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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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werden ja sehen, wer von uns das Licht der
kommenden Jahrtausende erblickt; nur Mut und nimmer
gezagt, Herr Ritter!“ Amarin konnte sich den Spott
einfach nicht verkneifen. Das Märchen vom Gral schien
ihm auch gar zu komisch.
    Anders dachte der Ritter vom Drachenblutigen Harnisch.
Finster dreinblickend gab er seinem Pferd die Sporen
und war bald hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden.
16. Geraldus
    erwachte aus tiefem Nachdenken und fragte seinen Gefährten,
ob er jemals zuvor diese Version der Gralserzählung
gehört oder gelesen habe. Amarin verneinte es. Zu
Beginn ihrer Reise glaubten sie sich gut informiert zu haben.
Es war doch wundersam, wie man zu einem scheinbar
abgeschlossenen Fall immer noch neue Indizien
fand. Oder sollte eine Veränderung der Vergangenheit
im Gange sein?
    Vorerst jedoch drängte sich die Ungewißheit in den Vordergrund,
wo sie die kommende Nacht verbringen sollten.
Mit dieser bangen Frage im Herzen ritten sie in der
hereinbrechenden Nacht durch den düsteren Tunnel der
Waldbäume, der nur hin und wieder von einer mondscheinerhellten
Lichtung unterbrochen wurde.
    Sie waren wohl vom Wege abgekommen, denn die Straße
wurde immer schmaler, bis sie schließlich hintereinander
reiten mußten. Auf eine Herberge war nicht mehr zu hoffen,
und so legten sie sich schließlich am Fuße eines felsigen
Hanges unter einer Buche zur Ruhe nieder. Sie konnten
jedoch nicht schlafen und hingen ihren hohen
Gedanken nach. Lange fiel kein Wort.
17. Amarin
    war es, der plötzlich eine Frage stellte, die Erstaunen und
danach Bestürzung hervorrief: „Geraldus, seit wann gibt
es Weinbrand?“
    Das war nicht der Versuch, dem anderen ein Gespräch
aufzudrängen, sondern das Resultat eines lange im Unterbewußtsein
gehegten Verdachtes.
    „Keine Ahnung, warum fragst du?“
    „Weil wir welchen getrunken haben, obwohl er noch
nicht erfunden ist!“
    „Dürfen wir denn das? Das wäre ja Verrat an unserer
Mission. Aaach — du lieber Himmel, du meinst den
Schnaps des Pilgers?“
    „Hm, temporale Umweltverschmutzung in höchster Potenz.
Jetzt hat man schon Weinbrand in dieses goldene
Zeitalter des Rittertums eingeführt. Der Pilger weiß
wahrscheinlich gar nicht, was er damit anrichtet.“
    „Das weiß er wohl, denke ich. Nicht umsonst ließ er sich
seine ‚Wohltaten‘ schriftlich bestätigen. Ein ganz gerissener.
Kerl. Falls man ihn schnappt, wird er sich mit
der langen Liste bestätigter Wohltaten leicht reinwaschen.“
    „Falsch, mein Geraldus! Seine Handlungen, im Detail
gesehen, sind schlimm genug. Er tanzt auf des Messers
Schneide bei seiner gröblichen Mißachtung der Instruktionen.
Wenn das nun jeder machen wollte? Wir zum
Beispiel . . .“
    „Schon geschehen. Denk mal an unsere Unterschriften,
damit unterstützen wir ihn doch.“
    Betroffen sahen sich beide an und seufzten tief. Amarin
nahm wieder das Wort. „Hast du die vielen Unterschriften
gesehen?“
    „Allerdings, er muß ein großes Gebiet bearbeitet haben.
Und wir, betraut mit der Aufgabe, seinesgleichen zu entlarven
und der gerechten Strafe zuzuführen, lassen uns
übertölpeln. Welch schmähliche Niederlage für den
VSV.“
    Bedrückt schwiegen sie eine Weile. Plötzlich war da ein
Krachen und Prasseln, als stürmte ein wilder Eber durchden nächtlichen Wald. Der Widerhall am Berghang vervielfachte
den Lärm noch.
18. Der Schreck
    ließ sie erneut an die Abenteurer denken, die dem Gral
nachjagten. Wie viele von ihnen mußten auch jetzt wieder
unterwegs sein, ohne jede Aussicht auf Erfolg. Trotzdem
riskierten sie Haus und Hof, Kopf und Kragen.
Diese Gegend war schon recht seltsam, vor allem für
Temporaldetektive wie unsere beiden Inspektoren überaus
verdächtig.
    Einmütig beschlossen sie, den Lapsus wiedergutzumachen
und mit höchstem Einsatz ihre Aufgabe zu erfüllen,
Sie würden herausbekommen, woher die Temporalrowdys
ihre Zeitmaschinen hatten; das wäre ja gelacht.
Und weil sie so zuversichtlich waren, griff ihnen das
Schicksal unter die Arme.
    „Darf ich Ihnen behilflich sein, meine Herren“, erklang
eine Stimme aus dem Gebüsch, die gleichzeitig ahnen
ließ, wer mit so lautem Geprassel hangabwärts gerast
oder vielmehr gestürzt war. „Gestatten, daß ich mich vorstelle:
Anselm, Bartholomäus Anselm — nenne ich mich
jetzt. Feuerdrachenilluminator und Mirakelmonteur. Ich
habe den Schwindel satt. Immer diesen lästigen Temporaltouristen
die Attraktionen der Ritterromane vorzuführen
und gleichzeitig die feuerspeienden

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