Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
dran zu haben. Die Lehre steckt voller …“
    „Kram, der mich langweilt“, fiel sie ihm ins Wort. „Wo wir gerade dabei sind …“ Melissa sah sich verächtlich in Jessicas Zimmer um. „Mann, die ist so daylight. “
    Rex runzelte die Stirn. „Sie ist gar nicht so übel. Warum hasst du sie bloß so?“
    „Ich hasse sie nicht, Rex. Sie ist bloß … an ihr ist nichts dran. Ich glaube, sie ist bei der Geburt mit einem echten Midnighter verwechselt worden. Sie hat es immer so leicht.“
    „So würde ich das nicht sagen.“
    Sie traten durch die Tür und standen in einem langen Flur. Melissa stieß die erste Tür auf der linken Seite auf.
    „Riecht nach … kleiner Schwester.“
    „Das schmeckst du?“
    „Das kann ich sehen.“ Melissa deutete auf den Fußboden. Er war übersät mit Röcken, Jeans, Hemden, zerknülltem Papier und Schulbüchern. Zwei Wände bedeckten Poster von Boygroups, und auf dem Bett lag eine kleine, zusammengerollte Gestalt zwischen den Laken, die ein Stofftier umklammerte.
    Rex lachte. „Deine übersinnlichen Fähigkeiten finde ich nach wie vor beeindruckend.“
    Sie machten die Tür zu und drangen tiefer in das Haus ein. Es gab rechts ein Badezimmer, und an einer Seite ging der Flur in ein Wohnzimmer über. Ganz am Ende des Flurs gab es noch eine Tür.
    „Das sieht vielversprechend aus“, meinte Melissa, als sie sie aufstieß.
    Jessicas Eltern lagen da, im Schlaf erstarrt.
    Melissa betrachtete sie: blass und wehrlos. Wie alle Starren sahen sie nicht wirklich menschlich aus, eher wie Schaufensterpuppen, bei denen sich jemand richtig Mühe gegeben hatte, aber aus Versehen in der gruseligen Abteilung gelandet war. Rex schnüffelte im Zimmer herum, schaute in Umzugskartons neben dem Schrank. Wie die anderen Midnighter flippte er bei Starren leicht aus.
    Melissa machten sie überhaupt nichts aus. Nur wenn sie kalt und hart waren, würde sie menschliche Wesen freiwillig anfassen. Sie zog ihre Handschuhe aus.
    „Ich denke, wir fangen mit Mom an.“
     

     

sinneswandel
    7.22 Uhr morgens
    20
    „Guten Morgen, Beth.“
    „Inwiefern?“
    „In Bezug auf Aussehen, Geräusche, Gerüche und alle übrigen Sinne. Die Sonne scheint, und die Vögel zwitschern, und ich überlasse dir diesen Toast, den ich gerade für mich gemacht habe.“
    Beth blieb am Tisch stehen. „Was ist mit dem?“
    „Nichts. Du bist meine Schwester, und ich mache dir Toast.“
    Beth ließ sich auf einen Stuhl fallen und sah ihre große Schwester misstrauisch an.
    „Bist du nicht ein bisschen zu fröhlich für jemanden, der Hausarrest hat?“
    Jessica dachte kurz darüber nach, während sie die Heizspiralen im Toaster betrachtete, die anfingen, in einem warmen Rot zu leuchten. Der Geruch nach Toast stieg aus dem Gerät auf, und sie atmete tief ein.
    „Toast ist fertig“, antwortete sie.
    Beth rümpfte die Nase. „Wenn du viel zu spät kommen willst, könntest du mir dann auch noch ein Omelett machen?“
    „So gut bin ich auch wieder nicht drauf, Beth.“ Der Toast hüpfte. „Bitte sehr.“
    Jessica zog das Brot mit spitzen Fingern heraus und ließ es auf einen Teller fallen, wirbelte herum, und stellte den Teller vor ihrer Schwester ab.
    Beth inspizierte ihn vorsichtig, zuckte dann mit den Schultern und strich Butter auf das Brot.
    Jessica steckte zwei neue Scheiben in den Toaster, während sie vor sich hinsummte.
    Sie fühlte sich immer noch leicht, als ob die Mitternachtsgravitation mit der blauen Zeit nicht ganz weggegangen wäre. Jeder Schritt fühlte sich so an, als ob ein Sprung daraus werden könnte, der sie durch das Zimmer trug, zum Fenster hinaus und in die Luft. Sie hatte die ganze letzte Nacht vom Fliegen geträumt. (Außer in der einen Stunde, in der sie tatsächlich geflogen war.)
    Jonathan und sie hatten auf dem großen, zerfallenen Schild von Mobil Oil auf dem höchsten Bürogebäude von Bixby ihre Zeit verbracht. Es war ein riesiger Pegasus, ein fliegendes Pferd. Es bestand aus unbeleuchteten Neonröhren, die vor dem dunklen Mondlicht schimmerten, und strahlte mit seinen ausgebreiteten Flügeln fast wie ein Engel, der erschienen war, um sie vor den Darklingen zu beschützen.
    Der Stahlrahmen, mit dem es befestigt war, hatte Rost angesetzt, aber Jonathan war sich ziemlich sicher, dass er sauber war. Das Gebäude stand in der Mitte der Stadt, wo sich Darklinge eigentlich nie aufhielten. Er hatte es seit fast zwei Jahren besucht und dort nicht einmal Gleiter gesehen.
    Drei Nächte hintereinander

Weitere Kostenlose Bücher