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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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sich
nicht erinnern. Und wieder fragte sie, woher er komme.
Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Nein,
meine liebe Elsa, ich kann es dir nicht sagen, sondern
muß von dir scheiden, weil sonst eine große Gefahr heraufbeschworen
wird.“
25. Die Zeitmaschine
    lag, als Kahn getarnt, am Rheinufer verborgen; dorthin
wandte sich GMG in höchster Eile. So durfte es wirklich
nicht weitergehen. Jeden Augenblick konnte sein Abenteuer
in eine Mystifikation ausarten. Zornig scheuchte er
allerhand Wassergeflügel, vornehmlich Enten und
Schwäne, aus dem Ufergebüsch auf und bestieg seinen
Kahn. Er warf den geräuscharmen Motor an und fuhr
los. Fast hätte er einen Schwan über den Haufen gefahren;
das dumme Tier wollte partout nicht aus dem Wege
gehen und flatterte eine ganze Weile vor dem Kahn her,
während die Kirchgänger nebst Elsa von Brabant wie gebannt
auf den Ritter starten.
    McLuhan-Green war wie vom Schlag gerührt. Ihm fielen
die Worte wieder ein; die er am ersten Abend gelallt
hatte, ganz nach seiner Gewohnheit: „Nie sollst du mich
befragen!“
26. Die Flucht
    McLuhan-Greens als „Schwanenritter“ erregte selbstverständlich
allgemeines Aufsehen, und er geriet in das
Gesichtsfeld der illegalen Zeitmaschinenhersteller. Sie
hatten in der Nähe die Produktion von Zeitmaschinen in
großem Stil aufgezogen und brauchten jetzt zur Absicherung
ihres Unternehmens viele Hilfskräfte.
    „Jawohl, ich habe mich von ihnen anwerben lassen“, erklärte
George McLuhan-Green alias Bartholomäus Anselm
erbittert. „Was blieb mir anderes übrig, nachdem
ich wider Willen zum Verräter an unserer Sache geworden
war? So wie die Dinge lagen, wagte ich nicht, den
Gefährten vom Vorfahrenschutzverein gegenüberzutreten,
ich war einfach nicht dazu imstande.
    So hoffte ich, meine Schuld zu sühnen, denn ich redete
mir ein, im Dienste des Gegners, könnte ich wertvolle Informationen
sammeln, um ihn dann um so wirkungsvoller
zu bekämpfen . . . Es war eine Selbsttäuschung, ich
vermochte nichts zu unternehmen. Ja, ich gestehe es ein:
Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, wieder Ordnung in
das Zeitreisentum zu bringen; statt dessen bin ich hier
angestellt, als letzter Dreck gewissermaßen, und muß zusehen,
wie monatlich Dutzende Kristallsäulen gezüchtet
werden . . .“
    Seine Stimme versagte ihm den Dienst. Als er sich wieder
gefaßt hatte, sprach er weiter: „Ich habe dieses Leben so
satt, aber nicht einmal damit kann ich Schluß machen.
Sie wissen ja, daß Zeitreisende in der Vergangenheit unsterblich
sind, oder, wie es hier heißt, wer den Gral
sieht . . .“
27. Geraldus und Amarin
    rissen die Augen auf. „Wer den Gral sieht, kann nicht
sterben! Sollte das der rationale Kern der Gralssage
sein?“
    „Gewiß“, bestätigte McLuhan-Green. „Wenn Sie wüßten,
was der illegale Zeitmaschinenbau einbringt, würden
Sie verstehen, wieso der Gral, will sagen der Mutterkristall,seinem Besitzer Glück und Wohlstand spendet.
So viel, daß die Herren ‚Ingenieure‘ — ich sage das so,
denn in Wahrheit sind es gar keine, sondern verantwortungslose
Bastler — vor Übermut nicht mehr wissen, was
sie tun. Die verkleiden sich als Ritter, ziehen durch die
Wälder und preisen den Gral, daß er ihr ein und alles sei.
Neulich hat sogar einer ausgeplaudert, daß der Gral der
Mutterkristall ist, mit dessen Hilfe sie die anderen Kristallsäulen
züchten. Es war aber ein echter Ritter unter
ihnen, der jetzt überall erzählt, der Gral bekomme Junge,
und was dergleichen Unsinn mehr ist.“

28. „Unerhört!“
    rief Amarin erregt. „Hier müssen wir zuschlagen, alle auf
einen Streich!“
    „Das meine ich auch. Endlich ist meine Zeit gekommen!
Allein war ich machtlos, und mir fehlte auch der Mut,
aber jetzt, da Sie hier sind . . . Ich konnte einfach nicht gegen
die Übermacht ankommen, zumal ich ja als Gehilfe
dieser Leute zusätzlich kompromittiert war. Sie können
sich denken, in welchem Lichte die Öffentlichkeit den
Vorfahrenschutzverein gesehen hätte; es wäre womöglich
das Ende des Bundes gewesen. Der Gründer des
VSV als Komplize der Angeklagten! — Dabei ist meine
Arbeit hier, das Lindwurm-Mirakel-Programm, ja nur
ein geringer Teil der Sicherheitsvorkehrungen für den
Berg und überhaupt für das ganze Unternehmen. Dutzende
Leute sammeln unter der Bevölkerung Unterschriften
für vollbrachte Wohltaten. Eine perfekte Vorbereitung
mildernder Umstände für den Fall eines
Falles.“
    „Ich weiß“, gestand Amarin kleinlaut.

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