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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Käsemarinade. Blank nahm ein kleines Steak und mit Essig und Öl angemachten Endiviensalat. Sie lächelten einander an. Tony streckte den Arm aus, um seine Hand zu berühren. „Vielen Dank", sagte er bescheiden.
    Daniel trank zwei Glas schweren Burgunders und Tony irgend etwas, das sich „Shirley Temple" nannte. Der Junge hatte seine Knie gegen die seinen gedrückt. Daniel verwehrte es ihm nicht, er wollte diese Komödie bis zum Ende durchstehen.
    „Möchtest du einen Kaffee?" fragte er. Sie flirteten.
    „Wie geht es in der Schule?" fragte er, und Tony machte eine Geste von unsäglicher Mattigkeit.
    Dann schlenderten sie die Madison Avenue hinauf. Ihre Hände berührten sich gelegentlich. Vor dem Schaufenster eines Herrenwäschegeschäfts blieben sie stehen und lächelten sich an.
    „Oh", sagte Tony.
    Daniel Blank starrte ihn an. Der Knabe stand im Sonnenlicht: herausfordernd. Er schimmerte... ein hinreißendes Geschöpf.
    „Gehen wir doch mal hinein", sagte Blank.
    „Ooh, vielen Dank", sagte Tony später und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Sie haben soviel Geld für mich ausgegeben."
    „Ja, nicht wahr?"
    „Sind Sie reich, Dan?"
    „Nein, ich bin nicht reich. Aber es tut auch nicht weh."
    „Sind Sie sicher, daß der rosafarbene Pullover der richtige für mich war?"
    „Aber ja. Die Farbe steht dir."
    „Die Netzunterhosen hätte ich zu gern gehabt, aber selbst die kleinste Größe wäre noch zu groß für mich gewesen. Celia kauft all meine Unterwäsche in einem Damen Wäschegeschäft."
    „Wirklich?"
    Sie saßen auf einer Parkbank, die merkwürdigerweise mitten auf einer kleinen Rasenfläche stand. Tony spielte mit Dans linkem Ohrläppchen; sie beobachteten einen alten Schwarzen, der träge einen Drachen steigen ließ.
    „Mögen Sie mich?" fragte Tony.
    Daniel Blank ließ der Furcht erst gar keinen Raum, sondern fuhr herum und küßte die weichen Lippen des Jungen.
    „Selbstverständlich mag ich dich."
    Tony hielt seine Hand und malte mit dem Zeigefinger kleine Kreise in die Handfläche.
    „Sie haben sich verändert, Dan."
    „Wirklich?"
    „Ja bestimmt. Anfangs, als Sie Celia besuchten, waren Sie so verkrampft, so in sich verschlossen. Jetzt habe ich das Gefühl, Sie gehen aus sich heraus. Sie lächeln häufiger. Manchmal lachen Sie sogar. Das haben Sie früher nie getan. Vor drei Monaten hätten Sie mich nicht geküßt, nicht wahr?"
    „Nein, vermutlich nicht. Vielleicht sollten wir uns jetzt auf den Heimweg machen, Tony. Valenter wartet wahrscheinlich..."
    „Valenter?" sagte Tony voller Abscheu. „Pah! Bloß weil er..." Er brach ab.
    Doch Valenter war nirgends zu sehen, und Tony benutzte seinen eigenen Schlüssel, um aufzuschließen. Daniels Rosen prangten in einer chinesischen Vase auf dem Tisch in der Vorhalle. Und außer dem süßlichen Moschusgeruch der Rosen nahm er noch einen anderen Duft wahr: den Duft von Celias Parfüm, einen leicht rauchigen, orientalischen Duft. Sonderbar, daß er ihm mittags nicht aufgefallen war.
    Der gleiche Duft erfüllte auch die Dachkammer, in welche Tony ihn entschlossen und vor sich hin summend hinaufführte.
    Er hatte sich geschworen, nicht nur wahrzunehmen, sondern auch zu erfahren, sich zu entblößen und sich in das heiße Herz des Lebens hineinzustürzen. Daß er Frank Lombard getötet hatte, war ein so umwälzendes Ereignis gewesen, daß er völlig gespalten war.
    Jetzt, da er allein und nackt mit diesem wunderschönen rosigen Knaben zusammen war, stellten die Emotionen, die er suchte, sich müheloser ein, und die Angst vor seinen eigenen Gefühlen hatte sich bereits in Neugier und Hunger verwandelt. Er suchte Verborgenes in sich, große Süßigkeit und große Zärtlichkeit, das Bedürfnis, ein Opfer zu bringen, und das Verlangen zu lieben. Was immer seinem Leben bisher gefehlt hatte, er war entschlossen, es zu finden, sich mit feurigen und duftenden Dingen zu füllen, all jenen Gefühlen und Empfindungen, die angetan sein könnten, das Leben zu erleuchten und ihm sein Geheimnis sowie seinen Sinn zu enthüllen.
    Der Knabenkörper war rundum wärmende Textur: samtige Augenlider, seidenweiche Gesäßbacken, wie schimmernder Satin die Innenseiten der Schenkel. Langsam, mit bewußter Bedachtsamkeit ließ Daniel Blank Mund und Zunge über dieses Gewebe gleiten, das nach Jugend duftete, süß und bewegend. Sich der Jugend zu bedienen, ihr Freude zu spenden und Freude durch sie zu empfangen, kam ihm jetzt genauso wichtig vor wie zu morden; auch dies ein

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