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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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übt ständig für die Abschlussprüfung. Für mich ist sie ein Rückzugsgebiet.“
    Sie warf ihm einen säuerlichen Blick zu. „Da sind aber ein paar ziemlich ausgewachsene Schlägertypen mit auf dem Spielfeld.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin schneller als die Schläger. War ich immer.“
    Jessica fragte sich, wie das sein konnte. Jonathan kam ihr aber völlig entspannt vor. Er ließ einen seiner Füße aus dem Fenster baumeln, sah nie über seine Schulter, hatte keine Angst.
    „Euch scheint die geheime Stunde allen Spaß zu machen“, bemerkte sie traurig. „Ihr findet sie anscheinend alle aufregend, aus verschiedenen Gründen. Für mich war sie bis jetzt einfach nur ein Albtraum. Dieses Wesen – diese Wesen – haben letzte Nacht versucht, mich umzubringen.“
    „Dess hat mir davon erzählt.“
    „Sie hat dir von mir erzählt?“
    „Genau. Damals, als Rex dich entdeckt hatte. Und heute Morgen hat sie mir deine Adresse gegeben. Glaubst du vielleicht, ich hätte Supermächte eingespannt, um dich zu finden?“
    „Ich dachte eher an das Telefonbuch.“
    Er lächelte. „Da stehst du noch nicht drin. Ich hab nachgesehen. Aber gestern Nacht hat Melissa die Psychoauskunft auf dich angesetzt, also hat Dess mich angerufen.“
    „Dess hat dir meine Adresse gegeben, aber mir nichts von dir erzählt?“
    „Hätte sie gemacht, aber nicht, solange Rex in der Nähe war. Er und ich, wir haben da so eine … persönliche Auseinandersetzung. Ich finde nämlich, er sollte sich lieber was Neues suchen. Aber Dess hält sich da lieber raus.“
    „Aha.“ Jessica lehnte sich an die Wand. „Das wird hier von Minute zu Minute komplizierter.“
    „Stimmt, es ist schlimm, dass du so schnell in einen Darkling reingerannt bist“, sagte Jonathan. „Aber letzte Nacht war es überall in der Stadt seltsam. Wahrscheinlich haben die Darklinge einfach ihr Silvester gefeiert oder so. Warst du zum ersten Mal draußen?“
    Sie wollte nicken, dann schüttelte sie den Kopf. Die erste Nacht hätte sie beinahe vergessen. Nachdem Rex und Dess ihr den ganzen Tag Midnighterlehre und -geschichte eingebläut hatten, hatte sie nur noch an die Gefahren der blauen Zeit gedacht, und nicht daran, wie herrlich das erstarrte Gewitter gewesen war.
    „Es muss nett sein“, sagte sie leise, „wenn man gern ein Midnighter ist.“
    „Nenn mich nicht so“, korrigierte er sie sanft. „Ich bin kein ,Midnighter‘. Der Ausdruck stammt von Rex.“
    Jessica runzelte die Stirn. „Mir kommt er ziemlich passend vor. Trifft irgendwie den Punkt und klingt besser als ,Zwölf-Uhrer‘.“
    „Das stimmt wahrscheinlich“, gab Jonathan lächelnd zu. „Und außerdem gefällt mir das Wort Midnight. Jedenfalls seit ich nach Bixby gezogen bin.“
    Jessica holte tief Luft und wagte einen Blick an ihm vorbei auf die blau beleuchtete Straße. Schon vor Eintritt der geheimen Stunde war die Nacht schön gewesen, stürmisch und spannend. Sie sah fallende Herbstblätter wie dunkle Schwärme mit erstarrten Vögeln von der riesigen Eiche schweben. Aus den rot und gelb leuchtenden Farben hatte das blaue Licht Schwarz gemacht.
    Sie erinnerte sich an die Regentropfen aus der ersten Nacht, die sie mit ihren Fingerspitzen aus der Midnightstarre erlöst hatte. Würden die Blätter genauso fallen, wenn sie sie berührte? Sie wollte durch sie hindurchrennen, sie mit vollen Händen durch die Luft schleudern. In Chicago hatte sie Eiszapfen nie widerstehen können, die sie abschlug und damit den Zauber des Winters brach.
    Zwischen den schwarzen Blättern sah Jessica den Darkling, der sie angegriffen hatte, aber immer noch. Seine bösartige Gestalt konnte überall dort draußen lauern. Sie schauderte und wandte sich vom Fenster ab.
    Ihr Zimmer kam ihr immer noch fremd vor. In dem blauen Licht sah es fahl aus, wie eine Erinnerung, die verblasste. Regloser Staub hing in der Luft.
    „Midnight ist schön“, sagte sie. „Aber auch kalt.“
    Jonathan runzelte die Stirn. „Mir kommt sie nie kalt vor. Und auch nicht heiß. Mehr wie eine perfekte Sommernacht.“
    Jessica schüttelte ihren Kopf. „Die Sorte kalt meinte ich eigentlich nicht.“
    „Ach so, verstehe“, sagte Jonathan. „Stimmt. Fühlt sich manchmal irgendwie leer an. Als ob wir die letzten Menschen auf der Welt wären.“
    „Besten Dank. Da fühle ich mich doch schon viel besser.“
    „Du brauchst vor der blauen Zeit wirklich keine Angst zu haben, Jessica.“
    „Ich hab auch bloß Angst, gefressen zu

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