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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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das vom flackernden Feuer beleuchtet wurde. Er sah jünger aus als die meisten anderen Typen.
    Sie lächelte. „Du bist also aus Broken Arrow, Steve?“
    „Stimmt. Hier geboren. Im Augenblick stehst du übrigens mitten im Zentrum von Broken Arrow. Wie du siehst, ist dies eine Stadt, die niemals schläft. So was wie Bixby, aber ohne die Wolkenkratzer.“
    Jessica lachte. „Eine florierende Metropole.“
    „Genau, nur weiß ich leider nicht, was ,florierend‘ heißt.“
    „Ach so. Es bedeutet, ähm …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ziemlich flach und windig?“
    Steve nickte. „Wenn das so ist, dann floriert Broken Arrow unheimlich.“
    Jetzt wurde Jessica im Gesicht kalt. „Ich glaube, ich bin auf dieser Seite gar“, sagte sie und machte ihm neben sich Platz, während sie sich umdrehte. Sie sah noch einmal auf ihre Uhr. Zwei Minuten. Sie streckte die Hände aus, um vielleicht ein bisschen Wärme vom Feuer für ihren Spaziergang zu speichern.
    „Du hörst dich aber nicht so an, als kämst du aus Bixby.“
    „Ich bin gerade aus Chicago hierhergezogen.“
    „Chicago? Mann. Echte Wolkenkratzer. Oklahoma muss dir total verrückt vorkommen.“
    „Ist ziemlich anders, kann man wohl sagen. Außer dem Wind, der ist ziemlich genau so wie in Chicago.“
    „Dir ist echt kalt, was? Willst du meine Jacke?“
    Steve trug eine Daunenjacke. Sie sah unglaublich warm aus.
    Jessica schüttelte ihren Kopf. „Nein, das kann ich nicht machen.“
    „Bist du sicher?“
    „Unbedingt.“ Sie sah auf ihre Uhr. „Eigentlich muss ich jetzt gehen.“ Steve machte ein enttäuschtes Gesicht. „Du gehst schon wieder? Hab ich was Falsches gesagt?“
    „Nein, gar nicht. Ich wollte bloß einen Spaziergang machen. Zur Schlangengrube rüber.“
    Steve nickte. „Um Mitternacht, was? Weißt du, wo das ist?“
    „Glaub schon. Ich hab eine Karte.“
    „Ich bring dich hin.“
    Jessica biss sich auf die Lippe. Sie hatte nie vorgehabt, einen Nichtmidnighter mitzubringen. Aber wo sollte das Problem sein? Steve war sicher, egal, was an der Schlangengrube passieren sollte. Er wäre die ganze Zeit starr. Und bei der konturenlosen Finsternis war ihr nicht wohl bei der Vorstellung, sich allein vom Feuer zu entfernen. Solange sie Steve dabeihatte, würde sie sich wenigstens nicht verlaufen. Er lächelte unsicher, in angstvoller Erwartung ihrer Antwort. „Einverstanden“, sagte sie. „Gehen wir.“
     
    Die Kälte packte ihren Körper sofort, als sie sich vom Feuer abwandte, kroch wie mit Eisfingern unter ihre geliehene Jacke. Jessicas Beine froren in den Strumpfhosen, und ihre Hände wurden kälter und kälter, egal wie tief sie sie in ihren Taschen vergrub.
    „Wer hat dir denn von der Schlangengrube erzählt?“, fragte Steve.
    „Ach, eigentlich alle. Constanza hat mal davon erzählt, und das hörte sich irgendwie, na ja, interessant an.“
    „Und du wolltest allein da hingehen? Mann, du bist ein echt mutiges Mädchen.“
    „Ich hab manchmal meine idiotischen Momente“, stimmte Jessica zu. Sie konnte hören, wie ihre Zähne klapperten.
    „Dir ist doch kalt, Jessica.“ Steve legte einen Arm um sie. Der Daunenärmel auf ihren Schultern half tatsächlich, obwohl es sich nicht richtig anfühlte, so dicht neben einen Jungen zu gehen, der nicht Jonathan war.
    „Danke.“
    „Kein Problem.“
    Als sie über die Wüste wanderten, fragte sich Jessica, woher Steve wusste, wohin sie gingen. Es gab keine Hinweisschilder, so weit sie sehen konnte, außer der Milchstraße, die in die Richtung zeigte, in die sie gingen. Das bedeutete, dass sie sich entweder nach Osten oder nach Westen bewegten. Sie würde auf ihren Kompass sehen müssen, wenn sie es genau wissen wollte.
    „Bist du sicher, dass du weißt, wo wir hingehen?“
    „Na logo. In Broken Arrow geboren und aufgewachsen, muss ich leider zugeben.“
    „Na gut.“
    Sie sah auf ihre Uhr. Fünf Minuten.
    „Keine Sorge, wir sind um Mitternacht da“, sagte Steve. „Pünktlich zur Show der bösen Geister.“
    Sie lächelte kläglich. „Will ich auf keinen Fall verpassen.“
    Aus einem Augenwinkel sah sie ein flackerndes Licht. Es war das Lagerfeuer, rechts von ihr. Sie fragte sich, warum es nicht mehr hinter ihnen war.
    Jessica sah zum Himmel hoch. Jetzt verlief die Milchstraße quer zu ihrem Weg. Sie waren entweder nach Norden oder nach Süden abgebogen.
    „Steve? Wie weit ist die Schlangengrube weg?“
    „Ach, vielleicht noch zehn Minuten.“
    „Zehn Minuten? Es ist aber schon fast

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