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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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grässlichen Silhouetten den Mond verdeckt. Zwei Darklinge hatten sogar versucht, sich mit ihnen einzulassen und die Verteidigungsanlage angegriffen, die sie um die Lehrstätte gebaut hatte. Die Sache hätte hässlich werden können, aber dann zogen fünfzehn Minuten vor Monduntergang alle ab, als ob ihnen plötzlich eingefallen wäre, dass sie verabredet waren. Es war alles sehr beunruhigend gewesen.
    „Machen wir uns auf den Weg“, drängte sie Rex. Dess mochte den Gedanken nicht, dass Jessica allein war. Reißnägel brachten es heute Nacht vielleicht nicht.
    Vielleicht war sie aber gar nicht allein, dachte Dess und lächelte in sich hinein. Das würde eine nette kleine Überraschung für Rex geben.
    Rex sah sich noch einmal gründlich um, bevor er auf sein Fahrrad stieg.
    „Ich kann nur hoffen, dass es ruhig bleibt. Ich frage mich, wo all die Darklinge hergekommen sind. Ich hatte keine Ahnung, dass es so viele von den Großen gibt.“
    Dess nickte. „Ich habe darüber nachgedacht. An einer Theorie interessiert?“
    „Immer.“
    „Also gut. Darklinge sehen wie Panther oder Tiger aus, korrekt? Es sei denn, sie flippen aus, so wie letzte Nacht.“
    „Genau. Die Lehre sagt, sie sind mit den Großkatzen verwandt – Löwen und Tigern – wie wir mit den Affen.“
    „Gut“, fuhr Dess fort. „Also, meine Lehre – und das wäre dann der Discovery Channel – sagt, dass Katzen den größten Teil des Tages verschlafen. Nimm die Löwen. Sie gammeln rum, peitschen mit den Schwänzen, um die Fliegen zu verscheuchen, geben vielleicht mal ein gebieterisches Brüllen von sich, dösen aber meistens einfach vor sich hin. Und das zweiundzwanzig Stunden am Tag.“
    „Zweiundzwanzig Stunden am Tag schlafen? Das hört sich nach der Katze von meinem Dad an.“
    „Damit bleiben zwei Stunden zum Wachsein übrig, korrekt? Die eine von den beiden Stunden brauchen sie für die Katzenpflege: Fell lecken, Scheinkämpfe mit anderen Rudelmitgliedern, was auch immer. Sie jagen nur eine von vierundzwanzig Stunden.“
    Rex pfiff. „Was für ein Leben. Eine Arbeitswoche mit fünf Stunden.“
    „Sieben“, korrigierte Dess. „Wochenende haben die nicht.“
    „Bitter.“
    „Und jetzt zur Sache. Wenn Darklinge wie Großkatzen sind, dann jagen sie wahrscheinlich auch nur eine Stunde am Tag.“
    „Klar“, stimmte Rex zu.
    „Aber wie lang ist ein Tag für einen Darkling?“
    Rex dachte nach, während er in die Pedale trat, auf der Suche nach Hinweisen in seiner kostbaren Lehre. „Also, die Darklinge leben nur eine von fünfundzwanzig Stunden, die geheime Stunde. In der übrigen Zeit sind sie starr, wie normale Leute in der blauen Zeit. Deshalb brauchen sie fünfundzwanzig von unseren Tagen, um einen einzigen Tag von ihrem Leben zu leben. Das ist einer der Gründe, warum sie so lange leben.“
    „Korrekt“, sagte Dess. „Insofern schläft ein Darkling wahrscheinlich dreiundzwanzig von unseren Tagen am Stück.“
    Rex’ Fahrrad kam ins Schlingern. Sie wusste, dass er diesen Gedanken noch nie zu Ende geführt hatte. Sie schüttelte den Kopf. Die Leute könnten sich das Leben so viel leichter machen, wenn sie sich nur ab und zu mit Mathe beschäftigen würden.
    „Und das bedeutet“, ergänzte er langsam, „dass sie nur ungefähr einmal im Monat jagen. Wie der Werwolf in der Mythologie.“
    „Ganz genau. Da muss die ganze Sache mit dem Vollmond herkommen. Nur jagen die Darklinge einmal in 3,571429 Wochen, nicht alle vier Wochen. Aber wer zählt schon mit? So oder so bedeutet das, dass es eine Menge mehr Darklinge gibt, als wir gedacht haben, weil die meisten fast immer schlafen. Wir haben nur die Spitze des Eisbergs zu sehen bekommen. Auf jeden, der jagt, kommen dreiundzwanzig, die schlafen.“
    Dess ließ Rex ein bisschen Zeit, damit sich die Idee setzen konnte.
    Schließlich sagte er: „Die Frage muss also heißen: ,Wo sind die alle hergekommen?‘“
    „Genau“, antwortete sie. „Und noch wichtiger: ,Warum sind sie alle aufgewacht?‘“
     
    Als Jessica auf das Klopfen hin zum Fenster kam, bekam ihr Gesicht einen enttäuschten Ausdruck.
    „Mit jemand anderem gerechnet?“, fragte Dess.
    „Irgendwie schon“, sagte Jessica leise.
    Rex merkte nicht, worüber sie und Jess redeten, vielleicht interessierte es ihn auch nicht. Dess fragte sich, was gestern Nacht wirklich passiert war.
    Sie hatte heute bei Jonathan zu Hause angerufen, um in Erfahrung zu bringen, ob er seinen gestrigen Vorsatz, Jess in der blauen Zeit zu

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