Die erste Todsuende
den Schultern. „Wir gehen rauf in seine Wohnung und scheuchen ihn auf. Er leistet Widerstand und versucht zu fliehen, und wir legen ihn um. Die einfachste und sauberste Lösung."
Der Captain seufzte und schüttelte den Kopf. „Das haut nicht hin. Natürlich weiß ich, daß so was schon öfter gemacht worden ist. Aber dann sind wir alle geliefert."
Mit einem Ruck stand er auf, knöpfte den Uniformrock auf und steckte die Hände in die Gesäßtasche. Dann wanderte er im Zimmer auf und ab und sah Fernandez nicht an, während er redete.
„Hören Sie, Lieutenant", sagte er geduldig, „dieser Bursche ist kein streunender Hund, bei dem kein Hahn danach kräht, ob er lebt oder stirbt. Dieser Danny-Boy ist wer! Er ist wohlhabend, wohnt in einem luxuriösen Hochhaus, fährt einen teuren Wagen und arbeitet für ein Riesenunternehmen. Er hat Freunde, einflußreiche Freunde. Machen Sie ihn kalt, werden die Leute anfangen, Fragen zu stellen. Und gnade uns Gott, wenn wir dann keine Antwort parat haben. Wenn es denn schon getan werden muß, dann jedenfalls richtig."
Fernandez wollte etwas sagen, doch Delaney hob die Hand. „Moment noch. Lassen Sie mich ausreden. Bleiben wir also bei Ihrem Plan. Sie und Ihr Freund gehen rauf und stellen ihn. Wie wollen Sie in seine Wohnung kommen? Ich weiß zufällig, daß die Tür mehr Schlösser hat als ein ganzes Gefängnis zusammen. Sie meinen, Sie klopfen einfach an und sagen: 'Aufmachen! Polizei?' und er schließt auf und läßt Sie rein? Den Teufel wird er tun! Dazu ist er viel zu schlau. Er schaut durchs Guckloch und verhandelt durch die geschlossene Tür mit Ihnen."
„Was ist mit einem Haussuchungsbefehl?" fragte Fernandez.
„Nichts zu machen." Delaney schüttelte den Kopf. „Aber lassen Sie mich nachdenken. Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit."
Der Lieutenant schwieg und nippte an seinem Kognak. Seine leuchtenden Augen folgten dem Captain, der mit schweren Schritten im Zimmer auf und ab ging.
„Es gibt da einen Pförtner in dem Haus", sagte Delaney. „Charles Lipsky. Er hat Zugang zu den Zweitschlüsseln, die alle unten in der Halle hängen, an einem Brett vor dem Büro des Hausverwalters. Der Mann ist vorbestraft. Da er zur Zeit Bewährungsfrist hat, kann man vielleicht Druck auf ihn ausüben. Also: Sie erfahren über Funk, daß Danny-Boy das Büro verlassen hat und auf dem Heimweg ist. Sie und Ihr Freund verschaffen sich von Lipsky die Schlüssel, fahren nach oben, gehen in seine Wohnung und schließen von innen wieder ab. Wenn er kommt, sind Sie schon da."
„Nicht schlecht", sagte Fernandez und grinste.
„Wenn es soweit ist, werde ich Ihnen einen Grundriß der Wohnung aufzeichnen, damit Sie wissen, wo Sie stehen müssen, wenn er rein kommt. Dann..."
„Einen Grundriß der Wohnung?" fiel ihm der Lieutenant ins Wort. „Aber wie..."
„Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Wenn es soweit ist, bekommen Sie von mir einen Grundriß. Aber Sie müssen ihm Zeit geben reinzukommen, ehe Sie sich zeigen. Vielleicht sollten Sie ihm sogar die Zeit lassen, von innen wieder abzuschließen; Sie können Gift darauf nehmen, daß er's tut. Erst dann zeigen Sie sich. Und von diesem Augenblick an wird es knifflig. Können Sie sich eine Waffe beschaffen, deren Herkunft sich nicht ermitteln läßt?"
„Aber immer! Eine 9-mm-Luger. Funkelnagelneu. Direkt aus dem Hafen. Noch nie benutzt."
„Was für ein Griff?"
„Holz."
„Jaaaa..." meinte Delaney nachdenklich. „Eine solche Waffe könnte er besitzen. Aber funkelnagelneu dürfte sie nicht sein. Ein paar Dellen und ein paar Kratzer müßte sie schon haben. Verstehen Sie?"
„So daß es aussieht, als hätte er sie schon lange?"
„Genau. Und noch etwas: Behalten Sie den Kasten oder die Hülle, in der Sie sie bekommen haben, und beschaffen Sie sich die richtigen Reinigungswerkzeuge und ein paar ölgetränkte Lappen. Sie wissen schon. Das alles geben Sie mir."
„Ihnen, Captain?"
„Ja, mir. Schön, jetzt sind Sie und Ihr Freund also innen in der Wohnung, und die Tür ist verschlossen. Sie haben beide Ihre Dienstrevolver bei sich, und einer von Ihnen auch noch die Luger. Sie muß geladen, das Magazin muß voll sein. Sobald Danny-Boy die Tür verriegelt hat, zeigen Sie sich. Und passen Sie gut auf. Lassen Sie ihn keine Sekunde aus den Augen!"
„Keine Angst, wir halten ihn in Schach!"
„Sagen Sie kein Wort zu ihm, kein einziges Wort. Zwingen Sie ihn einfach, auf die Schlafzimmertür zuzugehen. Welche das ist,
Weitere Kostenlose Bücher