Die erste Todsuende
erhob sich. Den Kognakschwenker in der Hand, wollte er gerade einen Trinkspruch ausbringen: „Auf dich, Danny-Boy", als an die Tür geklopft wurde. Gemessen nahm er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz.
„Herein", rief er.
Lieutenant Jeri Fernandez steckte den Kopf zur Tür herein.
„Beschäftigt, Captain?" fragte er. „Hätten Sie eine Minute Zeit für mich?"
„Aber natürlich. Kommen Sie nur." Delaney winkte ihn herein. „Ich habe einen wunderbaren Kognak hier. Wie steht's mit einem Glas?"
„Haben Sie schon mal erlebt, daß ich nein gesagt hätte?" fragte Fernandez scherzend, und sie lachten beide.
Delaney saß auf seinem Drehstuhl und wippte, das Glas in der Hand, sanft vor und zurück, während Fernandez in dem Lederklubsessel Platz genommen hatte und, nachdem er an dem Kognak genippt hatte, nur vielsagend die Augen gen Himmel rollte.
„Ich dachte, Sie wären längst zu Hause", sagte der Captain.
„Ich geh auch gleich, ich wollte mich nur vergewissern, daß alles in Ordnung ist."
„Ich weiß, daß ich Ihnen das schon gesagt habe, Lieutenant, aber ich will es doch noch einmal wiederholen: Hämmern Sie Ihren Leuten ein, daß sie in ihrer Aufmerksamkeit nicht nachlassen, keinen Augenblick. Dieser Kerl ist blitzschnell."
Fernandez, der vornübergebeugt in seinem Sessel saß, senkte den Kopf und drehte den Kognakschwenker zwischen den Handflächen.
„Auch schneller als eine Achtunddreißiger, Captain?" fragte er so leise, daß Delaney ihn kaum verstand.
„Was?" fragte er daher.
„Ist dieser komische Vogel auch schneller als eine Achtunddreißiger?" wiederholte Fernandez. Diesmal hob er den Kopf und blickte Delaney voll an.
Der Captain war augenblicklich auf den Beinen, ging zur Tür und drehte den Schlüssel um, kam dann zurück und setzte sich wieder hinter den Schreibtisch.
„Was geht in Ihnen vor?" fragte er ruhig und sah Fernandez an.
„Captain, wir arbeiten jetzt - wie lange schon? - an dieser Sache? Über eine Woche. Fast zehn Tage. Dieser Danny-Boy kann keinen Schritt ohne uns machen. Sie sagen immer wieder, er sei der Tat verdächtig. Aber mir ist aufgefallen, daß wir nach niemand anderem suchen, keine anderen Spuren verfolgen. Alles dreht sich um diesen Blank."
„Na und?" sagte Delaney kalt.
„Ja und!" Fernandez seufzte und schaute in sein Glas. „Ich denk mir eben, Sie wissen vielleicht etwas, was wir nicht wissen, etwas, das Sie uns nicht sagen." Hastig hob er die Hand. „Glauben Sie nicht, daß ich mich beklagen will, Captain. Wenn es etwas gibt, das wir nicht zu wissen brauchen, dann haben Sie jedes Recht, das für sich zu behalten. Ich dachte bloß - vielleicht sind Sie sich dieses Kerls absolut sicher und wissen nur nicht, wie Sie die Schlinge um seinen Hals zuziehen sollen. Aus irgendwelchen Gründen! Keine Zeugen. Kein hieb- und stichfester Beweis. Was auch immer. Doch ich denk mir eben, Sie wissen, daß er's ist. Wissen es einfach."
Der Captain wippte auf seinem Stuhl. „Angenommen", sagte er, „bloß mal angenommen, Sie hätten recht mit Ihrer Behauptung, ich wüßte so sicher wie zwei mal zwei vier ist, daß Blank unser Vogel ist, daß wir ihn nur nicht fassen können. Was würden Sie vorschlagen?"
Fernandez zuckte mit den Schultern. „Angenommen", sagte er, „bloß mal angenommen, es wäre so. Dann sehe ich keine Möglichkeit, die Schlinge um Danny-Boy zuzuziehen, es sei denn, wir ertappten ihn auf frischer Tat. Und wenn er wirklich so schnell ist, wie Sie sagen, dann haben wir, eh wir's versehen, noch eine Leiche. Stimmt's?"
Delaney nickte. „Ja", sagte er, „das denke ich auch. Also, wie lautet Ihre Antwort?"
Fernandez nippte an seinem Kognak und sah dann auf.
„Überlassen Sie ihn mir, Captain", sagte er leise.
Delaney setzte sein Glas auf dem Schreibtisch ab, schenkte sich noch etwas von dem Göttertrank ein, ging dann mit der Flasche hinüber zu Fernandez und goß auch ihm noch etwas ein. Er kehrte zu seinem Drehstuhl zurück, stellte die Flasche hin, fing an, auf die Schreibtischplatte zu trommeln und hielt den Blick auf seine Finger gerichtet.
„Sie?" fragte er Fernandez. „Sie allein?"
„Nein. Ich habe einen Freund. Wir beide..."
„Einen Freund?" unterbrach ihn Delaney scharf und sah auf. „Bei der Polizei?"
Der Lieutenant war überrascht. „Selbstverständlich bei der Polizei. Wer hat schon Freunde außerhalb der Polizei?"
„Okay." Der Captain nickte. „Wie wollen Sie es anstellen?"
„Wie üblich." Fernandez zuckte mit
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