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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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direkt auf ihn zu.
    Die Katze zuckte zurück, verunsichert. Sie war ein Räuber, nicht gewöhnt, dass Opfer angriffen. Aber dann gewann der Jagdinstinkt die Oberhand. Mit ausgefahrenen Krallen stürzte sie sich mit einem Sprung auf sie, wie ein einziger, riesiger, schlangenförmiger fester Muskelstrang.
    Sie schleuderte die Kette.
    Das Metall entzündete sich in dem Moment, als es sich von ihrer Hand löste, die Glieder loderten nacheinander wie aneinandergereihte Feuerwerkskörper auf. Brennender Stahl und der Panther schossen aufeinander zu, Bestie und Metall kollidierten mit einem Donnerschlag mitten in der Luft. Die jaulende Katze wurde zurückgeschleudert. Sie überschlug sich einmal und kam am Rand der Schlangengrube wieder auf die Füße, kopfschüttelnd.
    Ihre kalten Augen fixierten Jessica.
    Eine Sekunde später schien die Welt zu explodieren.
    Ein Blitzstrahl schoss aus der Schlangengrube auf, züngelte die wenigen Meter durch die Wüste und traf den Körper des Panthers. Die ganze Schlangengrube schien für kurze Zeit in einer kalten, blauen Flamme aufzugehen, rauschend wie einsetzender Regen, und dann schleuderte eine ohrenbetäubende Explosion Jessica zu Boden. Sie rollte über den Boden, der Schlag erschütterte den festen Wüstensand unter ihr.
    Einen Moment lang konnte sie sich nicht bewegen. Ihr schwirrte der Kopf, und sie konnte nichts sehen außer dem Blitz, der in die große Katze eingeschlagen hatte, ein Nachbild, das sich wie ein Kamerablitz vor ihren Augen eingebrannt hatte.
    Jessica zwang sich, die Augen zu öffnen, und erhob sich schwankend, hustend, ohne zu wissen, wo hinten oder vorn war. Tränen überströmten ihr Gesicht. Als sie sie wegblinzelte, sah Jessica eine verschwommene Gestalt, die durch die Luft auf sie zu wirbelte.
    Sie trat einige tastende Schritte rückwärts. Die Gestalt landete vor ihr.
    Jessica hob eine Hand instinktiv an ihren Hals, aber die Kette war nicht mehr da. Sie war schutzlos.
    Eine Hand griff nach ihrem Arm.
    „Hier lang, Jess.“
    Die Schwerkraft fiel von ihr ab. Plötzlich fühlte sie sich federleicht.
    „Jonathan.“
    Mit einem einzigen aufwärtsgerichteten Schritt zog er sie über die knisternde Grenze. Sie war wenige Meter vom Rand der Schlangengrube entfernt gewesen. Lichter zuckten um sie herum, die Haare standen ihr zu Berge, als ob sie in ein elektrisierendes Bad gestiegen wäre.
    Jessica stolperte, als sie in der Grube landeten, und als Jonathan ihren Arm losließ, rutschten ihre Füße auf einem Abhang mit weicherem Sand aus. Sie setzte sich ungewollt auf den Hintern.
    „Jess?“
    „Ich bin in Ordnung.“ Sie blinzelte sich den Staub aus den Augen, bis es ihr gelang, Jonathan zu erkennen. Er atmete schwer, kniete neben der Stelle, wo sie saß, loser Sand rutschte neben ihnen auf die Mitte der Grube zu.
    „Ich habe versucht, den Darkling aufzuhalten, aber der war so schnell hinter dir her“, sagte er atemlos. „Ich dachte, ich würde zu spät kommen.“
    „Nein, du kamst genau richtig.“ Jessica schüttelte ihren Kopf, versuchte, das Klingeln in ihren Ohren loszuwerden. Ihre Finger und Zehen kribbelten, als ob eine riesige Kraft durch sie hindurchgefahren wäre und dabei ihren Körper elektrisiert hätte. Jeder Atemzug schien sie mit Energie zu füllen. Beinahe hätte sie angefangen zu lachen.
    „Ich hab Hilfeleistung verloren. Ich meine, ich habe damit nach dem Psychokätzchen geworfen“, brabbelte sie.
    „Ich hab das alles gesehen. Es war unglaublich.“
    „Ist sie weg? Deine Kette?“
    „In lauter Einzelteile zerlegt. Ich werde dir aber eine neue geben.“
    „Oh, gut.“
    Jessica kicherte, dann zwang sie sich, langsam tief einzuatmen. Das Kribbeln in ihrem Körper ließ nach. Endlich konnte sie wieder klar sehen. Jonathans Gesicht war vor Sorge verzerrt.
    „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, fragte er. „Du siehst aus, als hättest du gerade mit einer Gabel in eine Steckdose gepikt.“
    „Ach ja? Danke.“ Jessica erhob sich schwankend auf die Füße, und er reichte ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. „Mir geht’s gut, ehrlich.“
    Sie fühlte sich tatsächlich großartig. Sie strich sich das Haar glatt, das in alle Richtungen abstand.
    „Äh, Jessica …“
    „Ja?“
    „Hast du dich geschminkt?“
    Sie klopfte sich den Staub ab. „Darf sich ein Mädchen nicht für eine Party zurechtmachen?“
    Jonathan zog eine Augenbraue hoch und sah sich um. Am Boden der Schlangengrube lagen überall Metallteile verstreut,

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