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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Mitternacht.“ Ein Schauder durchfuhr Jessica, eisiger als die Kälte. „Meine Freundin hat gesagt, sie wäre ganz nah bei der Feuerstelle.“
    „Ist dir kalt? Wir können bei meinem Wagen Pause machen, wenn du willst.“
    „Bei deinem Wagen?“
    „Der steht gleich hier“, sagte Steve und zog sie dichter an sich. „Wir könnten uns aufwärmen.“
    Sie entzog sich ihm. „Ich muss aber um Mitternacht da sein!“
    Die in einer Reihe geparkten Fahrzeuge tauchten vor ihnen auf. Er hatte sie im Kreis geführt.
    „Hör mal, Jessica“, sagte er. „Die Schlangengrube ist keine große Sache, okay? Sie ist bloß ein stinkendes Loch voller Regenwasser und Schlangen. So stellt sich Broken Arrow Magie vor, fürchte ich.“ Er trat näher. „Ich kann dir was viel Interessanteres zeigen.“
    Jessica wirbelte herum und lief schnell zum Feuer zurück, mit einer Hand zerrte sie dabei die Karte und die Taschenlampe aus der Tasche. Ihre Finger tasteten, taub und steif gefrören von der Kälte.
    „Jessica …“ Sie hörte seine Schritte hinter sich.
    Sie ignorierte ihn, während sie die Karte auseinanderfaltete. Darauf lag die Schlangengrube gleich in der Nähe im Osten von der Feuerstelle. Jessica beleuchtete Dess’ Kompass mit ihrer Taschenlampe und wandte sich vom Feuer ab, nach Osten.
    Sie hörte, wie ihr Steves Schritte folgten, ignorierte ihn aber, in der Hoffnung, er würde das Interesse verlieren und gehen.
    Jessica schob alles in ihre Taschen zurück und beschleunigte ihre Schritte. Dess hatte gesagt, sie könnte die Schlangengrube nicht verfehlen. Vermutlich stach das Loch wie ein langer, dunkler Fleck in der Wüste hervor.
    Steves Hand packte sie an der Schulter. „He, warte, Jessica. Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass das so eine große Sache ist.“
    Sie riss sich von ihm los. „Schmeiß dich an jemand anderen ran.“
    „Ich wollte nicht …“ Er hörte auf zu laufen, und seine Stimme wurde leiser. „Du wirst dich hier draußen verlaufen, Jessica“, rief Steve. „Es ist gleich Mitternacht. Willst du hier draußen ganz a…“
    Seine Stimme brach plötzlich ab, wie bei einem Radio, wenn man es abstellte. Das Licht veränderte sich, das vertraute Blau legte sich wie die Dämmerung über die Wüste. Die Luft wurde still und leise. Sofort war es wärmer, aber Jessica zitterte.
    Midnight war da.
    Sie fing an zu laufen.

schlangengrube
    12.00 Uhr Mitternacht
    25
    Als Jessica zu laufen begann, hatte sie kurz über ihre Schulter gesehen und bei Steves Anblick das Gesicht verzogen. Er hatte sie direkt angesehen, als er mit der Midnight erstarrte. Irgendwie musste sie am Ende der geheimen Stunde hierher zurückkehren. Wenn sie nicht genau am gleichen Fleck stand, würde es ihm so vorkommen, als ob sie plötzlich vor seinen Augen verschwunden wäre.
    Aber als sie sich abwandte, lächelte Jessica. Wenn sie überhaupt nicht zurückkehren würde, musste er denken, sie hätte sich in Luft aufgelöst.
    Mit dem Gedanken konnte sie leben.
    Die Wüste war ein blauer Raum, weit und flach, als ob man über einen endlosen Ozean rennen würde. Im Licht der Midnight wurden dann aber ein paar Konturen sichtbar. Vereinzelte Wolkenfetzen hingen über ihr, und ein paar dürre, verkrüppelte Pflanzen klammerten sich an die harte Erde. Die Sterne waren noch zu sehen, und an der Milchstraße konnte Jessica erkennen, dass sie die richtige Richtung eingeschlagen hatte.
    Kein Zeichen von Darklingen oder Gleitern, wenigstens das. Noch nicht.
    Aber auch kein Zeichen von der Schlangengrube.
    Jessica kam sich wie eine Idiotin vor, weil sie Steve vertraut hatte. Wenn sie sich an den Plan gehalten hätte, allein von der Party zu verschwinden und Dess’ Karte zu folgen, wäre sie inzwischen sicher in der Schlangengrube angekommen.
    „Ich bin ein elender Feigling.“ Jessica spuckte zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. Wie sollte sie Darklinge und Gleiter überleben, wenn sie vor einem kleinen Spaziergang allein in der Dunkelheit Angst hatte?
    Während sie rannte, suchte Jessica den Horizont nach der Schlangengrube ab, nach irgendetwas, das größer war als verkrüppeltes Buschwerk. Wie weit hatte Steve sie von ihrem Weg abgebracht? Ihre Uhr sagte ihr, dass sie sechs Minuten gelaufen war.
    Ihre Füße hielten inne. Das kam ihr zu weit vor, wenn man von fünf Minuten Spazierengehen ausging.
    Sie zog den Kompass aus der Tasche. Würde er in der geheimen Stunde funktionieren?
    „Komm schon, komm schon“, flüsterte Jess. Die Nadel schlug

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