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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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ehe Broughton und sein Sonderstab es tun."
    Fassungslos sah Delaney von einem zum anderen.
    „Seid ihr denn verrückt geworden?" entfuhr es ihm schließlich. „Ihr verlangt von mir, einem einzelnen, ganz auf sich gestellten Polizisten, der nicht mal mehr im aktiven Dienst ist, daß er außerhalb des Apparates wie... ja, wie eine Art Privatdetektiv arbeitet, daß ich Lombards Mörder zur Strecke bringe, bevor das fünfhundert oder auch tausend Spezialisten mit sämtlichen Hilfsmitteln des Polizeiapparates gelingt? Unmöglich!"
    „Edward", sagte Thorsen geduldig. „Wir glauben, daß doch eine Chance besteht. Sie ist nur gering, zugegeben, aber immerhin, man sollte sie nutzen. Es stimmt, Sie müßten in Zivil arbeiten. Und es stimmt auch, daß Sie ganz auf sich allein gestellt wären; Sie könnten offiziell kein Personal und keine technischen Hilfsmittel von der Polizei erhalten. Aber wir würden eine Kontaktstelle für Sie schaffen, und mit Hilfe dieser Kontaktstelle würden wir dafür sorgen, daß Sie alles bekämen, was Sie brauchen: Identifikation von Fingerabdrücken, Analysen von Beweismaterial, Laboruntersuchungen, Unterlagen über Tatverdächtige. Sie brauchen nur zu sagen was, und Sie bekommen es. Wir würden die Sache schon so drehen, daß Broughton keinen Wind davon kriegt. Tut er es doch, sind wir alle geliefert."
    „Hören Sie", sagte Delaney verzweifelt, „sind nur Sie zwei scharf darauf, Broughton abzuschießen, oder sind da wirklich noch ein Dutzend andere bis hinauf zum Commissioner?"
    „Es sind andere da", erklärte Thorsen mit ernstem Gesicht; Johnson nickte nur feierlich.
    „Es geht nicht", sagte Delaney entschieden. Er erhob sich und ging, die Hände im Rücken verschränkt, auf und ab. „Sind Sie sich darüber im klaren, wieviel Leute man braucht, einen Mordfall wie diesen zu untersuchen? Leute, die die Kanalisation absuchen. Leute, die die Mülltonnen durchwühlen. Leute, die in Lombards Privatleben herumschnüffeln, in seinem Beruf, in seiner Tätigkeit als Politiker. Leute, die sein Leben auf der Suche nach einem möglichen Feind zurückverfolgen bis zum Tag seiner Geburt. Wie um alles in der Welt sollte ich — oder sonst jemand - das wohl schaffen?"
    „Edward", sagte Johnson leise, „das brauchen Sie nicht zu tun. Das erledigt ja im Moment alles der Sonderstab, und ich schwöre Ihnen, Sie würden von jedem Bericht, der eingeht, eine Fotokopie bekommen. Alles, was irgendwer vom Sonderstab über den Fall Lombard zu Papier bringt, haben Sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden fotokopiert auf Ihrem Tisch."
    „Das versprechen wir." Thorsen nickte. „Fragen Sie uns nur bitte nicht, wie wir das machen."
    „Wie käme ich dazu! Wie käme ich dazu", sagte Delaney hastig. „Aber könnte ich denn wirklich was tun, was nicht in diesem Augenblick vom Sonderstab ohnehin getan wird?"
    „Edward." Thorsen seufzte. „Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Ich erinnere mich an ein Abendessen bei Ihnen zu Hause. Wir unterhielten uns über etwas, was Sie getan hatten und wofür Ihr Abteilungsleiter die Lorbeeren einheimste - Sie waren damals Lieutenant -, und ich weiß noch ganz genau, wie zornig Barbara wurde und Ihnen sagte, Sie sollten sich mehr durchsetzen und zur Geltung bringen. Recht hatte sie! Edward, Sie haben nun mal ein Talent, eine besondere Begabung, Gespür, Genius — nennen Sie's, wie Sie wollen - für Ermittlungsaufgaben. Sie wissen das und wollen's bloß nicht zugeben. Ich weiß es und posaune es laut heraus, so oft sich eine Gelegenheit dazu bietet. Ich war es, der die Idee hatte, Sie auf diesen Fall anzusetzen, so, wie wir es Ihnen jetzt dargelegt haben. Wenn Sie ja sagen, wunderbar. Wenn Sie nein sagen und darauf bestehen, in den Ruhestand zu treten, auch gut. Ich werde es Ihnen nicht nachtragen."
    Delaney starrte in das Gewühl der Straße hinunter. Menschen flitzten zwischen hupenden Autos hindurch. Da unten herrschte Bewegung, fluteten Menschenströme hin und her und prallten aufeinander. Er hörte Hupen, eine Sirene, das ferne Tuten eines auslaufenden Dampfers und über sich das Heulen eines Flugzeugs, das zum Anflug auf den Kennedy Airport ansetzte.
    „Wirklich keinerlei Spuren?" fragte er, ohne sich umzuwenden.
    „Nichts. Gar nichts", sagte Thorsen. „Nicht das geringste. Nicht mal eine einleuchtende Theorie. Der Fall ist ein blankes, unbeschriebenes Blatt. Und Broughton fängt an, unter dem Druck nervös zu werden."
    Ein trübes Lächeln um die Lippen,

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