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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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träge einen vollen Kreis, dann zeigte sie schließlich in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    Sie war aber nach Osten gelaufen. Norden konnte nicht hinter ihr liegen.
    Ein Laut kaum über die Wüste auf sie zu, ein tschilpender Ruf.
    Jessica suchte den Himmel ab. Direkt vor ihr zeichneten sich fledermausartige Flügel vor dem aufgehenden Mond ab. Ein fliegender Gleiter, nah genug, um sie zu entdecken. Sie musste in Bewegung bleiben. Aber wohin?
    Sie wandte sich in die Richtung, von der der Kompass behauptete, es wäre Osten. Vor ihr lag nichts außer der konturenlosen, blauen Wüste. Mit verärgertem Blick sah sie auf den Kompass.
    Die Nadel zeigte in eine andere Richtung. Norden lag angeblich immer noch hinter ihr, obwohl sie jetzt woanders hinlief.
    „Was zum …“
    Jessica lief einen kleinen Kreis. Egal wohin sie lief, die Nadel zeigte immer direkt auf sie.
    „Super, jetzt bin ich also der Nordpol“, murmelte sie. Wieder was für Rex zum Nachforschen.
    Falls sie lang genug lebte, um ihn wiederzusehen.
    Sie stopfte den nutzlosen Kompass in ihre Tasche und sah zu den Sternen auf. Die Milchstraße lief von Osten nach Westen, wenigstens hatte sie das getan, bevor der Kompass wegen Midnight abgedreht war. Am einen Ende des leuchtenden Flusses war der aufgehende Mond.
    „Jessica, du Idiotin!“ Die Sonne ging im Osten auf – warum nicht auch der dunkle Mond?
    Sie war die ganze Zeit in die richtige Richtung gelaufen.
    Jessica fing wieder an zu rennen, so schnell sie konnte. Wenn der Gleiter sie entdeckt hatte, gab es keine Zeit zu verlieren. Entweder hatte sie die richtige Richtung eingeschlagen, oder es war aus mit ihr.
    Der Mond stand jetzt höher, nahm mit seinem unheimlichen, breiten Gesicht im Osten den Horizont ein. Beflügelte Wesen versammelten sich vor ihr, dunkle Silhouetten vor dem kalten Mondlicht.
    Plötzlich sah sie vor sich etwas wie blaue, zuckende Blitze. Nur sahen sie verkehrt herum aus, sie schienen vom Boden in den Himmel zu springen, sich aus einem dicken Stamm wie Feuerfinger auszubreiten, wie ein riesiger, blattloser Baum, der plötzlich in blauem Licht erstrahlt. Mehr Blitze schossen aus der Erde auf, und Jessica hörte die Schreie der fliegenden Gleiter. Sie sah, wie einer vom Himmel fiel, weil ihn ein blau-elektrisierter Zweig berührt hatte.
    „Dess“, sagte sie. Die Blitzstrahlen waren die Verteidigung der Schlangengrube, die zum Leben erwachte. Jessica war auf dem richtigen Weg. Sicherheit war nah.
    Sie rannte schneller.
    Die fliegenden Kreaturen schienen die Verteidigung zu prüfen und versuchten, an den Blitzen vorbei in die Schlangengrube zu kommen. Als sich der Gleiterschwarm verdichtete, zuckten die Blitze wilder, bildeten einen zitternden Bogen aus blauen Flammen über der Grube. Das verdörrte Unkraut um Jessica warf lange, flackernde Schatten.
    Noch dreißig Sekunden, dann war sie in Sicherheit.
    Eine riesige, dunkle Gestalt erhob sich über den blauen Bogen, zu groß für einen Gleiter. Sie kam direkt auf Jessica zu und setzte zur Landung an, mit Schwingen, die groß genug waren, um das Feuerwerk dahinter fast zu verdecken.
    Abrupt blieb sie stehen, keuchend. Als der Darkling landete und seine Flügel einzog, konnte sie zusehen, wie sein Körper brodelte und sich verwandelte, bis eine geduckte Gestalt aus Muskeln, Klauen und blitzenden Augen zurückblieb. Ein Panther.
    Der blaue Bogen, der die Schlangengrube bewachte, lag nur wenige Meter hinter ihm. Sie war fast da.
    Jessica zog Jonathans Kette ab und hielt sie fest in einer Hand. Sie flüsterte ihren Namen: „Hilfeleistung.“
    Das Biest brüllte, worauf der harte Wüstenboden unter seinen Füßen erzitterte. Es bäumte sich auf, Säbelzähne ragten aus seinem Maul.
    Für einen Moment wurde Jessica von der gleichen paralysierenden Angst überwältigt, der sie schon einmal in die Falle gegangen war, als sie zum ersten Mal einen Darkling gesehen hatte. Aber dann erinnerte sie sich, wie fröhlich Dess den Panther weggeputzt hatte, im wilden Funkenwirbel einer fliegenden Radkappe.
    Diesmal war Jessica nicht hilflos.
    „Du hast ein fettes Problem, Psychokätzchen“, sagte sie und hielt die Kette hoch in die Luft.
    Das Biest knurrte bloß unbeeindruckt.
    Sie machte sich zum Angriff bereit, die Kette in ihrer Hand zu einem Ball zusammengerollt. Wozu warten, bis mehr Darklinge auftauchten.
    Der Panther machte einen Buckel, mit funkelnden Augen, als ob er spüren würde, was sie vorhatte.
    Jessica holte tief Luft und rannte

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