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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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schnell in Bixby. Was habt ihr beiden eigentlich angestellt?“
    „Sind bloß spazieren gegangen.“
    Constanza nickte. „Nach der Sperrstunde. Hätte ich mir denken können. Ein paar Leute behaupten aber, ihr wärt geschnappt worden, weil ihr ein Auto oder einen Drugstore oder beides aufgebrochen habt.“
    „Keins von beiden. Aber warum haben sie mich nach Hause gebracht und ihn ins Gefängnis?“
    „Na ja, jeder weiß – spätestens seit heute Morgen –, dass Jonathan schon mal Schwierigkeiten mit der Polizei hatte. Ungefähr tausend Mal. Sein Vater auch. Ich habe sogar gehört, dass Jonathan oder vielleicht sein Vater drüben in Philadelphia wegen bewaffneten Raubüberfalls gesucht wurde. Vielleicht war’s auch Totschlag. Deshalb sind die beiden überhaupt hierhergezogen.“
    „Bist du dir da ganz sicher?“
    „Kein Stück. Aber du musst wissen, was sich die Leute erzählen, Jessica.“
    „Klar, logo. Tut mir leid.“
    Einige Neuntklässler standen neben Jessicas Spind, und Constanza verscheuchte sie, während Jessica ihre Bücher für den Lesesaal herausnahm. Jessica durchsuchte ihren Spind, spürte, wie sie die Leute im Vorbeigehen anstarrten, während sie um eine Entscheidung rang, ob sie in Trig oder in Physik weiter hinterherhinken sollte.
    Sie sah Jonathans Platz immer noch vor sich, den endgültigen Beweis, dass er die vergangene Nacht nicht zu Hause verbracht hatte. Jessica fand es unglaublich, wie sich die Lage ständig verschlimmerte. Alles, was schiefgehen konnte, war schiefgegangen. Fast alles. Wenigstens waren sie nicht gefressen worden.
    Jessica Day: Darklingmagnetin, Polizeimagnetin, zwielichtiger Charakter.
    Sie griff sich ihr Mathebuch und knallte die Schranktür zu.
    „Ich hörte, ihr hättet euch geküsst, als die Cops aufgetaucht sind“, sagte Constanza.
    „Nein, haben wir nicht.“
    „Was, ihr wart nur da draußen, um Händchen zu halten?“
    „Nein.“ Jessica machte eine Pause. „Na ja, irgendwie haben wir Händchen gehalten.“ Sie rieb sich ihr Handgelenk, das immer noch wehtat. Wenn man sich festhielt, um am Leben zu bleiben, brauchte man Muskeln, die normalerweise nicht viel Training abbekamen.
    „Du und Jonathan, ihr geht also zusammen?“
    Jessica spürte, wie sie rot wurde. „Nein, ich weiß nicht. Vielleicht …“ Sie kannte Jonathan kaum, aber sie hatte sich noch nie zu einem Jungen so hingezogen gefühlt, wie Samstagnacht zu ihm. Sicher, nachdem die Nacht so geendet hatte … „Wahrscheinlich nicht, nach allem, was los war“, führte sie den Satz zu Ende.
    Constanza legte ihren Arm um Jess und führte sie zur Bibliothek.
    „Was mich angeht, ich finde, die Sperrstunde ist ein blödes Gesetz. Ich glaube, ich werde einen Artikel für die Schulzeitung darüber schreiben, vielleicht sogar für das Lokalblatt: ,Junge Liebende beim Händchenhalten verhaftet‘.“
    „Kannst du mich da bitte draußen lassen?“
    „Ich würde natürlich nicht deinen richtigen Namen nennen.“
    Jessica musste lachen. „Super Idee, Constanza. Niemand wird je dahinterkommen. Nenn mich einfach Jess Shady.“
    Constanza grinste. „Nicht schlecht. Gefällt mir.“
    Sie betraten die Bibliothek mit dem letzten Läuten. Ms Thomas sah von ihrem Computer auf.
    „Guten Morgen“, sagte sie mit einer erhobenen Augenbraue. Sie schien damit zu rechnen, dass reichlich Geschwätz die heutige Studierstunde beleben würde. „Morgen“, sagte Jessica und stöhnte insgeheim, als sie den langen Tisch sah. Die anderen aus Constanzas Clique saßen bereits und warteten auf die neuesten Neuigkeiten.
    Sie wandte sich an Constanza und sagte: „Ich muss mich heute echt um Trig kümmern. Wegen meiner kriminellen Karriere habe ich am Wochenende nichts hingekriegt.“
    Constanza grinste. „Also, so würde ich das nicht sagen, Jess Shady. Hört sich so an, als hättet ihr Spaß gehabt. Aber keine Sorge. Du kümmerst dich um deine Aufgaben, und ich sehe zu, dass der Lebenslauf wieder stimmt.“
    „Danke, Constanza. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Aber, äh, für welchen Lebenslauf willst du dich entscheiden?“
    „Wie wär’s mit einem mittelprächtigen? Händchen halten, aber keine Küsse? Und keine Vorstrafen?“
    „Also, danke, sollte ich wohl sagen. Kannst du versuchen, mich nicht ganz so böse hinzustellen? Könnte sein, dass ich eine Weile hier in Bixby leben muss.“
    „Kein Problem, Jess. Ein bisschen Dramatik bringt mehr Freunde als Langeweile. Womit ich nicht sagen will, dass du …

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