in die Fernsehkameras und hoffte, daß der Schweiß auf seinem Gesicht nicht zu sehen wäre. „Mir ist die Leitung der 'Kommission Lombard' übertragen worden. Bei diesem Fall geht es, wie Sie alle wissen, um die Ermordung von vier Männern: Frank Lombard, Bernard Gilbert, Detective Roger Kope und Albert Feinberg. Ich habe mehrere Tage gebraucht, ehe ich sämtliche Unterlagen der Sonderkommission aus der Zeit meines Vorgängers, des früheren Stellvertretenden Commissioner Broughton, durchgesehen hatte. In diesen Unterlagen ist nichts zu finden, was die Überführung oder auch nur die Identifizierung einer der Tat verdächtigen Person ermöglichen würde. Diese Unterlagen sind der Beweis eines völligen Versagens."

    Die Reporter holten vernehmlich Luft; wie wild machten sie sich Notizen. Delaney verzog keine Miene, insgeheim aber triumphierte er. Hatte Broughton im Ernst geglaubt, daß er ihm gegenüber einen derart überheblichen Ton anschlagen könne, ohne früher oder später dafür bezahlen zu müssen? Der Polizeiapparat funktionierte, weil man sich gegenseitig Gefälligkeiten erwies, weil man Rache übte. Der Mann wollte sich um das Bürgermeisteramt bewerben? Viel Glück, Broughton!
    „Da sich in den mir von meinem Vorgänger hinterlassenen Unterlagen der 'Kommission Lombard'", fuhr Captain Delaney fort, „nun absolut keine greifbaren Ergebnisse finden, bin ich gezwungen, wieder ganz von vorn anzufangen, mit dem Tod von Frank Lombard. Alle Morde müssen noch einmal von Anfang an untersucht werden. Ich verspreche Ihnen nichts. Ich ziehe es vor, auf Grund meiner Leistungen beurteilt zu werden und nicht auf Grund großer Worte. Dies hier ist die erste und letzte Pressekonferenz, die ich abzuhalten gedenke, bis ich entweder den Mörder habe oder des Kommandos enthoben werde. Ich bin nicht gesonnen, auf irgendwelche Fragen zu antworten."
    Eine Stunde nach dieser kurzen Ansprache, die ungeschnitten in den Regionalprogrammen ausgestrahlt wurde, wurde bei Captain Delaney ein Paket abgegeben. Einer der Polizisten, die vor dem Haus Wache hielten - es wurde vierundzwanzig Stunden am Tag bewacht —, brachte es herein und legte es auf Delaneys Schreibtisch.
    „Möglicherweise eine Bombe, Captain", sagte er ängstlich. „Nachdem Sie heute im Fernsehen waren."
    „Ich weiß." Der Captain nickte. Er betrachtete das Päckchen und nahm es vorsichtig in die Hand. Genauso vorsichtig drehte er es um. Irgend etwas gluckerte darin.
    „Nein", sagte er zu dem Polizisten. „Ich glaube nicht, daß es eine Bombe ist. Aber gut, daß Sie mich auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht haben. Sie können jetzt auf Ihren Posten zurückkehren."
    „Jawohl, Sir", sagte der junge Polizist, salutierte und ging.
    Der Captain machte das Päckchen auf. Es enthielt eine Flasche Kognak edelster Qualität. An der Seite war ein kleiner Umschlag befestigt. Delaney entkorkte die Flasche und schnupperte: Das Wichtigste zuerst. Er wollte ihn sofort probieren. Dann machte er den Umschlag auf. Eine steife Karte. Zwei Worte: „Großartig!" und „Alinski".
    Die Stimmung im „Kriegsrat" änderte sich in den letzten drei Tagen vor Weihnachten unmerklich. Es stand fest, daß sie jetzt eine arbeitsfähige, tüchtige Organisation hatten. Sobald Danny-Boy das Haus oder sein Büro verließ, hefteten sich Fernandez' Männer unbemerkt an seine Fersen. Blankenships peinlich genaue Berichte und sein Kommunikationssystem waren über jeden Tadel erhaben, Sergeant MacDonalds Leute hatten soviel Material über Blank zusammengetragen, daß es drei Schubladen des Aktenschranks in Delaneys Arbeitszimmer füllte.
    In den letzten drei Tagen vor Weihnachten gewannen Delaneys Mitarbeiter immer mehr den Eindruck — und er spürte geradezu, wie sich diese Stimmung immer mehr breitmachte -, daß sie eine ganze Menge an Informationen über diesen Daniel G. Blank zusammentrugen, aber letzten Endes nichts Handfestes. Der Mann hatte eine Freundin. Na und? Vielleicht schlief er auch mit ihrem Bruder, vielleicht aber auch nicht. Na und? Manchmal streunte er zu den unmöglichsten Tages- und Nachtzeiten durch die Gegend, besah Schaufenster und kehrte in

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