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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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drehte Delaney sich um, sah Inspector Johnson an und sprach zu ihm.
    „Ben, ich habe Broughton die Wahrscheinlichkeitsdaten bei der Aufklärung von Mordfällen genannt. Sind Sie sich darüber im klaren, wie rapide die nach achtundvierzig Stunden absinken?"
    „Jawohl." Johnson nickte. „Dabei sind heute schon fast vier Tage vergangen, und für Broughton werden die Aussichten stündlich schlechter."
    „Für mich auch", sagte Delaney trübsinnig. „Falls ich die Sache übernehme", fügte er dann noch hastig hinzu.
    Er trat wieder ans Fenster. Jetzt hatte er die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Wenn er diese Angelegenheit nur mit Barbara durchsprechen könnte, so wie er jede wichtige berufliche Entscheidung mit ihr besprochen hatte. Er brauchte ihre scharfe, praktische, zupackende Intelligenz, um Motive, Alternativen, Möglichkeiten und Absicherungen zu durchleuchten. Er versuchte mit aller Macht, sich an ihre Stelle zu versetzen, so zu denken, wie sie denken würde, und zu entscheiden, wie sie entscheiden würde.
    „Ich müßte also Zivil tragen", sagte er, den Rücken ihnen zugekehrt. „Dürfte ich Gebrauch von meiner Dienstmarke machen?"
    „Ja", sagte Johnson sofort. „Aber so wenig wie möglich."
    Delaney ging allmählich auf, wie gründlich sie die ganze Sache durchdacht und geplant und sich Gedanken über mögliche schwache Stellen gemacht hatten, ehe sie an ihn herangetreten waren.
    „Wie oft hätte ich Bericht zu erstatten?"

    „So oft wie möglich. Einmal am Tag oder, falls das nicht geht, jedesmal, wenn Sie was haben oder was brauchen oder sonstwas."

    „An wen hätte ich mich zu wenden?"
    „An mich", sagte Thorsen wie aus der Pistole geschossen. „Ich werde Ihnen eine saubere Nummer geben."
    „Soll das heißen, Sie glauben, Ihr Apparat wird abgehört?"
    „Ich gebe Ihnen eine saubere Leitung", wiederholte Thorsen.
    Delaney sagte, was Barbara seiner Meinung nach von ihm erwartete.
    „Wenn ich nur unbezahlten Urlaub nehme und nicht in den Ruhestand trete, unterstehe ich nach wie vor der Disziplinarstrafgewalt. Kommt Broughton dahinter, macht er mich fertig. Ich habe den Mann kennengelernt. Ich weiß, was er für ein Mensch ist. Ich will tun, was Sie von mir verlangen, aber nur, wenn ich eine von einem von Ihnen - oder von beiden - verfaßte schriftliche Weisung bekomme, die mich mit dieser Aufgabe betraut."
    Er machte kehrt, um sie anzusehen. Sie blickten erst ihn an, dann einander.
    „Edward..." begann Thorsen, sprach dann jedoch nicht weiter. „Ja?"
    „Das könnte uns Kopf und Kragen kosten."
    „Ich weiß. Aber ohne eine solche Weisung kostet es unter Umständen meinen Kopf und Kragen. Und zwar nur meinen. Falls Broughton dahinterkommt, was vorgeht."
    „Haben Sie kein Vertrauen zu..." begann Thorsen.
    „Einen Augenblick bitte, nur einen kleinen Augenblick." Johnson hielt seine schinkengroße Hand hoch. „Wir wollen doch jetzt nicht böses Blut machen und über Vertrauen und Freundschaft reden und Dinge sagen, die wir hinterher vielleicht bereuen. Laßt mich nur einen Augenblick überlegen. Was Edward da gesagt hat, hat durchaus was für sich, Ivar. Das ist etwas, woran wir nicht gedacht haben. Laß mich jetzt mal nachdenken und überlegen, ob mir nicht was einfällt, womit alle Beteiligten zufriedengestellt wären."
    Er blickte vor sich hin, während die beiden anderen ihn erwartungsvoll beobachteten. Schließlich grunzte Johnson und stellte sich wuchtig auf die Füße, fuhr mit den Fingerknöcheln über das graue Kraushaar und trat dann auf Thorsen zu. Die beiden Männer zogen sich in eine Ecke zurück und redeten halblaut miteinander, daß heißt, vor allem Johnson, der das, was er sagte, auch noch häufig mit ausdrucksvollen Handbewegungen unterstrich. Delaney nahm wieder auf seinem Klubsessel Platz und wünschte, er wäre bei seiner Frau.
    Endlich hörte das Geflüster auf. Die beiden Männer bauten sich vor seinem Sessel auf.
    „Edward", knurrte Johnson, „wenn wir dafür sorgen, daß Sie einen direkt an Sie gerichteten Brief bekommen, in dem Sie ermächtigt werden, inoffizielle oder halboffizielle Nachforschungen über den Tod von Frank Lombard anzustellen, und wenn dieser Brief vom Commissioner persönlich unterzeichnet wäre, würden Sie sich damit zufriedengeben?"
    Voller Verwunderung sah Delaney auf.
    „Vom Commissioner? Wie um alles in der Welt sollte er dazu kommen, einen solchen Brief zu unterschreiben? Er hat doch gerade eben Broughton zum Leiter der 'Kommission

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