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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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hatte sie sich in der blauen Zeit sicher gefühlt. Sicher und beschützt, schwerelos und …
    Der Toaster ploppte wieder.
    „Glücklich“, sagte sie leise.
    „Echt, du bist glücklich. Hab’s kapiert.“ Beth strich Marmelade auf ihre restliche Toastecke. „Reicht dein Glück schon für ein Omelett?“
    Jess lächelte. „Bin ziemlich dicht dran.“
    „Halt mich auf dem Laufenden. Also, Jess?“
    „Was?“
    „Dieser Jonathan, mit dem du geschnappt worden bist? Magst du den?“
    Jessica sah ihre Schwester eindringlich an. Beth schien ernsthaft interessiert. „Ja, ich mag ihn.“
    „Seit wann kennt ihr beiden euch?“
    „Die Nacht, in der wir geschnappt worden sind, war unser erstes Date.“
    Beth grinste. „Das hast du Mom erklärt. Aber wie kommt es, dass du in der Nacht davor, als du mir deinen Besuch abgestattet und diese Miss-Erwachsen-Rede gehalten hast, komplett angezogen warst?“
    Jessica schluckte. „Ich war was?“
    „Klar. Mit Jeans und Sweatshirt. Du warst total verschwitzt und hast nach Gras gerochen.“
    Jessica zuckte mit den Schultern. „Ich hab einfach … Ich konnte nicht schlafen. Ich bin spazieren gegangen.“
    „Guten Morgen.“
    Jessica erschrak. „Guten Morgen, Mom. Willst du meinen Toast? Ich kann neuen machen.“
    „Gerne, Jess. Danke.“
    „Sieht gut aus, Mom.“
    „Danke.“ Ihre Mutter lächelte, strich das Revers ihres neuen Kostüms glatt und nahm Jessica den Toast ab. Sie setzte sich an den Tisch.
    „Mensch, darfst du heute mit uns frühstücken?“, fragte Beth. „Ich dachte, Aerospace Oklahoma hätte was gegen Familienfreizeit.“
    „Sei still, Beth. Ich muss deiner Schwester etwas sagen.“
    „Au Mann. Vom Toaster direkt in die Bratpfanne.“
    „Beth.“
    Beth stopfte sich Toast in den Mund und hielt die Klappe. Jessica drückte den Hebel des Toasters langsam hinunter, während ihre Gedanken rasten. Sie drehte sich um und setzte sich ihrer Mutter gegenüber, wobei sie krampfhaft überlegte, was sie verraten haben könnte. Sie hatten nichts dem Zufall überlassen. Sie war immer erst gegangen, nachdem die blaue Zeit angefangen hatte – Jonathan brauchte sowieso ein paar Minuten, um den Weg von zu Hause zu ihr zurückzulegen –, und lag wieder im Bett, bevor sie zu Ende war. Vielleicht hatte Mom einen schmutzigen Schuh gefunden oder ein offenes Fenster oder von den Dächern der Gebäude in der Stadt Fingerabdrücke genommen …
    Beth. Jessica sah zu ihrer kleinen Schwester hinüber. Sie musste Mom und Dad verraten haben, dass Jessica Freitagnacht angezogen war. Beth blinzelte unschuldig.
    „Dein Vater und ich haben uns heute Morgen über deine Strafe unterhalten.“
    „Der ist schon wach?“, fragte Beth.
    „Beth …“, hob Mom an, dann brach sie ab. „Genau genommen war er früh wach, ist dann aber gleich wieder eingeschlafen. Wir haben uns beide gestern Nacht hin und her gewälzt. Und wir sind beide zu dem Schluss gekommen, dass wir lieber etwas mehr hätten nachdenken sollen, bevor wir uns für deine Bestrafung entschieden haben.“
    Jessica sah ihre Mutter misstrauisch an. „Heißt das mehr Strafe oder weniger?“
    „Genau“, meinte Beth. „Wollt ihr zwei schlappmachen?“
    „Wir denken, du bist neu in dieser Stadt, und vielleicht suchst du nach Anerkennung. Was du getan hast, Jess, war falsch, aber du wolltest niemandem wehtun.“
    „Ihr macht wirklich schlapp!“
    „Beth, mach dich für die Schule fertig.“
    Beth rührte sich nicht, blieb einfach mit weit offenem Mund sitzen. Jessica konnte nicht ganz glauben, was sie hörte. Dad war normalerweise derjenige, der nachgab, aber Mom hielt ihn immer mit der Erklärung zurück, dass eine Bestrafung, über die man verhandeln konnte, sinnlos wäre. Das gehörte offensichtlich zu den Dingen, die sie Technikern beibrachten.
    „Wir glauben außerdem, dass du jetzt neue Freunde brauchst. Du brauchst Sicherheit und Unterstützung. Dich in deinem Zimmer einzusperren ist ungesund. Das könnte später zu größeren Problemen führen.“
    „Und was ist der Deal? Ich habe keinen Hausarrest?“
    „Du hast immer noch Hausarrest, darfst aber an einem Abend in der Woche Freunde besuchen. Solange wir zu jeder Zeit genau wissen, wo du bist.“
    Beth gab ein Geräusch von sich, das der Toast in ihrem Mund nicht ganz ersticken konnte. Mom langte über den Tisch und nahm Jessicas Hand. „Wir wollen, dass du Freunde hast, Jessica. Wir wollen nur, dass es die richtigen Freunde sind, und wir wollen gewiss sein, dass

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