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Die Erziehung - Roman

Die Erziehung - Roman

Titel: Die Erziehung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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war von Händlern, Wagen und Karren verstopft. Zwei Esel zogen eine Ladung Stroh vorbei, und ein luftiger Staub rieselte über den Boden. Die Partikel, von der Brise zerstreut, drangen Gaspard in die Nase und belegten seine Schleimhäute. Er hatte sofort den Geschmack von feuchtem Stroh im Mund, die Erinnerung an die Felder kam ihm hoch, auf denen die Strohballen, unbewegliche Riesen, in der flimmernden Luft lagen. Er ließ die Zunge auf seinem Gaumen schnalzen, froh, dass dieser Geruch für ein paar Augenblicke den des Flusses vertrieb. Am anderen Ende der Brücke sah er das Volk der Ufer, genauso schwarzbraun wie der nährende Lehm. Bestimmt bestrafte das eisige Wasser ihre Glieder mit schmerzhaften Bissen. Die Seine war feindselig, rauschte wie ein Vorzeichen, schreckte jeden ab, der sich ihr nähern wollte. Die grauen, stelengleichen Gerippe der Schiffe spalteten ohne große Überzeugung das Wasser. Die gegen die hohen Winde kämpfenden Möwen setzten sich auf die Masten, das Gefieder voller Erde, die Flanken mager. Während er sie beobachtete, packte ihn plötzlich ein Mann an der Jacke und flehte ihn an, ihm ein paar Sous zu geben. Sein Gesicht verschwand hinter einer Schmutzschicht, nur ein einheitliches Schwarzbraun war übrig geblieben. Es hätte Gaspards Gesicht sein können zu Zeiten, als er noch den Schlamm des Flusses aufgewühlt hatte. Der Kerl stammelte etwas von einer krebskranken Frau, von Mündern, die zu stopfen waren. Überrascht packte Gaspard die beiden Hände, deren rauen Dreck er spürte, und zwang sie, ihn loszulassen. Auf seiner Jacke war der Abdruck der Finger zu sehen. Er stieß den Mann von sich. Dieser schwankte, hielt sich zitternd am Brückengeländer fest und wandte sich dann mit wässrigen Augen an den nächsten Passanten. Gaspard ging schneller, rieb seine Jacke an den Stellen ab, wo die Hände ihre Flecken zurückgelassen hatten. Erst fühlte er sich schmutzig, dann wurde ihm bewusst, dass ihn der Bettler für einen Adeligen gehalten hatte. Das bedeutete, dass er in seiner Kleidung überzeugend wirkte; aber auch, dass seine Reaktion, so impulsiv sie sein mochte, die eines Adeligen war. Der Anzug bot die Rolle, und Gaspard verschmolz sicher damit. Diese Feststellung gab ihm Auftrieb, sein Gang wurde kämpferisch, und er reckte das Kinn. Er überquerte die Ile de la Cité und nahm sich fest vor, mit Etienne darüber zu sprechen, wie Billod ihn behandelte, mit ihm nach Möglichkeiten zu suchen, das Atelier auf dem schnellsten Weg zu verlassen. Ohne etwas von seinem Schwung zu verlieren, ging er über die Place de Gesvres, deren Tumult er kaum wahrnahm. Passanten und Schaulustige strömten vor das Grand-Châtelet. Wasserträger und Händler blieben stehen und unterhielten sich laut und gestenreich. Gaspard, zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, nahm an, dass eine kleine Truppe eine Vorstellung gab. In der Nähe des Flusses wurde die Kälte schleimig, machte die Füße, die in den Schuhen brannten, und die Hände, die seine Achseln nicht mehr zu wärmen vermochten, klamm und hart.
    Erleichtert betrat er die Herberge, in der Etienne ihn erwartete. Der Raum war mit massiven Tischen vollgestellt. An einem von ihnen saß Etienne. Fünf oder sechs Gäste spielten Karten, kniffen die Augen zusammen, um ihr Spiel in dem schmierigen Dunkel zu erkennen. In dem schwarzen Maul eines Kamins brannte ein Holzfeuer. Seine Wärme kämpfte gegen die klösterliche Kälte, die unter der Tür eindrang. Gaspard setzte sich mit dem Rücken zum Herd, rieb sich die Hände. »Da bin ich«, sagte er, »ich bin sofort gekommen. Billod ist schon wütend, und er wird es noch mehr sein, wenn er bemerkt, dass ich das Atelier verlassen habe.« Etienne gab dem Wirt ein Zeichen und wandte sich dann resolut an den jungen Mann: »Wir haben nicht viel Zeit, trinken Sie etwas, um sich aufzuwärmen, dann gehen wir.« Gaspard fiel der Glanz in seinen Augen auf, die Aufregung in seiner Stimme, die er bereits am Abend ihres Besuchs in der Basse Geôle bemerkt hatte. Er bestellte einen Glühwein, der ihm dick und rauchend serviert wurde, und fragte sich, was der Grund für Etiennes Jubel war. Dieser sagte nichts mehr. Er schaute zu, wie Gaspard trank. »Billod zwingt mich, wieder im Keller zu schlafen«, beharrte Gaspard, als er sein Glas absetzte. Etienne nickte, dann stand er auf. »Beeilen wir uns.« Verdrossen durch diese schamlose Gleichgültigkeit stand der junge Mann auf, legte ein paar Münzen auf den Tisch. Etienne

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