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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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näher.
    „Erzählen Sie es mir!" sagte Delaney beruhigend. „Erzählen Sie mir alles. Ganz von Anfang an. Ich möchte es wissen."
    „Scheiße", sagte die Frau plötzlich, fummelte in ihrer Alligatortasche nach einem Taschentuch und schneuzte sich so gewaltig, daß alle im Raum zusammenfuhren. „Sie sind ein schöner Mann, wissen Sie das eigentlich? Sie sind nicht wie die anderen Arschlöcher hier in diesem Metzgerladen."
    „Erzählen Sie es mir", fuhr er monoton fort, „erzählen Sie mir alles."
    „Nun ja", sagte sie und tupfte sich die Nase, „angefangen hat es vor sechs Monaten. Irving kam früh aus dem Büro nach Haus und klagte über..."
    Delaney vernahm Füßegetrappel und blickte auf. Das ganze Wartezimmer schien sich mit Polizeiuniformen zu füllen. Ach, du lieber Gott, dachte er verzweifelnd, diese dumme Pute von Schwester ist doch hoffentlich nicht auf den Gedanken gekommen, bloß wegen einer verängstigten, hysterischen Frau die Polizei zu rufen!
    Aber das konnte es nicht gewesen sein. Da stand Captain Richard Boznanski vom 188. Revier. Außerdem erkannte er einen Lieutenant und jemanden aus der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit". Ein Sergeant hatte Boznanski den Arm um die Hüfte gelegt und stützte ihn.
    Delaney riß sich von der älteren Frau los.
    „Gehn Sie nicht weg", bettelte sie, „bitte, gehn Sie nicht weg!"
    „Bloß einen Augenblick", flüsterte er. „Ich bin gleich wieder da. Ich verspreche, daß ich wiederkomme."
    Über den Lautsprecher wurde ausgerufen: „Dr. Spencer, bitte sofort auf 201! Dr. Ingram, bitte sofort auf 201! Dr. Gomez, bitte sofort auf 201! Die Herren Spencer, Ingram und Gomez bitte dringend auf 201!"
    Delaney trat an Boznanski heran. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie der Mann aussah. Sein Gesicht war wachsbleich und mit einer feinen Schweißschicht bedeckt. Seine Augen schienen sich unkontrolliert zu bewegen, und sein Kinn zitterte leicht. Seine Lippe schlossen und öffneten sich ständig.
    „Dick", sagte Delaney eindringlich, „was ist los? Was ist passiert?"
    Mit verschleierten Augen blickte Boznanski ihn an. „Edward?" sagte er. „Was machst du denn hier? Edward? Wie hast du es denn so schnell erfahren?"
    Delaney spürte, wie jemand ihm die Hand auf den Arm legte, und drehte sich um. Es war Deputy Inspector Ivar Thorsen, von der Personalabteilung der Polizei. Er nahm Delaney beiseite, redete mit leiser Stimme auf ihn ein und wich seinem Blick aus.
    „Es war eine Falle, Edward. Wir erhielten einen Anruf. Ein Streifenwagen mit zwei Mann ging der Sache nach. Jameson und Richmond, ein Schwarzer und ein Weißer. Es war falscher Alarm. Dafür wurden sie dann bei der Baustelle an der 110th Street aus dem Hinterhalt beschossen. Jameson war gleich tot, Richmond hat es in Brust und Bauch erwischt."
    „Irgendwelche Chancen, daß er durchkommt?" fragte Delaney mit steinernem Gesicht.
    „Hm... nein, ich glaube nicht. Ich habe ihn gesehen. Ich glaube nicht. Immerhin wird man hier für ihn tun, was möglich ist. Wenn Richmond stirbt, ist er der vierte Mann, den Boznanski dieses Jahr verliert. Er hat einen Schock weg."
    „Das habe ich gesehen."
    „Würden Sie bei ihm bleiben? Im Korridor wimmelt es von Reportern. Sogar Fernsehkameras werden aufgebaut. Der Bürgermeister und der Commissioner sind auf dem Weg hierher. Ich hab noch 'ne Menge zu erledigen, verstehen Sie?" „Ja."
    „Bleiben Sie einfach bei ihm sitzen."
    „Klar."
    Neugierig, mit Augen, die sich immer mehr verengten, sah Thorsen ihn an.
    „Was tun Sie eigentlich hier, Edward?"
    „Meine Frau ist heute nachmittag operiert worden. Nierensteine. Ich warte, um zu hören, wie sie es überstanden hat."
    „O Gott!" Thorsen stieß vernehmlich die Luft aus. „Das tut mir leid, Edward. Davon habe ich ja gar nichts gewußt. Wie geht es ihr?"
    „Das versuche ich ja gerade herauszufinden."
    „Dann vergessen Sie Boznanski. Der Sergeant wird sich seiner annehmen."
    „Nein", sagte Delaney. „Das geht schon in Ordnung. Ich bin ja hier."
    „Sie bringen ihn um!" schrie die Matrone und packte ihn am Arm. „Erst hieß es, es ist bloß ein einfacher Eingriff, und jetzt sagen sie, es hat Komplikationen gegeben. Sie bringen ihn um!"
    „Jaja", murmelte Delaney uhd führte sie zurück auf die Bank. „Ich möchte es hören! Sie müssen mir alles erzählen!"
    Er zündete ihr eine Zigarette an und ging hinaus, telefonieren. In Dr. Bernardis Praxis meldete sich der Auftragsdienst; man werde seine Nachricht gern

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